Keine Zeit für Eitelkeit

Drittliga-Schlusslicht Hallescher FC enorm unter Druck


Kehrt HFC-Kapitän Tim Kruse gegen Wehen Wiesbaden wieder in die Startelf zurück?

HFC-Kapitän Tim Kruse möchte dem niedergeschlagenen Drittligisten aus Halle aus der Krise helfen. Zuletzt kam der 32-jährige Mittelfeldmann allerdings nur zu Kurzeinsätzen.

Immer schneller hetzte Tim Kruse am Dienstagvormittag über die gelben Felder. Auf dem Speedcourt der Sportklinik Halle tobte sich der Kapitän des Halleschen FC mit seinen Mitspielern so richtig aus. Und weil der Blick aus dem Fenster andauernden Regen offenbarte, kam dieser Reaktions- und Schnelligkeitstest äußerst gelegen. „Kurz und knackig“, beschrieb Kruse das Training im Nachhinein. Gut, um alle Emotionen nach den frustrierenden ersten Saisonwochen rauszulassen. Aber Kruse meinte auch: „Man muss im Moment ein bisschen mit Bedacht agieren.“

Zwischen locker und konzentriert

Ein Satz, bezogen vor allem auf seine persönliche Situation. Als 32 Jahre alter Mittelfeldmann hat Tim Kruse schon einiges erlebt. Im Sommer haben ihn seine Mitspieler erneut zum Kapitän gewählt. Gemeinsam mit den anderen Routiniers wie Marco Engelhardt oder Ivica Banovic sehen die Verantwortlichen des HFC auch ihn in der Pflicht. So bekräftigten es sowohl Präsident Michael Schädlich als auch Manager Ralph Kühne nach dem 1:2 im Derby beim 1. FC Magdeburg (die MZ berichtete). Kruse versteht das: „Klar, wir sind in dieser Situation besonders gefordert.“

Und das nicht nur auf dem Platz. Abseits davon gilt es ebenfalls, die junge Mannschaft zu führen - alles andere als eine leichte Aufgabe. „Das ist ein zweischneidiges Schwert“, meint der Kapitän, „auf der einen Seite ist es wichtig, locker zu bleiben. Bei mir klappt das, ich kann auch mal einen Spaß machen und mich danach wieder voll konzentrieren. Nur ist es manchmal schwer einzuschätzen, wie das bei anderen ist.“
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Ein heikler Spagat, weshalb Kruse seine Rolle nach dem katastrophalen Saisonstart eher darin sieht, „beruhigend zu wirken“. In Einzelgesprächen mit Spielern, „bei denen ich das Gefühl habe, dass sie ein wenig überdreht sind“.

Doch auch für den Ernst der Lage muss sensibilisiert werden. Null Punkte aus drei Partien, letzter Tabellenplatz - Ivica Banovic verkündete deshalb gleich nach der Pleite beim 1. FC Magdeburg: „Wir stecken zu einhundert Prozent im Abstiegskampf.“

Gegen Magdeburg wurde der Kroate nach 64 Minuten ausgewechselt. Tim Kruse, der sich wie schon im DFB-Pokalspiel gegen Braunschweig zunächst auf der Bank wiedergefunden hatte, kam ins Spiel. Es war ein positionsgetreuer Wechsel beim Stand von 1:1 in Überzahl, den nicht alle Beobachter verstehen konnten. Der Kapitän, dessen Binde Marco Engelhardt übernommen hatte, aber freute sich. Natürlich.

Nach einem schwachen Auftritt beim 0:2 gegen Holstein Kiel vor zweieinhalb Wochen stand er nicht mehr in Sven Köhlers Stammelf, was ihn zwar „sauer“ machte, aber: „Im Moment geht es nicht um persönliche Eitelkeiten. Es gibt gerade viel Wichtigeres als meine Situation. Wenn ich ins Spiel gekommen bin, habe ich versucht der Mannschaft zu helfen.“ Dass Kruse trotzdem hofft, am Sonnabend im Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden wieder von Anfang an auf dem Platz zu stehen, muss er nicht explizit erwähnen.

Kruse stärkt Köhler den Rücken

Die Mannschaft braucht einen konzentrierten Taktgeber im Mittelfeld, das wurde in den vergangenen Partien mehr als deutlich. Weder Kruse noch Banovic oder Dorian Diring konnten diesen Part bislang in all seinen Facetten einnehmen und die Erwartungen erfüllen. „In Magdeburg haben wir uns nach dem Platzverweis einlullen lassen“, meint Tim Kruse, der sich aber gegen die Behauptung wehrt, seine Mannschaft habe Probleme damit, das Spiel organisieren zu müssen. „Wir haben das in den ersten 20 Minuten gut gemacht. Warum wir unsere Trümpfe dann so leichtfertig aus der Hand gegeben haben, ist eine gute Frage.“

Auf eine andere Frage hat Kruse dagegen eine klare Antwort: Erreicht der Trainer seine Mannschaft noch? „Na klar“, sagt der Kapitän, „diese Diskussion jetzt aufzumachen, wäre absolut unangebracht.“

Quelle: MZ