Hallescher FC Der dritte Anlauf zurück



Gegen Duisburg kam Sören Bertram (r.) als Einwechselspieler aufs Feld und musste einiges einstecken.

Sören Bertram steht gegen Unterhaching vor seinem Startelf-Comeback. Zwei Verletzungen hatten ihn in dieser Saison bereits zurückgeworfen.

Sören Bertram pflegt ein ganz bestimmtes Ritual, wenn es vor dem Anpfiff eines Fußball-Spiels Richtung Stadion-Innenraum geht: „Ich versuche, immer der Letzte zu sein, der die Kabine verlässt. Ist so ein kleiner Tick, wie ihn wohl jeder hat“, sagt er grinsend.

Wenn es am Sonnabend im Drittliga-Punktspiel gegen Unterhaching geht, wird der Profi des Halleschen FC also wieder seinen Abmarsch bewusst verzögern. Bemerkenswert ist daran: Er darf seinen kleinen Aberglauben endlich einmal wieder praktizieren. Denn wenn Trainer Sven Köhler sagt: „Die Chance ist durchaus gegeben, dass Sören von Beginn an spielt“, darf das beim verbalen Defensiv-Spieler Köhler durchaus als Bestätigung der Eindrücke aus dem Abschluss-Training gelten.
Indizien sind offenkundig

Die Indizien für eine neu formierte Anfangself sind offenkundig: Bertram erhielt am Freitag im Abschlusstraining ein gelbes Leibchen, das in der Regel die Spieler der Startelf des Folgetages tragen. Maximilian Jansen, zuletzt auf der linken Mittelfeldseite gesetzt, bekam keines. Der Konkurrenz-Kampf der beiden scheint zunächst entschieden. Dass Jansen den Rivalen dann beim Spielchen ziemlich heftig von den Beinen holte und später dann auch noch umstieß, wertete Sören Bertram allerdings dennoch nicht als Frust. „Nee, das war nicht mit Absicht.“

Dass Jansen durchaus enttäuscht sein könnte, verstehen aber sowohl Bertram wie auch Köhler: „Max hat doch tolle Spiele gemacht“, sagt Bertram. „Er hat immer seine Leistung gebracht“, ergänzt der Trainer, der aber dann noch darauf verweist, dass Jansen Anfang der Woche gesundheitlich angeschlagen war. Was wohl neben Bertrams größerer Dynamik in der Offensive letztlich den Ausschlag für die Wechsel-Entscheidung gegeben haben dürfte.

Sören Bertram brennt auf seinen Einsatz: „Ich fühle mich endlich wieder körperlich so fit, dass ich Kraft für 90 intensive Minuten habe“, sagt er. „Jetzt bin ich endgültig aus der Talsohle.“ Und diese war reichlich tief.
Der Disziplinierte und der Dynamische

Hinter dem 23-Jährigen liegt eine Seuchensaison. Nur 618 Minuten kickte er bei zwölf Einsätzen. Ein Treffer gelang dem elffachen Schützen der letzten Serie nicht. Die Gründe: Am fünften Spieltag gegen die Stuttgarter Kickers (1:2) riss er sich das Syndesmoseband im Fuß. Acht Spiele Pause. Ende Oktober brach er sich in der Partie gegen Wiesbaden (3:1) den rechten Unterarm - nochmal drei Partien raus. Jansen spielte sich danach auf Bertrams angestammter Position fest. Der 21-Jährige machte keine Fehler. Obwohl Bertram immer mehr im Training zulegte, hatte Köhler keinen Grund zu wechseln. „Schön, wenn ein Trainer solche Alternativen hat und sich zwischen zwei richtig guten Spielern entscheiden kann“, sagt Manager Ralph Kühne. Der Unterschied zwischen beiden: „Max ist disziplinierter, Sören dynamischer in der Offensive.“
Ein Neustart

Bertram sieht es ähnlich. „Ich weiß, dass ich meine Stärke nicht gerade im Rückwärtsgang habe“, sagt er. Zugleich weiß er im Notfall hinter sich seinen vielfach bewährten privaten Sicherheits-Verantwortlichen: Florian Brügmann. „Wir spielen seit gut sechs Jahren - seit unserer Jugendzeit beim Hamburger SV - zusammen und verstehen uns blind. Das passt“, meint er über seinen alten Kumpel mit dem zwischenzeitlich auch beim Zweitligisten VfL Bochum kickte.

Mit dieser Absicherung im Rücken freut sich Sören Bertram verständlicherweise auf seine Chance. „Das ist jetzt wie ein Neustart“, sagt er und wünscht sich vor allem eines: „Ich hoffe erst einmal, dass ich wirklich 90 Minuten durchkomme.“ Heißt: Hoffentlich ereilt ihn nicht wieder irgendein Pech, das ihn erneut aus der Bahn werfen könnte. Einen hilfreichen Aberglauben, der Verletzungen vorbeugt, kennt nämlich auch Sören Bertram nicht.