Ulf Kirsten: Duell zweier Herzensclubs im DFB-Pokal

Ulf Kirsten wollte zunächst nicht glauben, was ihm sein Sohn Benjamin an jenem 11. Juni erzählte. Es war kurz nach sechs Uhr am Abend und Kirsten hatte zu einer privaten Grillparty geladen, als ihn sein Junior, der als Torwart bei Dynamo Dresden unter Vertrag steht, per Telefon erreichte und sagte: "Papa, mach' mal den Fernseher an. Die Auslosung hat ergeben, dass wir in der ersten DFB-Pokal-Runde gegen Bayer 04 spielen."

Ausgerechnet Bayer 04. Für den Werksclub hat Kirsten in 350 Spielen 182 Tore erzielt, er ist an der Dhünn eine Legende, die bis zum Sommer dieses Jahres auch die Reserve in der Regionalliga West trainiert hat.

Doch nicht nur bei Bayer 04 genießt der 45-Jährige Kultstatus, auch bei Dynamo Dresden ist der "Schwatte", so sein Spitzname, jedem Fan ein Begriff. Bevor Kirsten 1990 zur Werkself wechselte, spielte der Strafraumwühler für Dynamo. In 154 Begegnungen markierte er 57 Tore. Im November 2003 absolvierte er im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion sein Abschiedsspiel, zu dem 30.000 Fans kamen und viele Tränen verdrückten.

Familienausflug der Familie Kirsten

Sein erster Gedanke, als er vom Los erfuhr, so sagt Kirsten heute: "Das gibt es doch nicht." Bereits am heutigen Freitag fährt er nach Dresden, sein Sohn Benjamin ist auch dabei. Der Filius, in der Jugend auch schon für Bayer 04 aktiv, ist derzeit verletzt und absolviert seine Reha in Köln. Gemeinsam mit seiner Tochter, Sohn Benjamin sowie seiner Frau und seinem Vater wird Ulf Kirsten morgen auf der Tribüne der Glücksgas-Arena sitzen. "Das ist ein richtiger Familienausflug", sagt Ulf.

Die Daumen drückt er aber keinem der beiden Clubs, dafür ist seine Verbundenheit zu beiden zu groß. Deshalb sagt Kirsten salomonisch: "Der Bessere mögen gewinnen." Eine sportliche Einschätzung gibt er aber dennoch ab. "Aufgrund des Heimvorteils und der bereits absolvierten zwei Zweitliga-Spiele hat Dynamo einen Vorteil. Aber Bayer 04 hat natürlich die stärkere Mannschaft. Deshalb sind sie leicht favorisiert."

Ein Gutes hat das Duell seiner beiden Herzensclubs allerdings für Kirsten. "Einer erreicht ja auf jeden Fall die nächste Runde."

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