Tiffert bestreitet erste Profi-Partie in Heimatstadt


Seit dieser Saison steht Christian Tiffert für den selbst ernannten „Kumpelverein“ aus Aue auf dem Platz.

Der gebürtige Hallenser und ehemalige Bundesliga-Kicker Christian Tiffert bestreitet zum ersten Mal eine Profi-Partie in seiner Heimatstadt. Einer freut sich besonders auf seinen Stopp in der Saalestadt.

Seit Tagen hofft Wolfgang Tiffert nun schon. Ungewisse Gedanken spuken durch seinen Kopf: „Ob wir ihn nach dem Spiel überhaupt sehen? Wenigstens einmal in den Arm nehmen, das wäre schön.“ Dem 77 Jahre alten Rentner steht eine Situation bevor, die er unzählige Male erlebt hat: Er schaut einem seiner fünf Enkel beim Fußballspielen zu. Und anschließend wird ausgewertet, „sie wollen von Opa ja immer wissen, wie sie gespielt haben“.

Nur fragt er sich diesmal: Wird das auch am Samstagnachmittag im Erdgas Sportpark so sein?

Ein Jahr ohne Fußball

Wolfgang Tiffert freut sich nämlich auf eine ganz besondere Premiere. Zum ersten Mal bestreitet sein fußballerisch erfolgreichster Enkelsohn eine Profi-Partie in seiner Heimatstadt. Der gebürtige Hallenser Christian Tiffert gastiert mit dem FC Erzgebirge Aue beim HFC. Und Wolfgang Tiffert, Ehrenmitglied im Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA), meint: „Da schlagen dann zwei Herzen in meiner Brust.“ Eines für seinen Enkel und eines für den HFC.

„Das wird etwas ganz Besonderes“, ahnt auch Christian Tiffert. Seinem jungen Team aus dem Erzgebirge verleiht der 33 Jahre alte Mittelfeldmann mit seinen 225 Bundesliga-, 82 Zweitliga-, 26 DFB-Pokal- und 22 Uefa-Cup-Partien reichlich Erfahrung. Dabei war er eigentlich schon von der Bildfläche verschwunden, ein Jahr lang „hatte ich meine Fußballschuhe schon leicht an den Nagel gehängt“. Er wollte sich auf seine Trainerlaufbahn konzentrieren, die notwendigen Scheine erwerben.

Doch dann rief Nicky Adler an, ein ehemaliger Mitspieler aus Duisburger Zeiten, seit Sommer dieses Jahres für Aue aktiv. Tiffert fuhr zum Probetraining ins Erzgebirge, erbat sich anschließend zwei Wochen Bedenkzeit. Aber: „Meine Frau hat sofort gewusst, dass ich es machen werde. Das war ihr Bauchgefühl.“

Die „Veilchen“ sind anders

Und er machte es. Tiffert schuftete athletisch und konditionell, um fit zu werden. „Mir war bewusst, dass ich mich quälen muss“, sagt er - heute körperlich wieder auf der Höhe. Sein Vertrag bei den Veilchen läuft bis zum 30. Juni 2017. „Das kann etwas langfristiges werden. Wir haben auch einen gewissen Plan für meine Zukunft“, meint der Mittelfeldspieler mit Blick auf das Ende seiner aktiven Karriere. Doch „erstmal schauen wir, wie weit mich meine Füße auf dem Platz noch tragen“. In den vergangenen fünf Partien gewährte ihm Trainer Pavel Dotchev jeweils einen Kurzeinsatz. Im Spätherbst seiner Karriere hat Christian Tiffert also wieder Spaß am Fußball. Doch warum eigentlich nicht beim Halleschen FC? Ganz allgemein erzählt der gebürtige Hallenser: „Viele Leute sind davon ausgegangen, dass ich meine Karriere endgültig beendet habe.“

Eine Karriere, die viele Höhen, aber auch Tiefen hatte. Als Talent spielte sich Christian Tiffert, in der Jugend beim HFC groß geworden, unter Felix Magath beim VfB Stuttgart ins Bundesliga-Geschäft. Er genoss das Dasein als Profi-Kicker - auch abseits des Platzes. „Ich habe gelebt“, sagt er und gibt zu: „Als Jungprofi habe ich auch die ein oder andere Sache gemacht, die ich vielleicht nicht hätte machen sollen. Aber das ist auch in Ordnung so, im Nachhinein kann ich darüber schmunzeln.“

Christian Tiffert bereut nicht. Das, was er getan hat, hat ihn zu dem werden lassen, der er heute ist. „Auch wenn ich vielleicht deshalb heute keine Länderspiele auf dem Konto habe, kann ich trotzdem gut schlafen.“

Familie bald wiedervereint

Weil er auf eine schöne Karriere ohne große Verletzungen zurückblicken kann, während diese noch läuft. Bester Vorlagengeber der Bundesliga war Tiffert im Dress des 1. FC Kaiserslautern einmal, in einer Saison bei den Seattle Sounders lernte er in den USA eine neue Sportkultur kennen. Nun also das beschauliche Aue. Seine Familie, Frau Bahar und die gemeinsamen Kinder Liam (vier Jahre alt) und Mila (sechs) wohnen noch in Stuttgart. In der Winterpause soll sich das ändern, seine Lieben wollen zu ihm ziehen. Christian Tiffert sucht die Nähe zu seiner Heimat.

Denn Heimatbesuche in der Saalestadt stehen immer hoch im Kurs, wenn in den vergangenen Jahren auch wenig Zeit dafür blieb. „Ich weiß noch, wie Halle aussieht“, lächelt der 33-Jährige.

Und er weiß noch, wie sein Opa aussieht. Christian Tiffert wird den Weg in seine Arme finden - garantiert. Freunde und Verwandte werden am Sonnabend im Erdgas Sportpark sein. Und Opa Wolfgang hat schon im Vorfeld einen kleinen Rat parat: „Christian kann immer noch gut die Bälle verteilen“, sagt er, „wenn Aue beim HFC etwas holen will, wird das wichtig sein.“ Und zwar von Anfang an.

Quelle: MZ