HFC gegen VfB Stuttgart II

Gezittert, gekämpft und gewonnen


Halles Torschütze Ivica Banovic (M.) versucht gegen den Stuttgarter Marvin Wanitzek (2.v.l.) zum Abschluss zu kommen.


Die Fußballer vom HFC bringen beim VfB Stuttgart II endlich einen Vorsprung über die Zeit. Die Schlussphase mit drei Platzverweisen prägt eine spannende Partie.

Es waren wilde Szenen, die sich beim Gang in die Kabine der Großaspacher Arena abspielten. Wer auch immer in diesem Auswärtsspiel der dritten Liga beim VfB Stuttgart II ein rot-weißes HFC-Trikot getragen hatte, gab seinen eigenen Sieges-Jubel zum Besten. Doch keiner brachte die Botschaft dieses knappen 1:0-Erfolges der Hallenser besser auf den Punkt als Marcel Franke. Der Innenverteidiger schrie vor Freude nur: „Die Null, die Null steht.“

Es klang, als sei diese schlimme Wunde an diesem Samstagnachmittag zumindest ein wenig verheilt. Nachdem der HFC in den Spielen zuvor gegen Dortmund II und Hansa Rostock in den Schlusssekunden einen Sieg und ein Unentschieden verspielt hatte, wich spürbar die Anspannung aus den Gesichtern der Spieler. Denn die hatten - wieder einmal - eine dramatische Schlussphase hinter sich.
Köhler trieb seine Spieler gestenreich an

Es waren noch neun Minuten zu spielen, der HFC führte nach dem Treffer von Ivica Banovic mit 1:0, als Stuttgarts Karim Haggui HFC-Spielmacher Andy Gogia übel foulte. Gelb-Rot. Alles schien zu laufen und HFC-Trainer Sven Köhler trieb seine Spieler von außen gestenreich an. Jetzt waren sie in Überzahl und sollten den knappen Vorsprung erst recht über die Zeit bringen. Hoffte der Coach zumindest. Doch wieder kam es anders.

Schon beim nächsten Angriff ging Stuttgarts Jerome Kiesewetter nach einem Laufduell mit Florian Brügmann zu Boden. Schiedsrichter Steffen Mix deutete in Richtung Elfmeterpunkt und zeigte Brügmann Rot. Notbremse! Niemand auf der HFC-Bank saß mehr. Alle standen am Spielfeldrand, schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. Selbst die Wechselspieler des HFC hatten hinter dem Tor das Warmlaufen vergessen und blieben wie versteinert stehen. „Aus meiner Sicht hatte der Schiedsrichter bereits auf den Elfmeterpunkt gedeutet. Ich dachte nur: Oh Gott, nicht schon wieder“, schilderte Torwart Niklas Lomb später die Situation. Und Sören Bertram meinte: „Ich konnte in diesem Moment gar nicht mehr denken.“

Doch das Glück wendete sich. Der Unparteiische hatte nur auf Freistoß entschieden. Zurecht, denn wenn es ein Foul war, dann knapp vor dem Strafraum. Dennoch: Sven Köhler lief aufgeregt hin und her. Bis Marvin Wanitzek zum Freistoß trat - und den Ball drüber schoss. Kollektiver Jubel, Luft holen. Wieder.

Köhler reagierte nach dem Platzverweis, holte den offensiven Andy Gogia vom Platz und verstärkte mit Daniel Ziebig die wankende Abwehr. Doch die Punkte hingen weiter am seidenen Faden. Die Schwaben machten Druck, erhielten viele Freistöße. Und erst in der dritten Minute der Nachspielzeit änderte sich das. Sören Bertram lief einen Konter - und Stuttgarts Philipp Mwene holte ihn von den Beinen. Wieder entschied der Unparteiische auf Notbremse. Der dritte Platzverweis einer hektischen Schlussphase - und zugleich der Endpunkt.

Pure Erleichterung

In der Arena von Großaspach, wo die VfB-Reserve ihre Heimspiele austrägt, fielen Felsbrocken zu Boden. Die von den 90 Minuten auf tiefem Sandboden völlig entkräfteten Profis des HFC lagen sich in den Armen. Trainer Köhler stieß beide Fäuste gen Himmel und fiel seinem Assistenten Dieter Strozniak um den Hals, ehe er auf den Platz lief und jeden seiner Spieler einzeln abklatschte. Es war Erleichterung pur.

„Endlich haben wir den Vorsprung einmal über die Zeit gebracht“, sagte der Trainer sichtbar erleichtert. „Wir hätten wie in den Spielen zuvor wieder das 2:0 machen müssen, haben es aber nicht geschafft und mussten deshalb bis zum Schluss zittern. Aber diesen dreckigen Sieg nehme ich gern mit.“

Quelle: MZ