Adlers Traum
Der Nationaltorhüter möchte in der Königsklasse antreten

von Chistiane Mitatselis

René Adler hat einen Plan: Er möchte im nächsten Jahr unbedingt Champions League spielen. Sein persönliches Schicksal will er allerdings nicht davon abhängig machen - auch wenn er es nicht ausschließt, dass er eines Tages in Ausland wechseln könnte.

René Adler ist ein besonnener Typ, der schwer aus der Ruhe zu bringen ist. Am vergangenen Sonntag wurde der Torhüter von Bayer 04 Leverkusen aber wütend; der Grund: Seine Mannschaft hatte in Bremen nach 2:0-Führung noch ein 2.2 kassiert. Es kotze ihn an, schimpfte Adler - und: "Wie spielen Bundesliga und nicht Bezirksliga."

Adlers Zorn hat sich inzwischen gelegt. "Nach einem solchen Spiel ist man enttäuscht und emotional aufgeladen. Es war ein Spiel, das mich arg gewurmt hat. Auch vor dem Hintergrund, dass wir sechs Punkte Vorsprung auf die Bayern gehabt hätten, wenn wir gewonnen hätten", sagt der 26-Jährige. "Ich sehe mich als Führungsspieler. Das habe ich mir erarbeitet. Es ist deshalb ganz normal, dass ich auch mal was sage. Wir sind in einer ganz wichtigen Phase in der Saison."
Zitat
„Ich sehe mich als Führungsspieler. Das habe ich mir erarbeitet. “
René Adler
"Ein ganz wichtiges Spiel"

Es geht um sehr viel: Bayer 04 Leverkusen will seinen zweiten Tabellenplatz, der zur direkten Qualifikation für die Champions League berechtigt, unbedingt halten. Am Samstagabend (18:30 Uhr) empfängt die Werkself den VfL Wolfsburg. Es sei "ein ganz wichtiges Spiel" meint Adler: "Ich glaube, ich spreche jedem Spieler im Kader aus dem Herzen, wenn ich sage, dass es ein Traum ist, Champions League zu spielen. Ich bin elf Jahre im Klub und habe schon drei Mal UEFA-Cup bzw. Europa League spielen dürfen. Und Champions League ist noch mal eine Steigerung. Das ist der große Fußball. Unsere junge Mannschaft hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt, und es wäre ein absolutes Erlebnis, in der Champions League zu spielen."


Sein persönliches Schicksal will Adler nicht von der Qualifikation abhängig machen. Zwar halten sich Gerüchte, die besagen, der Torwart werde Bayer verlassen, falls es mit der Champions League nicht klappen sollte. Laut Adler, dessen Vertrag in Leverkusen bis 2012 läuft, ist dies jedoch "Quatsch". Er sei im Gespräch mit Bayer. "Wir werden uns im April wieder zusammensetzen. Im Moment konzentrieren wir uns auf die Liga und die Europa League. Ich habe es schon oft gesagt: Ich weiß, was ich an Bayer habe. Und ich denke, der Verein weiß auch, was er an mir hat."

Fragen über Fragen

Adlers Konkurrent in der Nationalmannschaft, der Schalker Manuel Neuer, wird zurzeit von Manchester United umworben. Auch Adler soll dort schon einmal im Gespräch gewesen sein. Er nimmt derlei Gerüchte gelassen: "Ich beschäftigte mich mit solchen Geschichten nicht. Aber natürlich ehrt es einen auch, wenn einer der größten Klubs der Welt Interesse, oder angebliches Interesse, an einem Spieler bekundet."
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„Ich bin jemand, der sich sehr viele Fragen stellt.“
René Adler

Dass er eines Tages ins Ausland wechseln könnte, will der gebürtige Leipziger aber nicht ausschließen, er schränkt jedoch ein: "Das ist eine grundsätzliche Frage, die man sich als Spieler stellt: Wo will man hin, was will man erreichen? Welche Sprache will man vielleicht noch lernen? Es spielen noch ein paar andere Fragen eine Rolle, und ich bin jemand, der sich sehr viele Fragen stellt."
Gefährliche Entwicklung

Adler ist seit 2007 Stammtorhüter in Leverkusen, er verdrängte damals Hans-Jörg Butt, der sich verletzt hatte. Dass Torhüter, zum Beispiel gerade Thomas Kraft in München, in den Medien schnell zu Weltklasse-Fußballern erklärt werden, findet er gefährlich: "Ich finde, ein Torhüter sollte erst mal ein paar Jahre konstant auf einem guten Niveau spielen. Ich habe es selber mitgemacht, ich habe mich auch damals schon dagegen gewehrt, dass man von den Medien direkt zum hero stilisiert wird. Der Weg vom hero zu zero ist kurz."


Seinen Stammplatz in der Nationalmannschaft verlor Adler bei der WM 2010 an Neuer, er hatte eine Rippenverletzung erlitten und konnte nicht nach Südafrika reisen. Mit seinem Status als Nummer zwei habe er sich "momentan arrangiert", sagt Adler. "Als Sportler versucht man immer, Höchstleistungen zu bringen, und ich werde weiterhin hart daran arbeiten und mir große Ziele setzen. Ich kann anerkennen, dass sich Manuel seine Rolle erarbeitet hat. Natürlich war das alles nicht ganz einfach für mich." Seinen Traum hat Adler ín dieser Zeit aber nie aus den Augen verloren.

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