HFC blitzt beim Wunschspieler ab


HFC-Torwart Niklas Lomb sitzt nach dem Gegentreffer enttäuscht neben seinem Tor.

Niklas Lomb hat in Osnabrück sein letztes Spiel für den Halleschen FC bestritten. Warum der Torhüter den Verein verlassen wird.


Gedimmtes Licht kämpfte sich durch den schmalen und langen Tunnel zwischen dem Fußball-Rasen und dem Pressebereich im Inneren der Osnatel-Arena in Osnabrück. Im Schatten, weitab vom Trubel, schnappte sich Sven Köhler noch einmal Andy Gogia. In väterlicher Manier legte der Cheftrainer seinen Arm um den scheidenden Spielmacher des Halleschen FC und begleitete Gogia auf seinen letzten Metern im Trikot der Rot-Weißen.

Das letzte Saisonspiel des HFC beim VfL Osnabrück war gerade mit 0:2 verloren gegangen. Gogia, der ab Sommer für den FC Brentford spielt, musste noch einmal viele Interviews geben, stand wie immer prächtig gelaunt für alle Anfragen zur Verfügung. Wenige Meter entfernt vor den Stadiontoren wartete derweil der rot-weiße Bus des HFC. Spieler für Spieler flüchtete sich hinter die abgedunkelten Scheiben. Rein in den Urlaub, abschalten. Kraft tanken in einer kurzen Sommerpause, heißt das Motto.

Nebensatz in Pressekonferenz

Zwischen all den zum Bus hetzenden Spielern war auch Niklas Lomb. Er war nicht umringt von Medienvertretern. Eine halbe Stunde nach Spielende tauchte er frisch geduscht auf. Mit herumgedrehter Kappe auf dem Kopf verschwand auch der Torhüter hinter den undurchsichtigen Scheiben des Busses. Und klar ist: Auch er ist das letzte Mal dort eingestiegen.

Trainer Köhler hatte schon kurz nach der Pressekonferenz in einem Nebensatz erklärt: „Niklas Lomb verlässt wohl den Verein.“ Und nach einigem Herumgedruckse erklärte dann auch Lomb selbst in Richtung seines Coaches: „Er wird schon nichts Falsches erzählen.“

Heißt: So gern der HFC den Leihspieler von Bayer Leverkusen fest verpflichtet hätte und so wenig auch Lomb selbst dem HFC abgeneigt gewesen ist, der 21-Jährige wird sich neu orientieren. „Der HFC war immer mein erster Ansprechpartner“, sagte er. „Aber wir konnten leider keine Einigung erzielen. Wir haben aneinander vorbeigesprochen.“ Ein Satz, den man ohne weiteres so interpretieren darf: Lomb wollte mehr Geld, der HFC konnte - oder wollte - nicht. Doch Geldgier wollte sich der gebürtige Kölner dann doch nicht vorwerfen lassen. „Es ist nicht so, dass ich ein utopisches Gehalt gefordert hätte“, erklärte Lomb.

Stumpfe Waffen

Um welche Summen es auch immer gegangen sein mag, am Ende ist der Ausgang Beleg für die mitunter stumpfen Waffen, mit denen der Hallesche FC als eher finanzschwacher Drittligist gegen viele Konkurrenten kämpfen muss. Erst letzte Woche hatte der HFC im Buhlen um Tugay Uzan von Union Berlin das Nachsehen. Der Wunschkandidat für den Sturm entschied sich für Rot-Weiß Erfurt. „Wir haben ihm ein gutes Angebot gemacht, er hat sich für Erfurt entschieden, die wohl mehr geboten haben“, sagte HFC-Manager Ralph Kühne danach.

Nun scheitert also auch die Lomb-Verpflichtung am abgespeckten Etat der Rot-Weißen. Statt 5,5 hat der HFC in der neuen Saison nur noch 5,2 Millionen Euro für den Gesamtverein zur Verfügung. „Kracher bei den Neuverpflichtungen wird es nicht geben“, sagte Kühne schon letzte Woche. Vorrangig suchen die Hallenser in der Regionalliga. Vor allem zweite Mannschaften stehen unter besonderer Beobachtung.

Niklas Lomb macht nun ein paar Tage Urlaub in Holland, dann geht der Torwart auf Vereinssuche. In Halle, darauf lässt er nichts kommen, fühlte er sich pudelwohl. „Ich hatte eine sehr schöne Zeit. Es hat Spaß gemacht mit den Fans und der Mannschaft. Es lief alles super. Vor allem das Pokalspiel gegen Magdeburg war grandios. Das war eine geile Atmosphäre.“

Wohin sein Weg nun führt? Bis 2016 hat Lomb noch einen Vertrag in Leverkusen. Doch wieder vierter Keeper zu sein, darauf hat er keine Lust. „Ich habe Anfragen aus der zweiten und dritten Liga“, sagt er. Gut möglich also, dass er nächste Saison wieder nach Halle kommt. Nur in einem anderen Bus.

Quelle: MZ