Björn Ziegenbein selbstkritisch: „Bemüht, aber glücklos“



Björn Ziegenbein im Spiel gegen Fortuna Köln

Björn Ziegenbein kehrt beim HFC in die Startelf zurück, kann aber nicht überzeugen.

Am Ende fehlten nur Zentimeter. Zentimeter, um aus einem durchwachsenen doch noch einen gelungenen Nachmittag zu machen. Hätte Björn Ziegenbein in der 60. Minute des Spiels gegen Fortuna Köln nur ein wenig niedriger gezielt, sein Schussversuch wäre mit voller Wucht im Netz eingeschlagen und der offensive Mittelfeldakteur des Halleschen FC wäre als Ausgleichstorschütze gefeiert worden. Die Chance war riesig: Nach Pfostenschuss von Osayamen Osawe hatte Ziegenbein richtig auf den Abpraller spekuliert und dadurch ein völlig freies Tor vor sich.

Statt ins Tor, nagelte er den Ball aber aus bester Position an die Latte und machte dadurch aus einem für ihn durchwachsenen einen vollständig missratenen Nachmittag. „Ich wollte den Ball eigentlich nur ins lange Eck legen, aber er hüpft leicht und am Ende war es dann zu genau“, ärgerte sich Ziegenbein. „Der muss rein.“

Dem 29-Jährigen war deutlich anzumerken, dass ihm der Fehlschuss nahe ging, vermutlich weil er um dessen Tragweite wusste. Nicht nur verpasste der HFC einen Heimsieg gegen Köln, Ziegenbein selbst verpasste eine ganze persönliche Chance. Nach langem Reservisten-Dasein hatte Trainer Stefan Böger ihn gegen die Fortuna in die Startelf beordert, Ziegenbein konnte diese Gelegenheit aber nicht nutzen.

Seit Monaten keinen Stammplatz

Das letzte Mal war Ziegenbein Mitte August im Derby gegen Magdeburg von Beginn an aufgelaufen. Da spielte er gut, bereitete den Führungstreffer von Osawe vor, musste aber kurz vor der Halbzeit mit einer Schienbeinprellung ausgewechselt werden. Nur eine kleine Blessur, aber doch bezeichnend für seine Karriere. Immer wieder wurde der hochveranlagte Mittelfeldakteur durch Verletzungen zurückgeworfen: Hüfte, Knie-OP, Knorpelschaden – die Krankenakte ist lang.

Dagegen mutet eine Schienbeinprellung wie eine Randnotiz an, aber auch hier verfehlte die Verletzung ihre Wirkung nicht. Ziegenbein war zwar schnell wieder fit, aber mit Spieleinsätzen in der dritten Liga war es erst einmal vorbei. Unter Stefan Böger hatten andere die Nase vorn, Ziegenbein stand teilweise noch nicht einmal im Kader. Es griff das von Böger klar formulierte Leistungsprinzip: Nur wer gut trainiert und gut spielt, bekommt Einsätze in der dritte Liga.

Also lautete die Devise: Sich im Training aufdrängen und die Einsatzchancen in Sachsen-Anhalt-Pokal und Future-League nutzen. Das gelang, gegen Elster im Pokal und Teplice in der Future-League traf Ziegenbein und durfte zum Lohn gegen Bremen II und den Chemnitzer FC erste Kurzeinsätze absolvieren. Gegen Fortuna Köln folgte die Bewährungsprobe in der Startelf.

Große Konkurrenz im Mittelfeld

Zufrieden war er mit seiner eigenen Leistung aber nicht. „In der ersten Halbzeit habe ich mich schwer getan. Ich war nervös, weil mir der Spielrhythmus fehlt“, meinte er selbstkritisch. Das machte sich nicht nur an der verpassten Großchance fest, Ziegenbein fehlte vor allem in der ersten Halbzeit die Bindung zum Spiel. In den seltenen Momenten, als er an den Ball kam, traf er meist die falsche Entscheidung, Ballverluste waren die Folge. „Ich würde mir das Zeugnis ausstellen: Bemüht, aber glücklos.“

Ob dieses Zeugnis für weitere Startelfeinsätze reicht? So konnte etwa Toni Lindenhahn, der in der 71. Minute für Ziegenbein ins Spiel kam, bei seinem Kurzeinsatz überzeugen und hätte sich eine Chance in der ersten Elf verdient. Auch Sascha Pfeffer, der nach zuletzt drei Startelf-Einsätzen gegen Köln nur die Bank drückte, brennt auf die Rückkehr. Zudem sollten die arrivierten Stammkräfte Timo Furuholm und Florian Brügmann ihre Verletzungen bald auskuriert haben.

Die Konkurrenz für Ziegenbein ist also groß. Daher weiß er auch, was von ihm in der Trainingswoche vor dem Auswärtsspiel in Osnabrück verlangt wird: „Ich muss weiter Gas geben um zu zeigen, dass ich vielleicht nochmal in die Startelf gehöre.“

Quelle: MZ