In der Breite ist Bayer 04 Spitze

Holger Stanislawski zollte der Werkself ein ehrlich gemeintes Kompliment. „Wenn man sieht, dass Leverkusen in der zweiten Halbzeit mit Spielern wie Castro, Derdiyok und Bender nachlegen kann, dann muss man schon sagen, das ist in dieser Qualität Spitze in der Bundesliga“, sagte St. Paulis Coach nach der 1:2-Niederlage am Sonntag in der BayArena. Auch Bayer 04-Trainer Jupp Heynckes stellte nach dem Duell mit dem Neuling noch einmal klar, „dass wir keine elf, sondern 18 Stammspieler haben“.

Mit der sogenannten „zweiten Wahl“ ist das jedenfalls eine erstklassige Sache bei Bayer 04 in dieser Saison. Tatsache ist: Mit ihrer tief besetzten Reihe der Alternativen besitzt die Werkself eine Art von Bankguthaben, um das sie von fast allen Vereinen beneidet werden dürfte. Der Siegtreffer von Lars Bender gegen St. Pauli war bereits das zehnte Joker-Tor der Leverkusener in dieser Bundesliga-Saison.

Den Anfang hatte der nach einer Stunde ins Spiel gekommene Eren Derdiyok am dritten Spieltag in Hannover gemacht, als er nach einem 0:2-Rückstand zunächst den Anschlusstreffer erzielte und dann in der Schlussminute den Freistoß herausholte, der schließlich zum 2:2 führte. Sidney Sam trug sich ein paar Wochen später in Stuttgart nach seiner Hereinnahme ebenso in die Torschützenliste wie anschließend wiederum Derdiyok beim Heimspiel gegen Werder Bremen (Treffer zum 2:2-Endstand).

Rolfes im Alleingang

Den bislang größten Einfluss als Joker der Werkself besaß zweifelsfrei Simon Rolfes: Der zuvor lange Monate verletzte Kapitän drehte die Partie in Wolfsburg von 0:2 auf 3:2 beinahe im Alleingang mit zwei Toren und einem erzwungenen Handelfmeter. Sidney Sam sorgte zwei Wochen darauf von der Bank kommend für den 1:0-Siegtreffer auf Schalke.

Auch der inzwischen in Wolfsburg aktive Patrick Helmes traf zwei Mal nach seiner Hereinnahme, beim 3:1 gegen Kaiserslautern sowie beim 2:2 zum Hinrunden-Abschluss gegen Freiburg. Hanno Balitsch war im Februar als Einwechselspieler beim 3:0-Erfolg in Frankfurt unter den Schützen. Und jetzt Lars Bender, der für das vielumjubelte 2:1 gegen St. Pauli sorgte, nachdem die ebenfalls eingewechselten Derdiyok und Gonzalo Castro den Ausgleich von Stefan Kießling fein vorbereitet hatten.

Wechsel bringen oft Erfolg

„Die Jungs von der Bank haben wieder gezeigt, dass sie Spiele entscheiden können“, meinte Eren Derdiyok leicht schmunzelnd nach dem Dreier gegen St. Pauli. Und Jupp Heynckes bemerkte, „dass wir zum wiederholten Mal in dieser Saison mit unseren Einwechselungen das Tempo deutlich angezogen haben“.

Echtes Teamwork eben. Das sich im Übrigen auch in der internen Leverkusener Torjägerliste spiegelt. Da fehlt diesmal der Ausreißer nach oben wie in den vergangenen beiden Spielzeiten, als Patrick Helmes (21) und zuletzt Stefan Kießling (21) ganz vorne in der Liga mitmischten.

Auf vielen Schultern verteilt

In dieser Saison verteilt sich die Beute auf ganz vielen Schultern: Vidal 9 Tore, Sam 7, Renato Augusto 6, Kießling 6, Rolfes 5, Derdiyok 5, Bender 3, Castro 3, Balitsch 2, Reinartz 2, Barnetta 2, Kadlec 1, Hyypiä 1. Dazu kommen zwei Eigentore und die fünf Treffer, die Helmes bis zu seinem Wechsel nach Wolfsburg erzielte.

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