Köhler: "Das kommt nicht nochmal vor"

Er ist schon ein Urgestein unter den Trainern: Sven Köhler hat beim Halleschen FC seine achte Saison absolviert. In der abgelaufenen Spielzeit kam er mit dem HFC in der 3. Liga auf Rang zehn. Wir sprachen mit dem 49-Jährigen über sein Saisonfazit, die seltsame Bilanz zuhause und auswärts, die Reaktion auf die Abgänge, die Konsequenzen des Etats und warum Nachbar RB Leipzig kaum eine Quelle für sein Team ist.

MDR.DE: Wie zufrieden sind Sie mit dem Abschneiden in dieser Saison?

Sven Köhler: "Na ja, es war ordentlich. Natürlich, wenn Du am Ende noch drei Spiele verlierst, dann bleibt ein fader Beigeschmack. Da wäre mehr drin gewesen."
Bestes Auswärtsteam und schlechtestes Heimteam. Die Bilanz könnte kurioser nicht sein. Sie sind da ja sicherlich auf Ursachenforschung gegangen.

Woran lag es?

"Es ist von allem etwas dabei. Durch die gute Auswärtsbilanz weißt Du in den Spielen, dass noch was geht. Bei Heimspielen hatte der eine oder andere Spieler dann die Negativbilanz im Hinterkopf. Dazu kommen Spielverläufe und einfach das Quäntchen Glück. Insgesamt ist das natürlich schon phänomenal. Ich glaube nicht, dass das nochmal vorkommt."
Auf der Torwartposition verlieren Sie mit dem von Leverkusen ausgeliehenen Niklas Lomb, dessen Wechsel zu Preußen Münster nun perfekt ist, einen Leistungsträger, den Sie ja gerne gehalten hätten.

Wie reagieren Sie darauf?

"Es ist schon ein Signal, wenn ein guter Torhüter zu einem Mitkonkurrenten geht. Das ist schade. Niklas‘ Entwicklung im letzten halben Jahr bei uns war schon gut. Nun müssen wir versuchen, gleichwertigen Ersatz zu finden. Insgesamt verlieren wir mit Lomb, Verteidiger Marcel Franke und Mittelfeldspieler Akaki Gogia drei junge Stammspieler, die bei uns eine richtig gute Rolle gespielt haben. Es wird eine spannende Aufgabe, sie zu ersetzen."
Mit Marco Engelhardt, Tim Kruse und Ivica Banovic haben sie da immer noch ein ganz starkes Trio.

Mit Routiniers, die anderswo kaltgestellt waren, können Sie offenbar besonders gut, oder?

"Das geschah aus der Situation heraus. Banovic sollte eigentlich ein Führungsspieler werden, war dann aber lange verletzt. Engelhardt kam dann dazu und sorgte in der Abwehr für Stabilität. Und bei Kruse, so wie er bei uns gespielt hat, war es überraschend, dass er in Saarbrücken nicht gespielt hat."

Während die HFC-Spieler auf vielen Positionen in der vergangenen Saison gut dabei waren, drückt der Schuh in der Offensive, oder?


"Das hängt damit zusammen, dass Timo Furuholm eine lange Durststrecke hatte. Sören Bertram war lange verletzt, Selim Aydemir und Björn Ziegenbein auch. Toni Lindenhahn fiel komplett aus. Osawe kam aus der 5. englischen Liga – da musste man hoffen. Da ist es im Grunde genommen nicht unnormal gelaufen, und es war klar, dass wir vorne Probleme bekommen würden."

Tom Nattermann, Jugend-Nationalspieler von RB Leipzig, wird in den sozialen Medien als Neuzugang gehandelt. Können Sie das Gerücht bestätigen?

"Tom Nattermann – ich will das nicht bestätigen. Für uns sind Spieler von RB sehr, sehr schwierig nach Halle zu lotsen. Die Konstellation Halle und RB Leipzig ist durch die regionale Nähe speziell. Wir hatten das schon gemerkt, als wir vor einiger Zeit einmal den Ex-Leipziger Maximilian Watzka zum Probetraining hatten."
2013 war das. Da gab es Proteste von Seiten einiger Fans.

Der Etat des HFC soll von 5,5 auf 5,2 Millionen Euro sinken. Stimmt das?

"Mir wurde auch gesagt, dass der Etat für die 1. Mannschaft sinkt."

Was bedeutet das?

"Das zeigt, dass es schwieriger wird oder werden kann. Dass man sich zur Decke strecken muss. Wir wollen natürlich wieder eine gute Mannschaft zusammenstellen. Aber in der Regel ist es schon so, dass die Mannschaften mit dem höchsten Etats die besten Teams haben. Solide in der 3. Liga zu bleiben, ist weiterhin eine ordentliche Zielstellung für uns."


Sie sind mit Frank Schmidt von Heidenheim zusammen der dienstälteste Trainer der ersten drei Profi-Ligen. Seit 2007 sind Sie beim HFC. Wissen Sie, wie viele Spiele Sie mittlerweile dort an der Linie standen?

"Nein."

288 sind es schon. Eine außergewöhnliche Zahl. Wie haben Sie es geschafft, so lange beim Verein zu bleiben?

"Ein Aspekt ist, dass wir in gewissen Abständen eine Liga höher geklettert sind, in der Summe also eine sportliche Entwicklung da war. Und in unruhigen Phasen hat man mir den Rücken gestärkt."

Ihr Vertrag läuft bis 2016. Gab es schon Gespräche über eine Verlängerung?

"Nein. Das ist derzeit auch nicht notwendig. Da habe ich mir auch noch keine Gedanken gemacht."
Wie sieht Ihre Planung jetzt aus?

"Ich versuche, jetzt mal noch etwas den Fußball zu verfolgen, die Relegation. Und dann ein paar Tage Urlaub zu machen und abzuschalten."

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Christian Kerber.

Quelle:MDR.de