HFC kassiert in letzter Minute den Ausgleich gegen Stuttgart


Daniel Ziebig, Tim Kruse und Timo Furuholm (von links) werfen sich in einen Schuss von Gerrit Müller.

Was für ein Spiel! In der 89. Minute verwandelt Furuholm eine Flanke von Gogia zur 1:0-Führung für den HFC, nur eine Minute später kontert Stuttgarts Manuel Fischer zum 1:1-Endstand. Doch wirklich zufrieden ist der HFC nicht. Zu sehr schmerzt es, wieder eine Führung verspielt zu haben.

Manchmal können familiäre Verbindungen, die sich über das gesamte Bundesgebiet erstrecken, sehr nützlich sein. Auch für Drittliga-Fußballer. Just in jenem Moment, als Ralph Kühne, der Manager der Halleschen FC, am Dienstagnachmittag vor dem Mannschaftshotel in Stuttgart vorfuhr, reiste Marco Engelhardt bereits wieder ab. Mit Fieber, glasigen Augen, tropfender Nase und dick eingepackt sank der grippegeschwächte Innenverteidiger förmlich in das Auto seiner Lebensgefährtin Katinka.

Diese weilte zum Glück gerade bei ihrer Familie im nur 75 Kilometer entfernten Karlsruhe und setzte sich nach einem Anruf am Mittag sofort ins Auto und konnte somit Krankentransport zurück nach Erfurt spielen. Zum Besten für Engelhardt selbst und auch zum Glück für seine Teamkollegen, die er damit auf einer sechsstündigen Rückfahrt im Mannschaftsbus nicht mehr anstecken konnte.
Auch ohne den Abwehrchef erledigte der HFC seine Aufgabe bei den Stuttgarter Kickers am Dienstagabend beim 1:1 (0:0) respektabel. Wäre da nicht wieder einmal diese vermaledeite Nachspielzeit gewesen, in der Manuel Fischer die HFC-Führung von Timo Furuholm (89.) noch ausgleichen konnte. „Ich werde mich die gesamte Busfahrt über ärgern“, meinte Innenverteidiger Patrick Mouaya. „Nur über diese letzte Minute.“

Zwei Abwehr-Umstellungen

Fast alle beim HFC schwankten nach dem Abpfiff zwischen Zufriedenheit und Ärger. „Hätte mich vor den beiden Spielen gegen die Stuttgarter Mannschaften jemand gefragt, ob ich mit zwei Unentschieden würde leben können, hätte ich wahrscheinlich ja gesagt“, meinte Kühne. „Jetzt haben wir sogar vier Punkte. Trotzdem ist es ärgerlich, nicht sechs mitgenommen zu haben.“ Und Trainer Sven Köhler meinte: „Es war ein aufregendes Spiel. Wir sind zwar enttäuscht, aber wir wissen auch, dass wir bei starken Stuttgartern einen Punkt gewonnen haben.“

Weil mit Florian Brügmann auch noch ein Außenverteidiger nach seiner Roten Karte gegen den VfB Stuttgart ausgefallen war, musste Köhler ausgerechnet jene Abwehrreihe, die gegen die VfB-Reserve erstmals seit drei Monaten wieder zu Null gespielt hatte, gleich auf zwei Positionen umstellen. Für Engelhardt rückte Mouaya in die Innenverteidigung, Daniel Ziebig nahm Brügmanns Platz als linker Außenverteidiger ein. „Gleich zwei Umstellungen in der Abwehrreihe sind natürlich nicht ohne“, meinte Kühne. „Aber andererseits haben alle im Kader den Anspruch, dritte Liga spielen zu wollen. Und einige möchten sich vor den anstehenden Vertragsgesprächen ja auch noch einmal zeigen.“

Natürlich hatten auch die Kickers diese Umstellungen bei den Rot-Weißen mitbekommen. Und genau diese nicht eingespielte linke Abwehrseite des HFC nahmen sie von Beginn an aufs Korn. Doch HFC-Trainer Köhler hatte mit diesem Problem gerechnet und seine Mannschaft darauf vorbereitet und eingestellt. Zunächst musste Sören Bertram auf der linken Seite etwas defensiver spielen und Ziebig absichern.

Kompakte Defensive

Ab Mitte der ersten Halbzeit ließ Köhler bei Stuttgarter Angriffen komplett verschieben. Aus einem 4-3-3 wurde dann plötzlich ein 6-3-1. Es war ein gutes Beispiel dafür, wie man personelle Probleme in der Abwehr als Mannschaft lösen kann. Und so hatten die feldüberlegenen Schwaben in den ersten 45 Minuten auch nur zwei klare Chancen. Doch beide Male konnte sich der HFC auf seinen Torwart Niklas Lomb verlassen. Er entschärfte erst einen Distanzschuss von Vincenzo Marchese (19.) und blieb dann auch gegen den allein vor ihm auftauchenden Gerrit Müller (41.) Sieger.

Die Defensive des HFC wurde in der zweiten Halbzeit immer sicherer. Und so, wie bei den HFC-Spielern die Brust wuchs, fingen die Köpfe bei den Stuttgartern an zu hängen. Ihre Angriffe wurden einfallsloser und ihre Kräfte gegen das Abwehrbollwerk des HFC erlahmten. Und zwar so, dass Köhler in der 69. Minute mutig wurde und für den angeschlagenen Banovic den wesentlich offensiveren Tony Schmidt auf das Feld schickte.

Prompt sahen sich die Gastgeber deutlich mehr HFC-Kontern ausgesetzt. Die Belohnung war die Führung durch Furuholm. „Ich habe mich darüber gefreut, dass sich meine Mannschaft in der zweiten Halbzeit offensiv gewehrt hat“, lobte Köhler - und wollte lieber nichts zur erneut verspielten Führung sagen. Es war das sechste Mal in dieser Saison, dass ein Vorsprung am Ende nicht reichte.

Quelle: MZ