Zweimal reist der Drittligist HFC ins Schwabenland - angesichts der jüngsten Aussetzer mit mulmigem Gefühl. Mittlerweile schaut man bereits nach unten.
Das Prozedere ist Standard: Immer donnerstags, zwei Tage vor einem Spiel, bittet der Hallesche FC die Berichterstatter über das aktuelle Dasein des Klubs in der dritten Fußball-Liga zu einer Gesprächsrunde ins Stadion.
Das Vereins-TV schneidet Fragen und Antworten mit, damit jedermann die Befindlichkeiten des Hauptdarstellers - in der Regel Trainer Sven Köhler - via Internet nacherleben kann. Oftmals geschieht wenig Spektakuläres, und am Donnerstag ergab sich die entscheidende Szene erst, als die kleinen roten On-Lämpchen an den schmalen Tisch-Mikrofonen verloschen und die Kamera des Haussenders abgeschaltet war.
Ungeschminkter Blick ins Seelenleben
Da nämlich gab der Coach den so ungeschminkten und spontanen Blick in sein Seelenleben: „Natürlich weiß ich, dass es dann wieder hoch hergeht - vor allem für mich. Ich bin doch nicht blauäugig“, sagte Köhler mit ernster Miene. Heißt: Er kennt das Geschäft: Eine Serie von Misserfolgen zieht stets eine Trainerdiskussion nach sich. Auch in Halle.
Vorangegangen war im kleinen Kreis eine der üblichen Was-wäre-wenn-Fragen solcher Veranstaltungen: Was passiert im Fall von zwei Niederlagen, die eine morgen bei der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart, die nächste am Dienstag beim Top-Team Stuttgarter Kickers? Eine böse Vision, die aber angesichts der durchaus gefährlichen Gegner und vor allem wegen der sich wiederholenden Fehlerketten bei den letzten Auftritten des HFC in Dortmund (1:1) und gegen Hansa Rostock (1:2) nicht gänzlich abwegig erscheint. Schließlich kosteten Schlafmützigkeit in der Abwehr während der Nachspielzeiten und Harmlosigkeit bei der eigenen Chancenverwertung vorher mal eben mindestens drei Punkte - und eine entspannte Ausgangsposition für die Restsaison. Selbst schuld.
Das Szenario vermeiden
Jetzt allerdings, und das ist allen voran Sven Köhler klar, geht es vor allem darum, „das Szenario zu vermeiden, dass wir da unten wieder reinrutschen“, so der Coach. Da unten, das heißt Abstiegskampf. Vor zwei Wochen, vor dem Spiel bei der Dortmunder Reserve, hatte er noch davon gesprochen: „Wenn wir eine Sieges-Serie starten könnten, muss man sehen, wie weit uns das noch in der Tabelle nach oben bringt.“
Die Tendenz nach oben ist mittlerweile keine Gesprächsminute mehr wert. Darüber zu philosophieren, wagen allenfalls Fantasten. Zu sehr waren die jüngsten beiden Auftritte mit entscheidenden „Nachlässigkeiten“, wie sie Köhler nennt, ein Schlag ins Rest-Optimismus-Kontor.
Den Abstand im Auge behalten
Also üben sich nun verstärkt Schwarzmaler, wenn es gilt, ein aktuelles Bild von den Rot-Weißen zu zeichnen. „Wir müssen den Abstand nach unten im Auge behalten“, sagt selbst Köhler - obwohl seine Mannschaft noch zehn Punkte Vorsprung auf die gefährliche Zone verwalten könnte. Den Enttäuschten treiben zwei Fragen um: Warum nur immer diese Aussetzer, warum nur so wenig eigene Treffer? Konditionelle Probleme, durchaus eine plausible Erklärung für Konzentrationsmängel in den Schlussminuten, weist Köhler von der Mannschaft. „Stellungsfehler nach Standards haben nichts mit Fitness zu tun“, sagt Köhler.
Personeller Umbau der Mannschaft
Handlungsansätze böte ihm der personelle Umbau der Mannschaft für die anstehenden Aufgaben. Ein Torwartwechsel, mal wieder, von Pierre Kleinheider zu Niklas Lomb, wäre eine Option. Keine ist für Köhler, dem zuletzt in wichtigen Szenen nicht glücklich agierenden Routinier Marco Engelhardt eine Pause zu geben. „Ihn werde ich nicht austauschen“, sagt er über den Stabilisator aus der Hinrunde. Zumal mit Dominic Rau ein Verteidiger mit Muskelfaserriss ausfällt. Um im Angriff variieren zu können, fehlen ganz einfach Alternativen. Außerdem habe Stürmer Timo Furuholm ja auch schon zwei Tore in diesem Jahr gemacht, so der Trainer trotzig. Andere offensive Hoffnungsträger wie etwa Sören Bertram oder auch Selim Aydemir „sind nicht in der Form, die ich mir wünsche“, meint er noch.
Angespannte Situation
Die Situation ist „angespannt“, wie Trainer Köhler weiß. Seine Möglichkeiten, etwas entscheidendes zu verändern, gleichzeitig beschränkt. Ein verflixtes Dilemma. In dem kann Köhler nur auf ein rundum gelungenes Spiel am Sonnabend in Großaspach bei der Stuttgarter Reserve hoffen. „Auch wenn die mit einigen Spielern aus dem Erstliga-Kader spielen, sind wir gut genug für ein gutes Ergebnis“, sagt Sven Köhler, dem es davor graut, von der Mannschaft erneut enttäuscht zu werden.
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