Der junge Herausforderer Tom Müller



Die Torhüter Pierre Kleinheider und Niklas Lomb kämpfen beim Hallesche FC um die Nummer eins. Dahinter lauert mit dem 17-jährigen Tom Müller ein neuer Rivale.

Sven Köhler hat seine Entscheidung wohl gefällt: Pierre Kleinheider wird am Freitagabend im Drittliga-Spiel des Halleschen FC bei Borussia Dortmund das Tor hüten. Nach dem gehaltenen Elfmeter beim 2:1-Sieg gegen Unterhaching hat der Trainer auch keinen Grund zurück auf Niklas Lomb zu wechseln, der sein Sperre verbüßt hat und mit im Bus sitzt.

Seine Zeit kommt

Den Zweikampf um die Nummer eins in diesen Tagen beobachtet Tom Müller gelassen. Nachdem die Nummer drei der HFC-Keeper fast zu seinem Profi-Debüt gegen die Stuttgarter Kickers gekommen wäre - Kleinheider war krank, das Spiel in Reutlingen wurde wegen schlechter Witterungsbedingungen abgesagt - saß er gegen Unterhaching immerhin auf der Bank. Und er weiß: Seine Zeit kommt. Spätestens im Sommer. Dann, so die Zusicherung von Manager Ralph Kühne, rückt der heute 17-Jährige endgültig in den Profikader. Kleinheider, Lomb oder der aktuell verletzte Lukas Königshofer - einer muss für ihn weichen.

Gedanklich hat er sich bereits mit Einsätzen bei den Profis beschäftigt. „Natürlich denkt man: Das hätte ich sein können“, gesteht der A-Jugendliche seine Erinnerung an Kleinheiders Elfmeter-Parade vom Sonnabend, „aber wenn ich gespielt hätte, wäre das Spiel ja auch ganz anders verlaufen“. Jetzt wird es wieder etwas ruhiger um den Nachwuchskeeper, der seinen Hauptjob bei der HFC-A-Jugend in der Regionalliga hat.

Doch seit Saisonbeginn trainiert er regelmäßig mit den Profis. „Ich bin mit beiden sehr gut befreundet, vor allem mit Niklas. Wir unternehmen auch neben dem Training öfter mal etwas“, erklärt Müller. Und gerade beim 22-jährigen Lomb - aus der Erstliga-Torwartschule in Leverkusen nach Halle gekommen - kann er sich noch einiges abschauen.

Für Deutschland berufen

Auch wegen dem freundschaftlichen Verhältnis zu den beiden Stammtorhütern trauert Müller dem Beinahe-Debüt nicht nach. „Für mich ist es nur eine Frage der Zeit. Ich bin 17 und mit Abstand der Jüngste, sogar in der U 19. Irgendwann wird meine Chance kommen und dann werde ich sie auch nutzen“, sagt der Nationalspieler selbstbewusst.

Ja, Nationalspieler ist Müller auch schon. Im vergangenen Oktober wurde er erstmals zum Lehrgang der U-18-Auswahl des Deutschen Fußball Bundes (DFB) im niedersächsischen Barsinghausen eingeladen. Im November gewann die DFB-Elf ein Vier-Länder-Turnier in der Türkei. Für einen Einsatz reichte es dort für ihn noch nicht, aber das HFC-Talent konnte einiges lernen. „Es war interessant, mal unter einem anderen Trainer zu trainieren“, so Müller. Und auch in der DFB-Auswahl hat der sympathische Torwart sofort ein paar Kumpels gefunden: Verteidiger Maximilian Mittelstädt von Hertha BSC und Mittelstürmer Joshua Endres von RB Leipzig. „Mit Joshua war ich in der Türkei auch auf einem Zimmer“, erinnert er sich und hofft zugleich auf neue Einladungen zur Nationalmannschaft. Und dann möchte er natürlich auch spielen. Darauf arbeitet er hin und hängt sich im Training rein. Seit der siebten Klasse lebt der gebürtige Dessauer im Sportinternat nahe des Erdgas Sportparks. Trainingseinheiten sind im Stundenplan integriert. Dennoch: „Manchmal kann ich nicht zum Training, weil ich Schule habe“, so der Elftklässler, der davon träumt, „ein großer Fußballer zu werden“.

Angebot in der Winterpause

Diesen Ehrgeiz bestätigt Gilbert Hernandez: „Tom will natürlich immer der Beste sein, hat aber auch eine gewisse Lockerheit und verkrampft nicht gleich, wenn er mal einen Fehler macht“, lobt der Trainer der U19 das „Ausnahmetalent“. Hernandez konstatiert aber auch: „Dass er Nationalspieler ist, bestätigt zwar seine und unsere Arbeit bisher, aber jetzt müssen wir darauf aufbauen.“

Sportschüler Müller wird im nächsten Jahr das Abitur in Angriff nehmen. Wie es danach neben dem Leistungssport weitergeht, hält er sich offen. „Vielleicht fange ich dann ein Studium an“, überlegt er. Genau will sich der da nicht festlegen, verrät aber: „Irgendwas mit Sport wäre interessant.“

Priorität hat auf jeden Fall erstmal der Fußball. Da stehen ihm mit 17 Jahren alle Türen offen. In der nächsten Saison gehört er zum Profi-Kader. Wenn der Klub ihn denn halten kann. Schon in der Winterpause soll es ein Angebot für ihn gegeben haben. Der HFC lehnte ab und verzichtete sogar auf Ablöse.

Quelle: MZ