Probetraining beim Halleschen FC

Sebastian Gärtner spielt um Vertrag



Seit Dienstag trainiert Sebastian Gärtner beim HFC.


Der Nürnberger Sebastian Gärtner absolviert seit Dienstag ein Probetraining beim Halleschen FC. In der letzten Saison war der Mittelfeldspieler beim 1. FSV Mainz aktiv.

Die Tür zur Umkleidekabine im Erdgas Sportpark hatte sich bereits geschlossen. Zweimal musste Sebastian Gärtner energisch klopfen, bis sie sich wieder öffnete. Der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler kam am Mittwochmittag ein bisschen zu spät. Aber nur, weil er anders als seine Trainingskameraden nach dem Training noch ein Interview geben musste. Und in dem ging es passenderweise darum, ob sich beim Halleschen FC für ihn eine Tür öffnen wird. „Ich bin froh“, sagte Gärtner also, „dass sich diese Möglichkeit ergeben hat.“

Bereits früher unter Böger

Seit Dienstag und noch bis Donnerstagnachmittag trainiert der Mittelfeldspieler mit dem Drittligisten. Am Mittwochvormittag stand eine Athletikeinheit in der Sporthalle Brandberge, am Nachmittag ein Training auf dem Kunstrasenplatz in Halle-Neustadt auf dem Programm. Zeit, um den potenziellen Neuzugang zu beobachten. „Wir haben die Chance, ihn uns völlig unvoreingenommen anzusehen“, sagte Stefan Böger nach dem am Mittwochsvormittags-Training - ohne eine Tendenz bezüglich einer möglichen Verpflichtung zu verraten: „Mehr ist es erst einmal nicht.“

Dass Gärtner überhaupt beim HFC weilt, hat maßgebend mit dem neuen Trainer zu tun: Böger hat den 1,77 Meter großen Mittelfeldmann früher im Nachwuchsbereich des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) trainiert. In der U-16- und U-17-Nationalmannschaft hörte Gärtner auf seine Kommandos. „Er kann fachlich alles, seine Trainingsmethoden haben Hand und Fuß“, erzählt der Probespieler, „man hat ja gesehen, was er hier innerhalb von vier Wochen schon erreicht hat. Seine Bilanz ist überragend.“

Da Gärtners Berater auch guten Kontakt zu HFC-Manager Ralph Kühne pflegt, kam die Idee dreier Test-Tage zustande. Für den jungen Profi-Kicker eine Erlösung. In den Wochen zuvor hatte er vergeblich auf solch eine Chance gewartet. Seitdem sein Vertrag bei der U 23 von Mainz 05 Ende Juni ausgelaufen ist, steht hinter seinem Namen auf verschiedenen Profilen im Internet nur noch: vereinslos - ein frustrierendes Label.

Die Mainzer Reserve, für die er in der vergangenen Saison lediglich acht Partien bestritt, plante ohne ihn. Probetage beim Regionalligisten Elversberg und dem Drittligisten Erzgebirge Aue blieben ohne das erwünschte Ergebnis. Aue wollte lieber einen erfahrenen Spieler für das Mittelfeld, holte statt des 22-Jährigen den gebürtigen Hallenser Christian Tiffert.

Gärtner musste sich gedulden. „Das war und ist sicherlich nicht einfach“, lässt er in seine Seele blicken. Drei Monate lang hofft er nun schon auf einen neuen Vertrag. Und: „Diese Zeit zieht sich ganz schön lang hin.“

Wenngleich er sich immer fit gehalten hat. Sportlich und geistig: Bei der zweiten Mannschaft des 1. FC Nürnberg durfte der gebürtige Nürnberger zuletzt mittrainieren. „Man muss ja auch mal einen Ball zwischen den Füßen haben.“ Außerdem arbeitete er viel im athletischen Bereich, um „dort trotz meiner Situation nichts zu verlieren“. Und dann war da noch sein Fernstudium: Gärtner beschäftigt sich mit dem Sportmanagement, ein zweites Standbein. „Da habe ich in letzter Zeit ein paar Kurse mehr absolviert“, sagt er.

Doch trotzdem wartete er jeden Tag auf den erlösenden Anruf. Zweifel, ob es als Profi weitergehen würde, waren eigentlich nie da. Aber wie, das stand lange und steht noch immer nicht fest. „Man darf in so einer Situation nicht den Kopf hängen lassen“, sagt der 22-Jährige, „man darf nie vergessen, was man schon geleistet hat“.

„Es lief unglücklich“

Beim Blick auf seine Vita stellt sich die Frage, warum Gärtner überhaupt noch einen neuen Klub suchen muss. Schließlich stand er vor zwei Jahren unter Michael Wiesinger kurz vor dem Sprung in die Bundesligamannschaft des 1. FC Nürnberg. Doch dann wechselte der Trainer, Gertjan Verbeek übernahm - und Gärtner spielte keine Rolle mehr. „Er hat auf andere Spieler gesetzt.“ Ähnlich lief es in Mainz, wo Gärtner in der vergangenen Saison eigentlich eine Führungsrolle übernehmen wollte. Doch daraus wurde nichts. Nur acht Einsätze. Ein Tor. „Es lief unglücklich“, sagt der zentrale Mittelfeldspieler im Blick zurück.

Auch Stefan Böger weiß, dass der Karriereweg von Sebastian Gärtner anders vorgezeichnet war. Juniorennationalspieler, nah dran am Nürnberger Bundesliga-Kader: „Wäre alles glatt gelaufen“, meint der HFC-Trainer, „hätten wir als HFC im Moment wahrscheinlich nicht die Chance, ihn uns anzuschauen.“ Weil Gärtner im Grunde alle Anlagen mitbringt, um sich durchzusetzen. Böger sagt: „Er kann auf der Sechser- und Achter-Position spielen, hat gute strategische Fähigkeiten im Spielaufbau.“

Hört sich vielversprechend an. Doch ob sich für Sebastian Gärtner dauerhaft die Tür zur HFC-Kabine öffnet, bleibt abzuwarten.

Quelle: MZ