Mit einem dicken Polster zu den Bayern

Bayer 04 bei den Bayern – das ist eine Geschichte von vielen Versuchen. Meist gescheiterten Versuchen. 34 Mal probierte sich eine Mannschaft der Werkself im Münchner Olympiastadion bzw. der Allianz-Arena, zwei Mal verließ sie dort den Platz als Sieger, sechs weitere Mal zumindest nicht als Verlierer. Der Rest: Pleiten, Pech und Pannen.

Mit einer solch günstigen Ausgangssituation wie jetzt, noch dazu in der entscheidenden Phase der Meisterschaft, ist eine Leverkusener Mannschaft indes noch selten nach München gefahren. „Das ist ein richtig dickes Pfund“, sagt Sportchef Rudi Völler angesichts des nun auf neun Punkte angewachsenen Vorsprungs von Bayer 04 auf die Bayern. Logische Konsequenz: Die Werkself hat am Sonntag in München fast nichts zu verlieren, kann aber unheimlich viel gewinnen.

„Natürlich fahren wir am Sonntag nach München, um auch da zu gewinnen“, sagt Stefan Kießling im Brustton der Überzeugung. Wer schon zehn Auswärtssiege in dieser Saison eingefahren hat, darf sich solche Sätze leisten. Schon in der vergangenen Saison im November 2009 war Bayer 04 nicht weit weg von einem Dreier bei den Bayern. Nach der Münchner Führung durch Gomez erzielte Kießling den Ausgleich. Die Truppe von Jupp Heynckes spielte den Gegner vor der Pause fast an die Wand, ein weiterer Treffer von Kießling fand zu Unrecht keine Anerkennung wegen vermeintlicher Abseitsstellung des Schützen.

Erstes Bundesliga-Spiel bei den Bayern

„Ich bin optimistisch, dass wir diesmal gewinnen“, sagt Jürgen Gelsdorf. Der heutige Nachwuchsleiter von Bayer 04 verbindet besondere Erinnerungen mit Auftritten in München. Gelsdorf war dabei, als Bayer 04 nach dem Aufstieg am 11. August 1979 bei den Bayern erstmals ein Bundesliga-Spiel bestritt. 1:3 ging's damals aus, Bayer 04 war völlig chancenlos, Dietmar Demuth gelang per Elfmeter das erste Tor der Leverkusener Erstliga-Geschichte.

„Das war eine ganz andere Welt für uns. Ich kann mich erinnern, dass ich fast mehr damit beschäftigt war, das Zeltdach des Olympiastadions und die Umgebung zu betrachten, als mich auf das Spiel zu konzentrieren“, sagt Gelsdorf, damals als Vorstopper des Neulings eingesetzt. Die kleinen Leverkusener noch ganz verschüchtert in der weiten Welt des großen Fußballs. Wie sich die Zeiten doch ändern!

Nach allen Regeln der Kunst

Der erste Bayer 04-Sieg bei den Bayern resultierte aus der Saison 1986/87. Falko Götz (2) und ein Nobody namens Christian Hausmann nahmen die Münchner mit ihren Toren nach allen Regeln der Kunst auseinander und sorgten für einen 3:0-Sieg. Beim zweiten – und bislang letzten – Leverkusener Erfolg am 21. Oktober 1989 stand Jürgen Gelsdorf als Trainer an der Seitenlinie und sah den goldenen Treffer von Marek Lesniak zum 1:0-Sieg. Der Bayern-Trainer damals: Jupp Heynckes.

„Wenn sich einer bestens in München auskennt, dann ist es der Jupp“, meint Jürgen Gelsdorf und blickt der Partie am Sonntag mit Zuversicht entgegen: „Wir sind jetzt einfach mal dran.“

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