Barnofsky macht der Stamm-Abwehr Konkurrenz


Max Barnofsky im Trainings-Zweikampf gegen Marcel Baude (vorn)

Max Barnofsky entwickelt sich beim Halleschen FC zu einer echten Alternative in der Verteidigung. Wie sich die Einstellung des 20-Jährigen verändert hat.

Als die Sonne für einen Moment verschwand, setzte Max Barnofsky seine Brille ab. Er offenbarte einen klaren Blick. Eine Stunde vor dem Training des Halleschen FC hockte der Abwehrmann am Dienstag wenige Meter vom Übungsplatz entfernt auf einem Bordstein. Locker, entspannt, lässig mit kurzer Hose und Flipflops. „Ich muss nichts mehr auf Krampf machen“, sagte Barnofsky, „es ist alles einfacher, wenn man mit sich selbst im Einklang ist.“

Und genau das gilt für den 20-Jährigen während der aktuellen Saisonvorbereitung. Beim 1:0-Testspielsieg am vergangenen Freitag gegen den tschechischen Zweitligisten FK Usti nad Labem spielte er eine Halbzeit lang als Linksverteidiger. Dann kam der auf dieser Position etatmäßige Florian Brügmann ins Spiel. Aber Max Barnofsky entwickelt sich gerade zu einer ernstzunehmenden Option. „Er hat seine Sache sehr ordentlich gemacht“, gab Trainer Sven Köhler nach dem einwöchigen Trainingscamp in Pockau zu Protokoll.

Das war nicht immer so. In der vergangenen Saison wurde Barnofsky auch im Endspurt, als es um kaum etwas mehr ging, nicht eingesetzt. Seit seinem Wechsel im Sommer 2013 aus Zehlendorf hat er noch keine Drittliga-Partie für den HFC bestritten.

Doch zwei Dinge haben sich verändert: Zum einen hat der Abwehrmann viel Zeit in die Arbeit an seiner Physis investiert. Auch während den Spielzeiten, selbst im Familienurlaub in der Türkei. „Körperlich bin ich auf einem guten Weg“, sagt er, „was das anbetrifft, habe ich jetzt ein bisschen mehr Selbstvertrauen. Ich weiß, dass ich in den Zweikämpfen auch in der dritten Liga dagegenhalten kann.“

Zu dem Bewusstsein der eigenen Stärke gesellt sich zudem ein neuer Realismus. „Ich habe Phasen gehabt, in denen ich mich selbst falsch eingeschätzt habe“, erklärt Max Barnofsky. Er hat sich besser gesehen, als Trainer Köhler ihn einschätzte. Teilweise habe er zu viel gewollt. „Wenn du die ganze Woche über mit dem Drittligateam trainierst und dann am Wochenende in der Verbandsliga gegen Romonta Amsdorf spielen musst, ist das schon nicht schön.“

Das wird ihm in der bevorstehenden Saison erspart bleiben. Der HFC hat seine zweite Mannschaft aufgelöst. Die Spieler haben sich größtenteils auf andere Vereine verteilt. Nur Max Barnofsky ist geblieben. Sein Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2016. Genau so lange wie seine Ausbildung zum Immobilienkaufmann. „Nach dem Abitur war es mir wichtig, eine Berufsausbildung zu machen“, erklärt der 20-Jährige, „und beides unter einen Hut zu kriegen, hat bislang immer gut geklappt.“

Die Arbeit mache ihm Spaß und für die Zeit nach der Kicker-Karriere, „wenn es denn eine Karriere wird“, wie er sagt, möchte Max Barnofsky vorsorgen. Aber Fußball, das sei seine große Leidenschaft.

Der gebürtige Berliner wirkt geerdet. Mit Gedanken an eventuelle Einsatzzeiten macht er sich nicht mehr verrückt. Und er fordert nicht. Also formuliert er lieber Allgemeinsätze: „Ich spiele auf der Position, die der Trainer mir zuweist.“ Oder: „Wenn ich eine Chance bekomme, möchte ich sie nutzen.“

Das gilt auch für seinen langjährigen Kumpel. Fabian Bredlow, der neue Keeper des HFC, und Max Barnofsky haben bei Hertha Zehlendorf gemeinsam das Fußballspielen erlernt. Sie kennen sich seit Kindheitstagen. Und nun wohnen sie beide in der Silberhöhe, wenige Türen voneinander entfernt. Die Gründung einer Wohnungsgemeinschaft sei ein Thema. Konkretes gebe es aber noch nicht. „Mal schauen“, sagte Max Barnofsky und setzte seine Sonnenbrille wieder auf.

Quelle: MZ