HFC-Stürmer Timo Furuholm

"Ich bin nicht Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo"



Ein Blick des Willens: Timo Furuholm trifft zum 3:0-Endstand gegen den SV Wehen Wiesbaden. Es ist sein erstes Saisontor.

Nach seinem ersten Saisontor beim Sieg gegen Wiesbaden wirkt Timo Furuholm befreit. Wie der Angreifer des HFC mit der Torflaute umgegangen ist.

Timo Furuholm saß am Samstagabend auf seiner Couch und genehmigte sich einen großen Schluck. Der Stürmer des Halleschen FC hatte gleich zwei Gründe dafür: den ersten Saisonsieg gegen Wehen Wiesbaden und sein erstes Saisontor. Also griff der Finne zur Flasche, besser gesagt zum Tetrapack. Anstatt Champagner gab es Kokosnusswasser. „Das ist mein geheimer Zaubertrank“, scherzte er später, „damit kann ich schneller rennen.“

„Ich bin nicht Cristiano Ronaldo“

In Wahrheit sagte seine Art, das doppelte Debüt zu feiern, viel aus über seine aktuelle Situation. Eine große Last ist von ihm abgefallen, Grund zum Überschwang aber gibt es nicht. Als es beim HFC in den vergangenen Wochen kriselte, stand Furuholm oft in der Kritik. Wenn auch indirekt, weil der Klub nach drei Pflichtspielen ohne eigenen Treffer einen neuen Top-Torjäger suchte. Dabei hatte Furuholm seinen Vertrag erst am Ende der vergangenen Saison bis zum 30. Juni 2017 verlängert.

Die vergangenen Wochen nagten an ihm. „Wenn du nicht punktest, wird die Last auf deinen Schultern immer größer.“ Zumal das Umfeld, die Fans von Furuholm gefühlt immer ein bisschen mehr erwarten als vom Rest des Teams. Im Training vor dem Wiesbaden-Spiel war eine Szene symptomatisch, als er aus aussichtsreicher Position über das Tor schoss und die versammelte Trainingskiebitz-Schar geschlossen mit den Händen über dem Kopf aufstöhnte.

„Das muss mir egal sein“, sagt Timo Furuholm, denn: „Wenn ich anfangen würde, mir so etwas zu Herzen zu nehmen, wäre das ein schlechter Weg. Ich bin nicht Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo, deswegen spiele ich auch in der dritten und nicht in der ersten Liga. Aber natürlich ist es meine Aufgabe, mir Gedanken zu machen, wenn wir keine Tore schießen.“

Sein Treffer zum 3:0-Endstand gegen Wiesbaden kam zum richtigen Zeitpunkt. Osayamen Osawe hatte ihn nach einem starken Solo hervorragend in Szene gesetzt. Und der Finne wirkte befreit, nachdem er entschlossen eingeschoben hatte. „Mit drei Punkten aus vier Spielen sind wir nicht zufrieden. Aber jetzt müssen wir nicht mehr so viel über die Situation reden und können nach vorne schauen auf Dresden.“

Die morgige Partie beim Tabellenführer weckt bei Timo Furuholm gute Erinnerungen. Im März dieses Jahres erzielte er beim 3:2-Erfolg in Dresden einen Treffer. „Wenn wir clever und mit Herz spielen, sehe ich keinen Grund, warum wir dort nicht wieder gewinnen sollten.“ Timo Furuholm wird dabei eine andere Rolle spielen als damals. Zuletzt agierte er als Mann hinter Angreifer Osayamen Osawe. „Ich kann diese Position sicherlich nicht so spielen, wie sie Andy Gogia gespielt hat“, sagt er, „aber ich versuche Osayamen im Angriff und die Mittelfeldspieler im Defensivverhalten zu unterstützen.“ Tatsächlich erkämpfte sich Furuholm gegen Wiesbaden in der Rückwärtsbewegung den einen oder anderen Ball.

Nach vergebenen Möglichkeiten hatte er zu Beginn des Spiels noch gewohnt wild gestikuliert. Furuholm lebt seine Gefühle nach außen. Manche kritisierten das. „In guten Zeiten, wenn ich treffe, heißt es, dass ich voller Emotionen bin und zeige, dass ich unbedingt gewinnen will“, weiß der Finne aus Erfahrung, „wenn ich aber nicht treffe, werden mir diese Seiten meiner Persönlichkeit als Schwächen ausgelegt.“ Ein bisschen versteht Furuholm das sogar: „Die Fans kommen jeden Samstag ins Stadion und kaufen ihr Ticket. Es ist ihr gutes Recht, uns zu bewerten.“ Aber: „Ändern werde ich mich trotzdem nicht. Sonst wäre ich nicht mehr ich selbst.“

25 Saisontore von Brügmann?

Timo Furuholm, der mit seiner Frau Anni und der anderthalb Jahre alten Tochter in Halle lebt, bleibt Timo Furuholm. Mit allen Ecken und Kanten. Und, so hofft er, mit noch mehr Saisontoren. Wobei, der Finne lacht: „Von mir aus kann auch unser Linksverteidiger Florian Brügmann 25 Tore schießen, solange wir gewinnen.“

Ein großer Schluck Kokosnusswasser könnte helfen. „Ich habe das vor zwei Jahren eine Zeit lang immer getrunken und jetzt wieder damit angefangen. Bei dem warmen Wetter ist das gut für den Körper“, erklärt Timo Furuholm. „Ich versuche einfach alles, um bereit zu sein.“

Quelle: MZ