Thema: Interview mit Orlishausen

Karlsruhe (Peter Putzing) - Es kam überraschend: Nach mehr als vier Jahren als die absolute Nummer eins im Tor des Karlsruher SC musste Dirk "Orle" Orlishausen gegen Greuther Fürth erstmals auf der Ersatzbank Platz nehmen. Da Vertreter René Vollath gut spielte, durfte der auch in St. Pauli ran. Mit dem 33-jährigen Orlishausen, der mit dem KSC im Moment wegen einer Vertragsverlängerung verhandelt, sprach Peter Putzing.


Herr Orlishausen, seit zwei Spielen sitzen Sie auf der Bank. Ihr Vertreter Vollath trägt zudem die Kapitänsbinde. Fühlen Sie sich noch als KSC-Kapitän?

Dass René die Binde hat, ist eine ganz logische Sache bei uns - das ist die Reihenfolge, die zu Beginn der Saison bei der Wahl zum Mannschaftsrat heraus kam. Ich hatte die meisten Stimmen, sitze aber im Moment auf der Bank. Dann kam Daniel Gordon, der ist aber leider verletzt – und dann René.

Was sagen Sie zu Ihrer Degradierung?
Die Situation ist, wie sie ist. Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Sagen Sie etwas zum Stand bei den Vertragsverhandlungen? Ihr Kontrakt im Wildpark endet Mitte 2016.
Wir stehen in Verhandlungen, hatten gute Gespräche. Es gibt keine großen Dinge zu klären. Noch ein, zwei Kleinigkeiten.

Wollen Sie ein paar tausend Euro monatlich mehr?
Nein, nein. Es geht nicht um das Geld. Ich bin auch keiner, der pokert. Mir geht es um eine gewisse Sicherheit, und das Gesamtpaket sollte stimmen.

Was umfasst denn das Gesamtpaket?
Dazu kann man vielleicht mehr nach Ende der Verhandlungen sagen. Aber man muss sehen: Die Gespräche sind gut verlaufen, wir sind sehr früh dran. Ich erwarte keine großen Probleme. Es könnte in den nächsten Tagen zu Einigung kommen. Aber ich will auf keinen Fall Druck machen. Nochmals: Wir sind auf einem guten Weg, sind zeitlich früh dran und müssen keinen Schnellschuss machen.

Hat Ihre momentane Verbannung auf die Bank Einfluss auf diese Verhandlungen?
Nein, die Gespräche begannen ja, bevor ich auf die Bank musste. Diese Situation beeinflusst das Thema nicht.

Wie gehen Sie damit um, auf die Bank verbannt worden zu sein?
Ich kann auf einiges an Erfahrung zurückgreifen, das ist gut in dieser Situation. Jetzt sage ich mit Blick nach vorne: Die Situation ist, wie sie ist - und René macht seinen Job. Es gibt keinem Grund, Groll auf ihn zu haben, das wäre fehl am Platz, wäre für das Klima in der Mannschaft nicht gut. Ich bin Teamplayer. Natürlich will ich spielen, aber ich bin seit über zehn Jahren Profi, da lernt man Dinge einzuordnen und damit umzugehen.

Dennoch, für Sie heißt es in der Vorbereitungszeit für die Restsaison: Mit Volldampf arbeiten, um ins Team zurück zu kehren.
Natürlich. Das sage ich auch immer den Jungs, die nicht mit in der ersten Elf auflaufen. Denen erkläre ich: wenn du hinten dran stehst und wenn du spielen willst, musst du mehr machen als der der spielt. Das muss und werde ich jetzt auch so machen. Ich muss die Trainer überzeugen, muss durch gute Leistungen auffallen. Ich werde alles geben, um am ersten Februarwochenende im Tor zu stehen.

Coach Kauczinski hält es durchaus noch für möglich, ganz oben in der Tabelle anzugreifen. Sie auch?
Das traue ich uns zu. Wir haben gezeigt, was machbar ist. Wir haben gezeigt, was wir drauf haben. Aber wir haben leider gegen Leipzig und in Bielefeld Spiele verloren, die wir eigentlich nie hätten verlieren dürfen. Wir können noch vorne ran kommen. Aber: ich bin keiner, der alles euphorisch redet. Der erste Gedanke muss sein, dass wir weiter konzentriert Spiel für Spiel angehen - wir sollten uns keinen Druck in Form von Platzierungsdenken machen, das könnte negative Auswirkungen haben.

Konkurrent René Vollath spricht von einem guten Verhältnis zu Ihnen, das von absolutem Respekt geprägt ist. Sehen Sie das ähnlich?

René hat absolut Recht. Wir sind zwei richtig gute Keeper. René ist noch jung, hat aber schon die Erfahrung von über hundert Drittligaspielen. Das hat er nicht geschenkt bekommen. Er hat eine gute Ausbildung in Hoffenheim und Nürnberg bekommen. Wir, also René, der momentan verletzte Florian Stritzel und ich, müssen und werden uns puschen. Bei aller Konkurrenz: Wir können uns in die Augen schauen, wir gehen fair und respektvoll miteinander um.

Quelle: https://www.ka-news.de/ksc/KSC-Keeper-Orlishausen-will-auch-nach-2016-im-Wildpark-bleiben;art7581,1797527