Der nächste Gegner: Hamburger SV

„Das Spiel soll nicht nebenbei laufen. Alle sollten es als Chance begreifen, weiter Werbung in eigener Sache zu machen“, forderte Trainer Michael Oenning, der wenige Tage vor der Begegnung mit dem SC Freiburg beim Hamburger SV einen neuen Vertrag unterschrieben hatte. Er wollte darum vor allem auf Spieler setzen, die im kommenden Jahr noch da sind. Doch gegen die Breisgauer setzte sich bei den Hanseaten die Serie unbefriedigender Heimspiele mit der 0:2-Niederlage fort.

Der Missmut der Fans wird damit weiter genährt. Denn die Ansprüche an den HSV sind im Umfeld groß – im Augenblick vielleicht zu groß beim Gründungsmitglied der Bundesliga, der dieser als einziger Klub auch immer angehörte. Zu Beginn der Saison 2010/11 lag der HSV auf Platz drei der „ewigen Tabelle“ der Liga. Die Liste der gewonnenen Titel liest sich entsprechend imposant: Auf nationaler Ebene wurde der HSV sechs Mal Deutscher Meister und drei Mal DFB-Pokalsieger. International gewann der HSV 1977 den Europapokal der Pokalsieger und 1983 den Europapokal der Landesmeister.

Viele klangvolle Namen

Doch für all‘ diese Tradition kann sich der Verein heute nichts mehr kaufen. Das Umfeld jedoch erwartet die „Rothosen“ Spielzeit für Spielzeit in der Spitzengruppe der Liga, zumindest auf einem Platz, der für den Europacup ausreicht. Das war vor Beginn der laufenden Saison nicht anders. Klangvolle Spielernamen nährten diese Hoffnung: Frank Rost, Heiko Westermann, Zé Roberto, die niederländischen Nationalspieler Ruud van Nistelrooy und Joris Mathijsen, der zuletzt verletzungsbedingt aber kaum spielte, und der frühere Bayern-Stürmer Paolo Guerrero sind nur einige davon.

Seit Saisonbeginn betreute der frühere Stuttgarter Meistertrainer Armin Veh zusammen mit Co-Trainer Michael Oenning diese Mannschaft. Doch all die Hoffnungen auf einen Aufschwung erfüllten sich nicht. Nach den Mechanismen, die dann immer wieder greifen, kam es zur Trennung von Veh; Michael Oenning übernahm das Steuer. Er wird nach dieser für Hamburger Ansprüche verkorksten Saison viel Aufbauarbeit leisten müssen, denn Mittelmaß wird den HSV-Anhängern auch in der kommenden Spielzeit nicht reichen.

Einige prominente Ausfälle

Zunächst aber heißt es, die laufende Saison mit Anstand zu Ende zu bringen. Doch gleich beim Spiel in Leverkusen fehlt im Kader einer der wichtigsten Akteure: Zé Roberto sah gegen Freiburg seine fünfte Gelbe Karte der Saison. Der Brasilianer wird so ausgerechnet an seiner alten Wirkungsstätte in der BayArena nicht spielen können. Nicht minder schwer wiegen die verletzungsbedingten Ausfälle der treffsichersten HSV-Stürmer Mladen Petric (elf Tore), der in Leverkusen wegen einer Zerrung im Adduktorenbereich pausieren muss, und Ruud van Nistelrooy (sieben Tore), der sich einen Muskelfaserriss zugezogen hat.

Gleichwohl wollen die Hamburger den zuletzt schlechten Eindruck korrigieren. Die harsche Kritik der Fans geht dabei an den Spielern nicht vorbei. Dennis Aogo konnte die Reaktionen auf den Tribünen nachvollziehen: „Das ist die Schlussfolgerung dessen, was wir hier abgeliefert haben“, erklärte der Linksverteidiger selbstkritisch nach dem Freiburg-Spiel gegenüber Hamburger Journalisten. Und Trainer Michael Oenning fragte sich ein wenig ratlos: „Wer hat denn Erfahrung, wenn nicht wir? Wir haben die älteste Mannschaft, dennoch fehlt einer, der die Jungen an die Hand nimmt.“

Rost will einen "Abschied mit Spaß"

Auch wenn es jetzt sportlich um nichts mehr geht, so wie zuletzt wollen die Hanseaten die Saison nicht abschließen. Der scheidende Schlussmann Frank Rost formulierte das so: „Es macht im Moment wenig Spaß, man stellt sich seinen Abschied aus der Bundesliga anders vor.“ Genau dazu haben die Profis des Hamburger SV jetzt noch zwei Mal Gelegenheit, es besser zu machen: am Samstag in der BayArena und zum Abschluss gegen Borussia Mönchengladbach, für die es noch um sehr viel gehen könnte. Zwei Prüfungen also, die eine Mannschaft fordern.

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