Präsident Michael Schädlich will noch einen Aufstieg feiern



Ein Mann mit Visionen: HFC-Präsident Michael Schädlich möchte mit dem HFC noch einmal aufsteigen.

HFC-Präsident Michael Schädlich spricht im Interview über das Jahr 2015, die Zukunft von Trainer Stefan Böger und diesen einen Traum, der ihn jeden Tag antreibt.

Michael Schädlich ist gerade auf dem Weg an die Ostsee, als ihn die MZ am Telefon erwischt. Der Präsident des Halleschen FC gönnt sich mit seiner Frau einen wohlverdienten Kurzurlaub. Doch komplett abschalten kann er nicht. Zu spannend ist es gerade beim Drittligisten. Daniel George hat sich mit dem 61-jährigen Vereinsoberhaupt über das Jahr 2015 und seine Visionen unterhalten.

Herr Schädlich, verraten Sie uns, welches Geschenk bei Ihnen unter dem Weihnachtsbaum lag?

Schädlich: Meine Frau hat mir einen Arm- und Beintrainer besorgt. Wir haben uns vorgenommen, im neuen Jahr unsere Fitness zu verbessern. Das wird eine große Herausforderung (lacht).

Haben Sie über die Feiertage denn etwas abschalten können?

Schädlich: Ganz abschalten geht nicht, aber das ist nicht schlimm. Ich habe an Weihnachten zum Beispiel einen lieben Fotogruß von einem HFC-Fan erhalten, der gerade im Urlaub in Thailand ist und sein Jubiläumstrikot dabei hatte. Aber meine Familie stand im Mittelpunkt. Ich habe eine Enkeltochter und einen Enkelsohn, da kam ordentlich Stimmung auf (lacht).

Passend zum Jahreswechsel: Was war Ihr schönster Augenblick 2015 mit dem HFC?

Schädlich: Das Landespokalhalbfinale der vergangenen Saison gegen den 1. FC Magdeburg habe ich aus der Ferne verfolgt. Ich war zu diesem Zeitpunkt in China und habe das Spiel mit drei Kollegen auf dem Tablet gesehen. Der eine Kollege, der sich gar nicht für Fußball interessiert, meinte fünf Minuten vor dem Ende, dass der HFC das Elfmeterschießen gewinnt. Wir haben das abgetan. Nur wussten wir nicht, dass unser Stream zeitverzögert lief und er auf seinem Handy schon das Ergebnis sehen konnte. Das war so ein Moment, an den ich mich noch in 20 Jahren erinnern werde. Auch, weil es mit uns natürlich den richtigen Sieger gab.

Was war Ihr traurigster Moment des Jahres?

Schädlich: Traurig ist das falsche Wort, aber emotional belastend war mit Sicherheit die Trennung von Trainer Sven Köhler. Da kann man so cool sein, wie man will: Nach acht Jahren vertrauensvoller Zusammenarbeit geht einem das sehr nah. Das war ein Moment, den wir am liebsten nicht erlebt hätten.

Sven Köhler war zuletzt als Trainer bei Rot-Weiß Erfurt im Gespräch. Hoffen Sie, dass er im Winter einen neuen Verein findet oder beschäftigen Sie sich momentan nicht mit diesem Thema?

Schädlich: Es gibt drei Gründe, warum wir uns darüber durchaus Gedanken machen.

Und welche wären das?

Schädlich: Zum einen wünsche ich ihm, dass er eine neue Herausforderung findet. Außerdem müssen wir bei aller Sympathie für Sven Köhler auch wirtschaftlich denken. Wenn er von unserer Gehaltsliste, auf der er aktuell noch bis Saisonende steht, verschwinden würde, wäre das sicherlich ein Vorteil. Und drittens würden wir es gegen jede Mannschaft, die Sven Köhler übernimmt, ohne Frage sehr schwer haben, weil er den HFC so gut kennt.

Köhlers Nachfolger Stefan Böger hat den HFC zurück zum Erfolg geführt. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus. Sie wollen ihn langfristig binden. Mit welchen Argumenten wollen Sie ihn überzeugen?

Schädlich: Stefan Böger tut dem HFC gut. Er ist ein sehr kluger Mann, der den Verein im Blick hat und nicht sich selbst in den Vordergrund stellt. Wir organisieren das Umfeld so, dass er in Ruhe arbeiten kann. Er weiß, dass er in den Vereinsgremien ausschließlich Partner hat, die mit ihm arbeiten und niemand, der öffentlich Druck aufbaut. Das hat er bei anderen Klubs auch schon anders erlebt.

Was spricht noch für einen Verbleib?

Schädlich: Das Naturell eines jeden Trainers: Man sucht Herausforderungen. Und der HFC bietet viele Herausforderungen (lacht).

Die begrenzten finanziellen Möglichkeiten zum Beispiel.

Schädlich: Genau. Wir brauchen einen Trainer, der Spieler entwickelt. Fertige Profis können wir uns nicht leisten. Der Trainer muss bei den Jungs immer wieder ein Feuer entfachen. Das gelingt Stefan Böger bislang hervorragend.

Die Zukunft von Sören Bertram und Osayamen Osawe wurde zuletzt heiß diskutiert. Liegen inzwischen konkrete Angebote auf dem Tisch?

Schädlich: Interesse besteht. Aber nein, konkrete Angebote liegen aktuell nicht vor. Für interessierte Vereine ist das auch eine Abwägungsfrage, ob sie bereit sind, für ein paar Monate so viel Geld für einen Drittligaspieler auszugeben.

Wo liegt denn Ihre Schmerzgrenze für einen Wintertransfer?

Schädlich: Die Summe ist so hoch, dass sie wahrscheinlich außerhalb der Vorstellungskraft der interessierten Vereine liegt - und das ist vielleicht auch ganz gut so.

Können Sie das erklären?

Schädlich: Wir haben Sören Bertram und Osayamen Osawe verpflichtet, damit sie für uns Fußballspielen. Und das machen sie außerordentlich gut. Ich hoffe, dass wir mit ihnen noch eine sehr gute Rückrunde bestreiten werden. Und wir werden auch alles dafür tun, dass sie vielleicht über das Saisonende hinaus bei uns bleiben.

Der HFC hat sich in der dritten Liga etabliert, das Geschäftsjahr mit einem Gewinn von 37.000 Euro abgeschlossen. Wie sieht Ihre Vision für die kommenden fünf Jahre aus?

Schädlich: Wir müssen uns weiter professionalisieren. Zwar haben wir schon eine sehr gute regionale Vermarktungsstruktur, aber überregional müssen wir besser wahrgenommen werden. Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit auch bei größeren Unternehmen, die uns wirtschaftlich noch mehr helfen können. Wir müssen die Euphorie neu entfachen.

Wie soll das erreicht werden?

Schädlich: In erster Linie durch sportlichen Erfolg. Und außerdem suchen wir noch mehr Mitarbeiter, die unser neues Marketingkonzept, an dem wir seit geraumer Zeit arbeiten, entsprechend umsetzen.

Sechs Punkte trennen den HFC aktuell vom Aufstiegsrelegationsplatz. Ist Träumen erlaubt?

Schädlich: Natürlich, davon lebt der Fußball. Das darf nur nicht zu Überheblichkeiten oder Hirngespinsten führen. Wir sind froh, dass wir nicht mehr wie am Anfang der Saison in den Abgrund schauen. Jetzt können wir in Nebel gehüllt die Bergspitze erahnen. Unser Saisonziel bleibt aber erst einmal ein einstelliger Tabellenplatz.

Werden Sie trotzdem auch die Lizenzunterlagen für Liga zwei einreichen?

Schädlich: Darüber werden wir endgültig frühestens Mitte Februar entscheiden. Aber wir arbeiten parallel zu den Drittligaunterlagen auf jeden Fall daran und werden die sportliche Situation beobachten. Ich hoffe, dass uns die Entscheidung im Februar einige graue Haare bescheren wird.

Der HFC feiert im Januar seinen 50. Geburtstag. Was wünschen Sie sich zum Jubiläum?

Schädlich: Ich würde gerne noch einmal vor großem Publikum einen Aufstieg feiern. Klar: Wir träumen alle von der zweiten Liga. Auch wenn wir wirtschaftlich ungünstige Bedingungen haben. Darauf arbeiten wir hin. Und ich motiviere mich jeden Tag neu mit diesem Plan.

Quelle: MZ