Daniel Ziebig sitzt in Dresden wieder auf der Bank



HFC-Verteidiger Daniel Ziebig behauptet sich gegen den Cottbuser Tim Kleindienst (l.).

Daniel Ziebig stand beim Sieg gegen Cottbus in der Startelf des HFC. Trotzdem weiß er, dass er wieder auf die Bank muss und zeigt dafür sogar Verständnis.

Nein, es war kein Diebstahl am Dienstag am Trainingsplatz des Halleschen FC. Daniel Ziebig hatte das Training früher verlassen. Und als er nach dem Duschen die Kabine verließ, schnappte er sich kurzerhand das Auto von Patrick Mouaya. Natürlich mit der Erlaubnis des Teamkollegen. „Ich muss schnell zum Doktor, mir eine Spritze abholen. Damit ich morgen wieder trainieren kann“, erklärte Ziebig. Dabei deutete er auf seinen Oberschenkel. Der Muskel schmerzte. „Das passiert bei alten Männern wie mir halt manchmal.“

Daniel Ziebig ist 32 Jahre alt und linker Außenverteidiger des Fußball-Drittligisten. Er hat drei Spiele in sieben Tagen in den Knochen. Und er spürt nun die Konsequenzen. „Das Programm hat schon ganz schön geschlaucht. Aber die vielen Punkte, die wir geholt haben, waren die Mühe wert.“

Keine Frage: Ziebig hat seinen Teil zur kleinen Erfolgsserie der Rot-Weißen beigetragen. Sieben Punkte aus drei Spielen, mit 40 Zählern insgesamt ist der Klassenerhalt so gut wie sicher. Trotzdem wird er nach Lage der Dinge der Verlierer dieser für den HFC so erfolgreichen Woche sein.

Am Sonnabend, im brisanten Ostderby bei Dynamo Dresden, also bei jenem Verein, bei dem Ziebig von 2002 bis 2005 seine ersten Jahre als Profi erlebt hat, wird er sich wieder auf die Ersatzbank setzen müssen. Florian Brügmann hat seine Rotsperre von zwei Spielen abgesessen und war zuvor auf der linken Außenverteidiger-Position gesetzt.

„Nicht mehr der Schnellste“

Trainer Sven Köhler redet jedenfalls kaum um den heißen Brei herum. „Ich weiß, es ist immer schwierig, in einer gerade erfolgreichen Mannschaft Wechsel vorzunehmen. Aber ich denke, dass Florian Brügmann in Dresden wieder in die Mannschaft gehört“, sagte er am Dienstag. Dabei schätzt er Ziebigs Leistungen in den letzten drei Spielen als grundsolide ein. „Er hat defensiv seine Aufgaben erfüllt und mit ordentlichem Stellungsspiel viele Bälle erkämpft.“ Doch Köhler sagt eben auch: „Er ist halt nicht mehr der Schnellste.“ Im Vergleich zum Routinier mache Brügmann wesentlich mehr Dampf auf der Außenbahn und fordere viel öfter auch die Bälle.

Umso erstaunlicher, dass bei Daniel Ziebig selbst kein Frust zu spüren ist. Er ist lange genug Profi, um die Zeichen der Zeit zu erkennen. Natürlich sagt er: „Es wäre schön, wenn ich in Dresden noch einmal ran dürfte, weil das wegen meiner Vergangenheit ein ganz besonderes Spiel ist. Aber ich mache mich da jetzt auch nicht unnötig heiß und lasse ganz einfach den Trainer entscheiden.“ Doch er weiß eben auch: „Wenn Florian fit ist, bin ich nur die Nummer zwei als Außenverteidiger. Er hat dort die besseren Leistungen gebracht und sich auch in der Wintervorbereitung durchgesetzt.“

So klingt ein aufgeräumter Profi, der mit sich selbst im Reinen ist. „Für mich war es eine Genugtuung, dass ich in den letzten drei Spielen zeigen durfte, dass ich noch da bin, wenn ich gebraucht werde“, sagt Ziebig. Und die Hoffnung, doch noch weitere Einsätze zu bekommen, hat er nicht ganz aufgegeben. Trainer Köhler habe ihn ja nicht umsonst in der Wintervorbereitung im defensiven Mittelfeld getestet, erklärt Ziebig. Dort, wo Erfahrung, Ballsicherheit und ein gutes Auge für den präzisen Pass auf die Angreifer gefragt sind und weniger die Sprinterqualitäten.

Wechsel sind möglich

Und noch etwas weiß der Linksfuß aus all seinen Profijahren. Es kann immer schnell Unvorhersehbares passieren. Und so stellte auch Sven Köhler klar: „In den letzten Wochen haben wir doch in einigen Fällen gesehen, wie schnell ein Spieler in die Mannschaft rücken kann oder auch wieder draußen ist.“ Er spielt dabei sowohl auf die Rotsperre von Brügmann an, die eine neue Chance für Ziebig brachte, als auch auf die verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfälle von Marco Engelhardt und Dominic Rau, für die Patrick Mouaya und Marcel Baude in die Bresche springen mussten.

Mouaya bekam sein Auto übrigens am Dienstag artig zurück. Daniel Ziebigs Ausflug zum Arzt war relativ schnell beendet. „Er hat als reine Vorsichtsmaßnahme das Training abgebrochen“, betonte Trainer Sven Köhler.

Quelle: MZ