HFC beantragt keine Zweitliga-Lizenz

Die Rot-Weißen träumen vom Aufstieg, doch der Hallesche FC hat die Spielberechtigung gar nicht beantragt. Klingt nach Missmanagement, hat aber gute Gründe.



Wer über einen längeren Zeitraum erfolgreich Fußball spielt, soll durchaus auch einmal dafür belohnt werden. Nicht nur mit Punkten, sondern auch mit etwas mehr Freizeit. Genau deshalb hat HFC-Trainer Sven Köhler am Mittwoch die übliche zweite Trainingseinheit am Mittwoch gestrichen. Durch Krankheiten und Verletzungen hatte er zuletzt ohnehin nur einen Rumpfkader zur Verfügung. Da gilt es, die Belastungen für das übrige Personal zu dosieren. Schließlich steht vor ihm und seiner Mannschaft die wichtigste Woche der Saison.

In Erfurt und gegen Kiel will der HFC seine Erfolgsserie in der dritten Liga fortsetzen. Und genau dazwischen liegt das für die Saison-Abrechnung über Wohl und Wehe entscheidende Landespokal-Halbfinale beim 1. FC Magdeburg. Nach zuletzt 13 Punkten aus fünf Spielen beginnen Spieler und Fans zu träumen von der erfolgreichsten Saison seit dem Drittliga-Aufstieg.

Doch selbst wenn die Serie Bestand hat, einen Aufstieg in die zweite Liga wird es nicht geben. Nach MZ-Informationen haben elf Drittliga-Vereine bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) eine Lizenz für die kommende Saison der zweiten Bundesliga beantragt. Der Hallesche FC ist nicht darunter. Ein Nachreichen gibt es nicht. Was zum 1. März nicht vorliegt, wird nicht bearbeitet.

Präsidium hält sich an die Realität

Im Verein hält man sich mit Kommentaren dazu zurück. Es gibt weder eine Bestätigung, noch wird die Tatsache dementiert. „Wir genießen das Momentum. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen“, erklärt Vizepräsident Jörg Sitte. Doch klar ist auch: Die Entscheidung, keine Zweitliga-Lizenz zu beantragen, ist kein dummer Management-Fehler, sondern von Realismus in der Vereinsführung getrieben. In den Wochen kurz nach der Winterpause, als die Papiere hätten zusammengestellt werden müssen, sprachen viele Gründe gegen eine Lizenzbeantragung.

Der wichtigste war die sportliche Situation. In der Winterpause lag der HFC auf Rang zwölf mit neun Punkten Rückstand zu Relegationsplatz drei. Das wäre in den verbleibenden 16 Partien vielleicht aufzuholen gewesen. Doch an den ersten sechs Spieltagen im neuen Jahr wuchs der Rückstand noch auf 13 Zähler. Und just in jenem Moment - Stichtag zur Lizenzbeantragung war der 1. März - mussten Präsident Michael Schädlich, Vize Sitte und Manager Ralph Kühne entscheiden, welche Papiere sie nun wirklich einreichen.

Viele Gründe gegen zweite Liga

Sie entschieden sich ausschließlich für die dritte Liga. Denn: Der Arbeitsaufwand, den die drei Präsidialen ihrer im Vergleich zu anderen Vereinen kleinen Mannschaft von hauptamtlichen Mitarbeitern in der Geschäftsstelle hätten aufbürden müssen, wäre enorm gewesen. Und: Ein von Wirtschaftsprüfern testierter Lizenzantrag für diese Spielklasse, der an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) geht, kostet bereits zwischen 15 000 und 20 000 Euro. Ein Antrag an die DFL für die zweite Liga kostet mindestens das Dreifache. Das war eine Summe, die das HFC-Präsidium nicht ausgeben wollte. Nachvollziehbar, war zu diesem Zeitpunkt der Abstand zu den Abstiegsplätzen geringer als jener zu Aufstiegsrang drei.

Obwohl der HFC durch die aktuelle Serie von fünf Spielen ohne Niederlage mittlerweile sechs Plätze in der Tabelle geklettert ist, beträgt sein Rückstand zu Platz drei übrigens nach wie vor neun Punkte - wie in der Winterpause. Bei aller erlaubten Träumerei bleibt es ein schwieriges Unterfangen, diese Lücke in nur noch sieben verbleibenden Begegnungen schließen zu können.

Quelle: MZ