Wird Bertram der neue Zehner?


Beim einzigen Saisonsieg gegen Wiesbaden schoss Sören Bertram (r.) ein wunderschönes Freistoß-Tor.

Was Stefan Böger bei seinem Debüt als Trainer des Halleschen FC verändern wird, ist noch ungewiss. Im Zentrum gibt es aber eine vielversprechende Option.

Einen letzten Elfmeter durfte Sören Bertram noch abfeuern - flach, platziert, drin. Dann war auch schon Schluss. Das Trainerteam des Halleschen FC um den neuen Chef Stefan Böger bat die Mannschaft am Freitagnachmittag vom Platz. Und ein bisschen kam das Gefühl auf, als wollten die Spieler gar nicht gehen. Lieber noch den Ball hochhalten, ein paar Standards üben, um perfekt vorbereitet zu sein für das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II. „Der erste Auftritt unter dem neuen Trainer kann endlich kommen“, sagte Sören Bertram und wollte seine Vorfreude gar nicht verstecken. „Ich habe richtig Bock auf dieses Spiel.“

Von links ins Zentrum

Es deutet sich an, dass auf den 24 Jahre alten Mittelfeldspieler eine neue Aufgabe zukommt. Sowohl im Testspiel vor einer Woche gegen den Zweitligisten Arminia Bielefeld als auch beim bislang einzigen Elf-gegen-Elf-Test unter Böger am Mittwoch probierte sich Bertram als Zehner. Der schnelle Linksaußen könnte auf der ehemaligen Position seines Kumpels Akaki Gogia eine neue Heimat finden. „Sollte ich gegen Stuttgart dort spielen, werde ich versuchen, die Position nach meinen Stärken zu interpretieren“, sagt Bertram, der zum nach England abgewanderten ehemaligen Spielmacher des HFC noch immer engen Kontakt pflegt. „Er hatte sehr viele kurze Bewegungen, ich komme eher mit Tempo und meinem Schuss.“ Heißt: „Wir sind zwei komplett verschiedene Spielertypen.“

Ob sich der linke Mittelfeldspieler am Sonnabend tatsächlich im Zentrum wird beweisen dürfen, bleibt abzuwarten. Trainer Böger wollte vor seinem Debüt als HFC-Trainer nicht allzu viel verraten. In der Pressekonferenz blieb er recht allgemein. Auch das Abschlusstraining ließ mit Blick auf die Startaufstellung kaum Schlüsse zu. Ein Übungsspiel als Generalprobe gab es am Freitagnachmittag nämlich nicht.

„Mir ist wichtig, dass die Mannschaft sich wohlfühlt bei dem, was sie tut“, sagt Böger angesprochen auf mögliche Veränderungen im Aufgebot. Punktuell seien diese möglich, personell wie positionell, aber: „Ich werde nach drei Tagen nicht alles durcheinanderschmeißen“, versichert Böger, der sich sicher ist: „Das würde nach hinten losgehen.“

Das Gedankenspiel mit Sören Bertram als neuem Kreativspieler hinter dem Sturm könnte dagegen gut funktionieren. Wie beim 2:2-Test gegen den Zweitligisten aus Bielefeld zum Beispiel, als der 24-Jährige überzeugte. „Mir macht das Spaß“, verrät Bertram. „Du bist näher am Tor, kannst mal nach rechts ausweichen, mal nach links ausweichen. Man hat mehr Optionen.“ Anders als zum Beispiel Dorian Diring, der Mitte der Woche erklärte, sich nicht auf dieser Position zu sehen, hat Sören Bertram also Lust auf diese Stellenbeschreibung.

Kein Blick zurück

Ex-HFC-Coach Sven Köhler hatte Bertram im linken Mittelfeld eingesetzt. Zwischenzeitlich musste er aber auf der Bank Platz nehmen. Als es zu Saisonbeginn nicht lief, wollte Köhler bei Bertram so für neues Feuer sorgen. Heute weiß der Spieler: „Der Trainer hat mehr von mir erwartet.“ Und er zeigte mehr. Ein traumhaftes Freistoßtor beim einzigen Saisonsieg gegen Wehen Wiesbaden und einen überzeugenden Auftritt samt Elfmeter-Tor gegen Dynamo Dresden zum Beispiel. „Ich habe zuletzt wieder gute Spiele gemacht.“

Das macht Mut, auch für das Duell zwischen dem Vorletzten und Letzten der dritten Liga. Wobei: Zurückschauen möchte Sören Bertram eigentlich nicht mehr. Das gilt für die gesamte Mannschaft. „Wir wollen nicht mehr in der Vergangenheit rumkramen, sondern die positive Energie aus den vergangenen Tagen mit ins Spiel nehmen“, erklärt Bertram. „Der Trainer konnte sich in den drei Tagen ein kleines Bild von uns machen und wird seine Schlüsse daraus ziehen.“

Und mit Sören Bertram vielleicht einen neuen Zehner präsentieren.

Quelle: MZ