Was tun, Herr Köhler?


Halles Ivica Banovic (l) geht nach dem Spiel über den Platz. Magdeburg gewinnt gegen Halle mit 2:1.

Zu Beginn der Drittliga-Saison enttäuschte Tabellenletzter Halle gegen den Zweitplatzierten Magdeburg durch wenig Kreativität und fehlende Konstanz. Diskussionsstoff lieferten auch Köhlers Entscheidungen. Ein Kommentar von Max Ohlert.

Was tun, Herr Köhler? Der Hallesche FC steht bereits am dritten Spieltag der Drittliga-Saison 2015/2016 am gefühlten Abgrund. Nicht nur, weil der Verein mit null Punkten und 1:6-Toren auf dem letzten Tabellenplatz festsitzt. Nicht nur, weil die Hallenser zudem unnötig aus dem DFB-Pokal ausgeschieden sind. Und nicht nur, weil es dem stolzen HFC nicht gelungen ist, ein frühes 1:0 gegen zehn Magdeburger in den ersten Punktgewinn der Saison umzumünzen. Nein, die bitterste Pille für den HFC ist, dass aktuell nichts darauf hindeutet, dass sich an der katastrophalen Situation in den kommenden Spielen irgendetwas ändern könnte.

Unverständnis über Torwarttausch

Sven Köhler kennt schwere Situationen in Halle. In seiner ersten Drittliga-Saison blieb er mit dem HFC in zehn Spielen in Folge sieglos. Im Folgejahr verlor Köhlers Mannschaft sogar die ersten vier Spiele und erzielte ebenfalls nur ein Tor. Und in der vergangenen Saison verlor der Hallesche FC zehn seiner neunzehn Heimspiele. Jedes Mal gab es heftigen Gegenwind von den Rängen, jedes Mal fiel dem dienstältesten Trainer des deutschen Profifußballs eine Lösung für die Misere ein.

Nun wirkt Köhler zum ersten Mal komplett macht- und ratlos. Und eröffnet sich nebenbei unnötige Baustellen. Auf der Torhüterposition nahm er ohne Grund die zuverlässige Nummer eins Lukas Königshofer aus dem Tor und ersetzte ihn durch den zweifellos talentierten Fabian Bredlow. Begründung: Königshofer sei in den ersten beiden Spielen etwas unsicher gewesen. Unmittelbar nach dem Kiel-Spiel wurde die Schuld an den Gegentoren noch bei den Innenverteidigern gesucht, im Zuge dessen kam mit Jonas Acquistapace der nominell fünfte Abräumer – ungeachtet dessen, dass mit Dominic Rau und Max Barnofsky noch zwei weitere gelernte Innenverteidiger zur Verfügung stehen.

Keine Kreativität im Spielaufbau

Köhler und HFC-Manager Ralph Kühne sorgten mit diesem Transfer nicht nur für Verunsicherung bei ihren Verteidigern, sondern ließen dabei auch völlig außer Acht, dass das größte Problem in der Mannschaft die fehlende Kreativität im Spielaufbau ist. Tobias Müller spielt bisher keine Rolle, Dorian Diring komplett unter den Erwartungen. Björn Ziegenbein hatte seine besten Spiele in Halle keinesfalls als Regisseur sondern als offensiver box-to-box-Mittelfeldspieler und Selim Aydemir fällt es nach wie vor schwer, gute Leistungen über einen längeren Zeitraum als ein oder zwei Spiele zu zeigen.

Die sportliche Führung des HFC betonte dennoch in den letzten Wochen, an das Potenzial der Kreativspieler zu glauben – nur wie lange ist man bereit zu warten, bis der Knoten platzt? Die Niederlage in Magdeburg wiegt bereits schwer, doch nun kommen Wiesbaden und Münster nach Halle und der HFC reist in anderthalb Wochen zum nächsten Prestigeduell nach Dresden. Und keine Ausnahme, sondern die Regel im Profifußball ist nach wie vor, dass bei anhaltend schlechten Leistungen nicht die Spieler ausgetauscht werden, sondern über kurz oder lang der Trainer. Was tun, Herr Köhler?

Quelle: MZ