Lehrreiche Sonderschicht vor dem Spiel in Chemnitz

HFC-Trainer Stefan Böger will, dass seine Spieler aus starren Positionen ausbrechen. Auch Dominic Rau soll sich mehr ins Offensivspiel einschalten.

Mit einem Schmunzeln schnappte sich Uwe Striesenow vom Fanradio des HFC - von allen nur „Krümel“ genannt - am Freitag in der Pressekonferenz den vorbereiteten Zettel, um die Fanfrage der Woche zu stellen. Die Frage ging an Dominic Rau. „Seit wann bist du ein Mittelfeldspieler?“, fragte Striesenow den Abwehrspieler des Halleschen FC. Rau hatte keine Zeit zu antworten, die Frage wurde schnell als Scherz entlarvt. „Spaß beiseite“, sagte Striesenow noch. Dann kamen die ernst gemeinten Fragen zum Sonntagsspiel in Chemnitz.

Doch auch die erste Frage hätte durchaus ernsthaft gestellt werden können. Nun ist Dominic Rau tatsächlich kein Mittelfeldspieler, aber offensiver spielen, das soll der Außenverteidiger schon. Beim HFC findet gerade ein Umdenken statt. Letzte Woche hatte Cheftrainer Stefan Böger Ivica Banovic für das Toreschießen in die Pflicht genommen. Dieser zirkelte prompt einen wunderbar getimten Freistoß gegen Werder Bremen II (6:2) in die Maschen.

Böger appelliert aber auch an den Rest der Mannschaft. „Ich möchte davon wegkommen, dass die Spieler nur ihr eigenes Positionsspiel sehen. Die Spieler müssen von den Kategoriendenken wegkommen“, erklärt er. „Ich möchte, dass sie lernen, miteinander Fußball zu spielen. Warum soll ein Dominic Rau mit Dorian Diring nicht genauso kombinieren, wie das Osayamen Osawe mit Sören Bertram macht? Dominic hat hinten rechts den Ball, warum soll er den Ball nur lang die Linie vorspielen oder zum Torwart zurück?“

Dominic Rau hat das verstanden. „Ich muss mir das angewöhnen, ansatzweise nach vorne zu spielen“, erzählt er. „Die Stürmer mit Pässen zu füttern.“ Er kennt den modernen Fußball und weiß, dass es durchaus auch die Aufgabe eines Außenverteidigers ist, sich in das Offensivspiel einzuschalten. Und doch tat sich Rau, der gelernte Innenverteidiger, bisher ein wenig schwer damit. „Der Innenverteidiger steckt noch in mir drin“, gibt er zu. Aber natürlich ist er lernwillig.

Was kann Rau tun? Das zeigte sich am Donnerstag im Training. Böger zog eine vierköpfige Trainingsgruppe zusammen und erklärte am konkreten Fall, was er sich vorstellt. Rau bekam den Ball aus der Innenverteidigung, dann musste er im Zusammenspiel mit Dorian Diring in der Mitte versuchen, ein gescheites Offensivspiel aufzubauen.

Immer wieder unterbrach Böger, korrigierte, dann ging es von vorne los. „Er hat mir erklärt, wie ich mich anbieten muss, wie ich laufen soll“, erzählt Rau. „Das finde ich richtig gut. So etwas hatte ich noch nie vorher bei anderen Trainern.“ Rau ist auch ein wenig dankbar für die Extraschicht: „Dadurch werde ich auch als Spieler wertvoller“, findet der 24-Jährige.

Und wer weiß? Vielleicht folgt Dominic Rau am Sonntag Ivica Banovic und erzielt sein erstes Saisontor für den HFC? „Hoffentlich ja“, sagt Rau und schmunzelt.

Quelle: MZ