Unentschieden gegen Dortmund

HFC bindet den Sack nicht zu



Der Hallesche FC sieht bei der Reserve von Borussia Dortmund schon wie der Sieger aus. Doch der Ausgleich kurz vor dem Abpfiff kostet dann zwei Punkte.

Fußballer pflegen im Umgang mit den Medien immer mal wieder darauf zu verweisen, dass ihre Sportart sehr schnelllebig sei. Vor allem nach enttäuschenden Auftritten bringen sie gern mal die Floskel, dass ja schon in wenigen Tagen das nächste Spiel anstehe und man alles korrigieren könne. Manchmal läuft es aber auch ganz anders. Da reichen ein paar Sätze zu persönlichen Freiheiten, die man sich beim nächsten Mal in den Vertrag schreiben lassen will und zwei wenig überzeugende Auftritte auf dem Platz, um sich plötzlich auf der Wechselbank wiederzufinden.

Pause für Banovic

So wie HFC-Mittelfeldspieler Ivica Banovic, der am Freitag im Drittligaspiel bei der Reserve von Borussia Dortmund von Sven Köhler eine Pause bekam. Der Trainer hatte sich für Selim Aydemir auf der rechten Außenbahn und Maximilian Jansen im defensiven Mittelfeld entschieden. Bis auf die letzte Minute mit Erfolg. Doch der Dortmunder Ausgleichstreffer zum 1:1 fast mit dem Schlusspfiff war „einfach nur Dummheit“, wie Innenverteidiger Marcel Franke meinte. Ähnlich sah es Kapitän Tim Kruse: „Zum Ausgleich fallen mir für uns nur drei Begriffe mit D ein: doof, dumm und dämlich.“

Köhler wollte und konnte die Bewertung seiner Anfangsaufstellung später natürlich nicht bestätigen. „Ich wollte den jungen, schnellen und spielstarken Dortmundern entsprechend schnelle Leute entgegenstellen“, sagte er. Zudem sei Banovic nicht ganz so fit wie in der Hinrunde. Mit vier Gelben Karten drohte ihm zudem eine Sperre für das Ostderby nächste Woche gegen Hansa Rostock. Auch für überraschende Aufstellungen gibt es also plausible Argumente. Trotzdem: Der Verzicht auf den routinierten Kroaten, der auch mit seinen 34 Jahren beileibe noch nicht zu langsamen Spielern gehört, war schon etwas ungewöhnlich.

HFC verschenkt Punkte in Dortmund

Köhlers Taktik ging bei strömendem Regen und auf tiefem Rasen auf. Der HFC drückte dem Spiel seinen Stempel auf, stand in der Abwehr sicher und versuchte es nach vorn trotz aller Widrigkeiten mit spielerischen Mitteln. Weil auch die Dortmunder zuerst auf die Sicherung des eigenen Tores bedacht waren, blieben Torchancen hüben wie drüben zunächst aus. Als sich dann Dominic Rau doch einmal auf der rechten Seite bis zur Grundlinie durchtankte und präzise nach innen flankte, nutzte Timo Furuholm die Unentschlossenheit der Dortmunder Abwehr zu seinem siebten Saisontreffer und der verdienten Führung für den HFC (43.). Fast hätte Florian Brügmann nur 60 Sekunden später noch nachgelegt, doch er scheiterte an Torwart Zlatan Alomerovic.

Köhler tobt vor Wut

Während die anderen Wechselspieler nach dem Pausenpfiff erst einmal in der Kabine verschwanden und dann zu ein paar Ballschiebe-Versuchen zurückkehrten, setzte sich Ivica Banovic sofort seine Mütze auf den Kopf und lief sich von der Mittel- und Grundlinie ohne Pause warm. So, als wollte er dem Trainer signalisieren: So, jetzt kannst du mich bringen. Doch Köhler hatte keinen Grund für einen Wechsel.

Das 1:0 war natürlich ein gefährliches Resultat. Schon in einigen Begegnungen der Hinrunde wie zum Beispiel gegen die Stuttgarter Kickers und zuletzt auch gegen Unterhaching hatte es der HFC versäumt, mit einem zweiten Treffer für die frühzeitige Vorentscheidung zu sorgen. Und so war es nicht verwunderlich, dass Trainer Köhler an der Seitenlinie vor Wut tobte, als sich seine Männer nach dem Seitenwechsel auf das Verwalten des Vorsprungs beschränkten.

Zum Glück wurden die Wutausbrüche des Trainers auf dem Platz verstanden. Vor allem Sören Bertram, dem bei Köhlers Schreien die Trommelfelle geplatzt sein müssten, zog nun an. Zweimal entwischte er der Borussen-Abwehr, doch zweimal wusste Furuholm (60., 66.) diese gute Vorarbeit nicht zur Entscheidung zu nutzen.

Obwohl seine Mannschaft nun wieder engagiert nach vorn spielte, fand Köhler keine Ruhe und blickte bereits in der 72. Minute besorgt auf seine Uhr. Die Konsequenz: Zwei Minuten später war für Banovic das Warmlaufen endlich beendet. Er kam für Bertram. Doch das half am Ende nichts: Der eingewechselte Evans Nyarko bestrafte den einzigen groben Patzer nach einem Sekundenschlaf der HFC-Abwehr in der letzten Minute. „Ich habe ein gemischtes Gefühl, weil wir noch nie so nah dran waren an einem Sieg gegen Dortmund. Aber dafür hätten wir unsere Konterchancen nutzen müssen“, meinte Köhler dann noch gnädig.

Quelle: MZ