Thema: Interview zum Spieltag, 6. Spieltag

Zum Saisonbeginn wurde Dirk Orlishausen erneut zum KSc-Kapitän gewählt und ist diese Woche unser Interviewgast. Orle über die Braunschweig-Niederlage, die jungen Spieler und eine Kampf-Ansage für das Spiel gegen Union Berlin (Sa., 13 Uhr im Wildpark).
Orle, die Niederlage in Braunschweig ist sicherlich schmerzhaft gewesen. Wie habt ihr die letzten zwei Wochen zur Regeneration genutzt?
Von Regeneration kann eigentlich keine Rede sein. Wenn wir ehrlich sind: Vor dieser Niederlage kann sich keiner verstecken. Bei einer knappen Niederlage kann es auch einmal Pech sein, aber beim 0:6 haben wir ein Gesicht gezeigt, dass total unerwartet kam und die Trainingswoche zuvor eigentlich auch nicht prophezeit hat. Angedeutet hat sich das wirklich nicht. Wir haben das aber klar angesprochen und aufgearbeitet. Es wird eine Reaktion folgen.

Ist die hohe Niederlage auch ein Zeichen für einen Entwicklungsprozess? In Braunschweig haben schließlich viele junge Spieler in der Startelf gestanden.
Das ist sicherlich so, aber nicht nur bei den jungen Spielern. Das Gesicht der Mannschaft hat sich ja schon ein bisschen verändert. Da klappt das Gefüge noch nicht vollständig, irgendwo hapert es immer ein bisschen. Jedoch dürfen wir uns in Braunschweig nicht so aufgeben.

Trotzdem haben Euch die KSC-Fans in Iffezheim bei der Großen Woche herzlich empfangen. Wie gut tat das Eurer Seele?
Wir stehen immer viel in Kontakt zu den Fans, da sorgt auch "Wolle" Sauer als Fanbeauftragter für viele Möglichkeiten. Auch Iffezheim hat gut getan. Niederlagen passieren, aber der Kampf und die Leidenschaft müssen stimmen. Deswegen war es sehr wohltuend, dass das Umfeld nach dem Braunschweig-Spiel nicht so unruhig war. Wir spüren das Vertrauen und die Fans wissen, dass wir eigentlich viel mehr können. Auch im Verein ist die Ruhe spürbar und keiner wird nervös.

Einige Stammkräfte haben den KSC spät verlassen und junge Spieler sind nachgekommen. Was ist nun die Aufgabe von dir als Kapitän und den anderen erfahrenen Spielern?
Es ist wichtig, den jungen Spielern zu zeigen, dass sie auch in schwierigen Phasen keinen Druck spüren sollen. Die Jungs sind richtig gut, brauchen aber noch ihre Entwicklungszeit. Wenn mal was schief geht, bauen wir sie eben wieder auf. Sie sollen ohne Druck in die Spiele gehen, sonst überdrehen sie und dann klappt gar nix mehr. Natürlich sollen sie sich den Respekt aber auch verdienen.

Bei Twitter postest du gelegentlich, dass man dich beim Joggen über eine App anfeuern soll. Was hat es damit auf sich?
Ich benutze die Lauf-App in Absprache mit unserer medizinischen Abteilung, um zu sehen, wie mein Fitnesszustand ist. So habe ich genaue Daten, ob und wie ich mich verbessere. Und die App, die ich nutze, hat diese witzige Funktion: Über Twitter kann man mich live verfolgen und anfeuern. Diese Anfeuerungsrufe bekomme ich dann während des Joggens eingespielt. Da geht dann kurz die Musik aus und ich höre ein Jubel oder ein "Hey Hey". Das ist eigentlich ganz witzig.

Union Berlin ist am Samstag der nächste Gegner – bei den Eisernen stehen erst vier Punkte zu Buche. Sascha Lewandowski feiert am Wochenende sein Trainer-Debüt bei den Berlinern. Befürchtest du den klassischen Trainerwechsel-Effekt?
Es macht die Situation für uns nicht leichter, weil sich in der Mannschaft einiges ändert. Es wird eine neue Ausrichtung geben, aber unsere Leute werden sich das in den letzten Tagen angeschaut haben. Für uns ändert sich aber nicht wirklich was. In erster Linie ist unsere eigene Ausrichtung und Leistung wichtig. Unser Trainerteam wird uns gut auf den Samstag einstellen.

Pascal Köpke hat bei der zweiten Mannschaft einen Hattrick geschnürt. Für dich ein positives Zeichen, dass die Durchlässigkeit funktioniert?
Ich muss sagen, dass wir sehr gute Jungs dazubekommen haben. Sie sind alle lern- und wissbegierig. Es ist schön, dass einige in der Zweiten spielen und dort Spielpraxis sammeln. Dass Pascal Tore schießen kann, hat er letzte Saison in Unterhaching bewiesen. Und mit seinen drei Toren unterstützt er die zweite Mannschaft maßgeblich. Das funktioniert hier in Karlsruhe wirklich sehr gut und fördert die Qualität im Kader.

Zum Union-Spiel lädt der Verein 150 Flüchtlinge ein. Warum ist Unterstützung hier so wichtig?
Das zeigt, dass der Verein noch ein Stück weit menschlicher geworden ist. Wenn man sich in Iffezheim den KSC-Tag anschaut, da wird deutlich, dass wir Spieler keine abgehobenen Snobs sind und der Verein, wie es immer heißt, ein familiärer ist und jeden an sich ran lässt. Bei so vielen Flüchtlingen müssen wir alle zusammenstehen, denn sie haben Hilfe nötig. Diese Aktion hilft ihnen, von ihrem Leid abzulenken. Auch andere Vereine haben solche Aktionen gemacht und das ist gut so.

Welche Zutaten benötigt ihr am Samstag für einen Sieg?
Die Kampbereitschaft, die uns bei unseren zwei Siegen ausgezeichnet hat, müssen wir wieder unter Beweis stellen. Und natürlich wollen wir unser Tor mit einer Kompaktheit und Galligkeit verteidigen. Nach vorne mache ich mir eigentlich wenig Gedanken - wir haben genug Qualität, Tore zu schießen. Wir wollen als Einheit agieren und dann bin ich überzeugt, dass wir Union Berlin schlagen. Wir haben etwas gutzumachen.

Quelle: ksc.de