Hyypiä: „Ich glaube ganz fest an uns“

Nach dem Sieg der Werkself in Frankfurt überschütteten ihn die Medien mit Superlativen: Sami Hyypiä stand hinten wie der sprichwörtliche Fels und agierte mit überragender Präsenz. Ähnlich klar und schnörkellos gab sich der 37-jährige Finne auch im Interview.

Sami, Ihr habt eine Klasse-Leistung in Frankfurt gezeigt, konntet damit Platz zwei in der Tabelle festigen. Alles läuft rund. Eigentlich gibt es nicht viel, worüber wir reden könnten, oder?

Hyypiä: Na ja, wir könnten schon über den sehr wichtigen Sieg reden, den wir da in Frankfurt eingefahren haben. Damit konnten wir die Distanz auf die Bayern wahren und ein bisschen Boden gut machen auf Dortmund. Aber wir sollten nun auch nicht zu viel auf die Tabelle schauen, sondern uns voll und ganz auf das nächste Spiel konzentrieren. Und dafür haben wir uns in Frankfurt wieder das nötige Selbstvertrauen geholt.

Du selber warst für den „kicker“ in Frankfurt der Spieler des Spiels, bekamst von der „Bild“ das Prädikat Weltklasse. Stark in der Defensive, Torvorbereiter und einmal am Pfosten gescheitert. War‘s Dein bisher bestes Saisonspiel?

Hyypiä: Weiß ich nicht. Ich bin einfach glücklich, dass es für uns insgesamt so gut gelaufen ist. Was meine Leistung betrifft, lasse ich die gerne von anderen beurteilen. Und wenn mein Trainer mit mir zufrieden ist, dann reicht mir das. Ich selber finde es auch äußerst schwer, 22 Spieler fair und angemessen zu benoten. Eine heikle Aufgabe.

Du hast in dieser Saison verletzungsbedingt einige Spiele pausieren müssen. Denkt man in solchen Momenten vielleicht auch, das könnte was mit dem Alter zu tun haben, weil man einfach anfälliger wird?

Hyypiä: Nein, überhaupt nicht. Ich bin nicht anfälliger geworden. Meine Knöchelverletzung hätte auch einem 18-Jährigen passieren können, die hatte rein gar nichts mit dem Alter zu tun. Richtig ist natürlich, dass man ab einem gewissen Alter etwas länger für die vollständige Genesung benötigt. Und vielleicht habe ich den Fehler gemacht, nach meiner Knöchelverletzung wieder etwas zu früh angefangen zu haben. Ich bin jetzt 37, da muss man auch das Training ab und an anders dosieren, vielleicht mal die eine oder andere Einheit weniger absolvieren, um beim Spiel die nötige Frische zu haben. Aber ich fühle mich sehr fit, das bestätigen im Übrigen auch alle Ausdauer- und Schnellkrafttests, die wir machen.

Du spielst Deine zweite Saison für Bayer 04: Wenn Du beide Spielzeiten mal vergleichst – wie hat sich die Mannschaft entwickelt?

Hyypiä: Wir haben im Vergleich zur vergangenen Saison einen erheblichen Qualitätssprung gemacht. Man muss sich nur mal anschauen, wer bei uns auf der Bank sitzt. Der Kader ist viel besser besetzt. Das muss er auch angesichts unserer internationalen Spiele. Da ist eine ständige Rotation gefordert. Und so machen wir es ja auch. Der Trainer hat die Qual der Wahl und da wir momentan relativ wenige Verletzte zu beklagen haben, mangelt es auch nicht an taktischen Alternativen.

Insgesamt hat die Liga in dieser Saison einen hohen Unterhaltungswert, weil alles so wenig vorhersehbar ist.

Hyypiä: Ja, finde ich auch, die Bundesliga ist extrem spannend, es wird hoch interessant sein zu sehen, wie am Ende alles ausgeht. Vor allem bin ich gespannt, wie sich die Teams, die jetzt unten im Tabellenkeller stehen wie Bremen, Stuttgart, Wolfsburg, schlagen werden. Die sind diese Situation ja nicht gewohnt.

Was die Aufgabe für Euch gegen den VfB Stuttgart am Sonntag nicht unbedingt leichter macht.

Hyypiä: Auf keinen Fall, der VfB wird ein sehr gefährlicher Gegner, die Stuttgarter kämpfen ums nackte Überleben. Da wäre es fatal, auf die Tabelle zu verweisen und zu sagen, da spielt der Zweite gegen den Vorletzten, das ist doch eine klare Sache. Nein, ist es nicht. Der VfB hat eine sehr gut besetzte Mannschaft, die sehr viel mehr kann, als das der Tabellenstand aussagt. Und vielleicht wird Bruno Labbadia als ehemaliger Bayer 04-Coach seine Mannschaft bei seiner Rückkehr nach Leverkusen noch mal besonders pushen.

Beim 4:1-Sieg in Stuttgart ist Dir Dein bislang einziger Saisontreffer gelungen. Noch Erinnerungen an diesen Treffer?

Hyypiä: Ja, klar. Tranquillo schlug einen Freistoß in den Strafraum, ich köpfte zur Führung ein.. Wenig später fiel schon unser 2:0 durch Arturo Vidal. Wir haben sehr gut gespielt in der ersten Halbzeit, uns dann aber ein wenig zu sehr zurückfallen lassen.

Was für ein Gefühl hast Du bei Euch, wo werdet Ihr am Ende landen?

Hyypiä: Ich glaube fest an uns und den Champions League-Platz, das bleibt unser großes Ziel.

Dein Vertrag bei Bayer 04 läuft bis 2012. Welche Ziele hast Du bis dahin und darüber hinaus?

Hyypiä: Im Moment denke ich nur ans Fußballspielen, an diese Saison. Ich fühle mich absolut fit und bin rundherum zufrieden bei Bayer 04. Nach 2012 habe ich ja hier einen Anschlussvertrag im Trainerbereich. Ich werde dann meine Trainerlizenzen erwerben. Und dann sehen wir weiter...

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