Schalkes Torwart Fährmann spricht über Bayerns Nummer 1
"Bin erleichtert, wenn Neuer mal einen Fehler macht"



Die Stimmung auf Schalke geht Ralf Fährmann unter die Haut. Im übertragenen Sinn gilt das auch für den Klub als solches - Fährmanns Tattoo auf dem rechten Unterarm zeugt davon. Er hat sich einst zwar kein Schalke-Emblem stechen lassen, wohl aber ein Ziffernblatt, dessen Zeiger auf 19.04 Uhr stehen und damit das Gründungsdatum des Vereins symbolisieren. Fährmanns Tage beim FC Schalke begannen fast 100 Jahre später, 2003. Und sein früherer Klub-Konkurrent ist Gegner am nächsten Samstag:

Fährmann erinnert sich noch gut an die gemeinsame Zeit. "Wir sind zwei Jahre auseinander. Ich habe uns vielleicht auch deshalb in unserer Jugendzeit nicht als Konkurrenten auf Augenhöhe wahrgenommen", sagt der 27-Jährige über den Weltmeister. Im Profibereich kam Fährmann nicht an Neuer vorbei und versuchte deshalb sein Glück ab 2009 bei Eintracht Frankfurt. Nach Neuers Wechsel zu Bayern München 2011 wurde Fährmann doch noch sein Nachfolger auf Schalke.

Neuers Entwicklung hat Fährmann immer besonders aufmerksam verfolgt. "Was ich überragend an ihm finde ist, dass er seine konstant guten Leistungen über so unendlich viele Spiele hinweg immer wieder bestätigt", sagt Schalkes Schlussmann. "Ich glaube, dass man das gern mal unterschätzt, aber man darf nicht vergessen, dass er mit dem FC Bayern ja auch in der Champions League und im DFB-Pokal oft bis zum Ende dabei ist. Er hat somit nicht wie viele andere nur bis zum Winter oder möglicherweise bis zum Frühjahr diese Englischen Wochen, sondern die ganze Saison über."

Fährmann gibt es gerne zu: "Ich bin manchmal erleichtert, wenn auch er mal einen Fehler macht, was gefühlt ja ohnehin nur alle 60 Spiele einmal vorkommt. Aber es zeigt, dass er ein kein Außerirdischer ist, sondern ein Mensch." Und wenn Neuer unglücklich agiert, wird das für Fährmanns Geschmack schnell übertrieben dargestellt. "Im Hinspiel jüngst gegen Arsenal London hat man seine Aktion, die zum 0:1 führte, zu einem Riesenpatzer aufgebauscht, im Grunde hat er aus meiner Sicht aber nur eine Flanke falsch eingeschätzt und sich den Ball nicht selbst reingehauen."
Fährmann bleibt seinem eigenen Stil treu

Was Fährmann an Neuer noch schätzt? "Er hat die Torhüterposition revolutioniert und ist risikobereit, was ich sehr gut finde. Es zeigt, wie viel Mut er hat - zum Beispiel in den Momenten, in denen er weit aus seinem Tor kommt, um den Ball zu klären." Fährmanns Ding ist das eher nicht. "Ich mache das nicht so oft, weil ich ein anderer Typ bin. Schon gar nicht würde ich den Ball wie Manuel noch mit der Brust annehmen und den Gegner dann noch versuchen mit dem Fuß auszuspielen - da kennt er nichts. Das hat er damals auf Schalke schon gemacht."

Vielleicht macht es Neuer am Samstag (ab 15.30 Uhr live! bei kicker.de) wieder. Eines steht jedoch fest: Gelingt den Schalkern ein Sieg gegen Neuer und Co., kocht die Stimmung in der Arena. Ein Moment, der nicht nur Fährmann unter die Haut gehen würde.

kicker.de