Auch neun Tage nach der Entlassung von Trainer Sven Köhler hat der Drittligist noch keinen Nachfolger. Emmerling, Brdaric und Böger sind im Rennen.
Michael Schädlich ist derzeit ein gefragter Mann. Sein Handy steht kaum eine Minute am Tag still. Entweder jemand will vom Präsidenten des Fußball-Drittligisten Hallescher FC wissen, wer nun neuer Cheftrainer wird. Oder es meldet sich Manager Ralph Kühne, der in ganz Deutschland die Gespräche mit eben diesen Kandidaten führt und anschließend seinem Chef Bericht erstattet. Das ist ein Prozedere - mit höchster Geheimhaltungsstufe. Egal, über welche Kandidaten nun seit über einer Woche und der Beurlaubung von Sven Köhler wild spekuliert wird. Nichts soll an die Öffentlichkeit. Daran hält sich Schädlich strikt, „denn jedes voreilige Nennen von Namen verschlechtert unsere Verhandlungsposition“. Der HFC-Chef versicherte nur: „Die Wahrscheinlichkeit, dass am Montag noch ein neuer Trainer verpflichtet wird, ist gleich null.“
Die Kandidaten Stefan Emmerling, Stefan Böger und Thomas Brdaric sind laut Schädlich weiter im Rennen, denn er sagte: „Ich würde keinen von diesen drei Trainern ausschließen.“ Aber der Kreis der Kandidaten, mit dem Manager Kühne Gespräche führt, ist wesentlich größer. Was wiederum die lange Dauer der Trainersuche begründet. Auch das bestätigt der Präsident: „Wir hatten eine große Anzahl an Bewerbern. Und der Anstand gebührt es, dass man mit dem Großteil davon auch ein oder mehrere Gespräche führt.“
Auf keinen Fall machen es sich der Vereinschef und seine Vorstandskollegen Kühne und Jörg Sitte sowie Chefscout Gerd Schädlich leicht. Jedes Bewerbergespräch wird im genannten Viererkreis ausgewertet. Das passiert Abends, wenn Kühne von den Gesprächen berichtet und zusätzliche Informationen etwa von ehemaligen Vereinen der Kandidaten eingeholt wurden. „Dabei entstehen höchst unterschiedliche Meinungsbilder, was für die Auswahl gut sein könnte, denn wir wollen eine Entscheidung treffen, die wir nicht in acht Tagen wieder revidieren müssen“, so Michael Schädlich.
Auch die Spieler, die heute wieder unter Interimstrainer Benjamin Duray in die Vorbereitung auf das Spiel am Sonnabend gegen den VfB Stuttgart II einsteigen, wissen nicht wer ihr künftiger Chef sein wird. Duray hat allerdings schon Überlegungen angestellt, die auch einem neuen Trainer durchaus nutzen könnten. Im Testspiel am Freitag gegen Bielefeld stellte er zum Beispiel Außenläufer Sören Bertram ins Zentrum. Ein Experiment mit Weitsicht: „Benjamin Duray wollte mir mehr Freiheiten in der Offensive geben. Dort komme ich mehr zum Torabschluss“, erzählt Bertram. Seine technisch feinen Fähigkeiten nutzen dem HFC in der Zentrale vielleicht mehr. „Im Zentrum ist zu wenig passiert“, sagt Bertram selbst. Der etatmäßige „Zehner“ Dorian Diring war zwar immer fleißig, überzeugte aber kaum.
Auch in Zukunft kann sich Sören Bertram das Spiel im Zentrum durchaus vorstellen. Vielleicht ist die Positionsverschiebung auch ein Denkanstoß für den neuen Trainer. „Wenn Benjamin Duray Co-Trainer bleibt, wird er ihm sagen, was passiert ist“, sagt Bertram. Zum Beispiel, wie variabel der 24-Jährige agieren kann. „Das Zusammenspiel mit Timo Furuholm hätte schlechter funktionieren können“, meint Bertram vielsagend. Spiel verlegt
Die Suche nach einem neuen Cheftrainer hat beim HFC auch Auswirkungen auf andere Mannschaften. Eigentlich sollte morgen die Future League, die neue Wettkampfrunde mit Vereinen aus Deutschland und Tschechien, mit dem Spiel des HFC bei Slavia Prag starten. Weil aber der dafür verantwortliche Trainer Benjamin Duray derzeit die Profis trainiert, wurde die Partie auf den 15. September verlegt. „Duray hat im Moment Wichtigeres zu tun“, sagt Präsident Michael Schädlich.
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