Die erste Antwort liegt in Mainz

Die 2:3-Niederlage von Bayer Leverkusen gegen den FC Villarreal in der Europa League hat die Werkself ziemlich aufgewühlt. Nur Erfolge in der Bundesliga können von den Baustellen in der Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes ablenken.

LEVERKUSEN - Dafür waren sie also quer durch Europa gereist, in die arktische Kälte von Trondheim, in den sibirisch anmutenden Winter der Ost-Ukraine. Dafür hatte Bayer 04 Leverkusen das Qualifikationsduell gegen die Krim-Profis aus Simferopol gewonnen, die Gruppenphase als Erster überstanden und den Titelverteidiger Atletico Madrid hinter sich gelassen. Damit genau in dem Moment, da diese Europa League interessant und lukrativ zu werden droht, alles kaputt geht. Das 2:3 gegen den spanischen Tabellenvierten Villareal hat die Werkself ziemlich aufgewühlt. Direkt nach dem Schlusspfiff gerieten die Profis auf dem Platz aneinander. Verteidiger Stefan Reinartz (22), der an zwei Gegentoren maßgeblich beteiligt war, schien nach einer gestenreichen Ansprache von Stefan Kießling den Tränen nahe. Doch Trainer Jupp Heynckes, der schon am Sonntag (15.30 Uhr) mit seinem Team wieder in Mainz antritt, sieht darin keine wirkliche Auseinandersetzung: „Meine Mannschaft geht nicht mit sich ins Gericht. Wir waren in allen Bereichen überlegen. Aber wenn man dann solche Fehler macht, wird das auf diesem Niveau einfach bestraft. Das ist für meine Spieler halt nicht so einfach zu akzeptieren.“

Die Partie beim zu Hause seit vier Monaten sieglosen FSV Mainz 05 wird maßgeblich darüber entscheiden, ob der Rückschlag für den Werksklub tiefere Folgen hat. Denn noch wichtiger als dieser internationale Sekundär-Wettbewerb ist für Bayer 04 das Erreichen der Champions League. Platz zwei in der Bundesliga, immerhin sieben Punkte vor den weiterhin als Bedrohung empfundenen Bayern und sechs vor Mainz 05, weckt neun Spieltage vor Schluss das Gefühl, schon fast etwas erreicht zu haben. Aber Stürmer Stefan Kießling weiß, dass dieses Gefühl trügt: „Wir haben es in Leverkusen ja schon öfter geschafft, solche Vorsprünge am Ende der Saison herzuschenken.“ Ohne sportlichen Erfolg könnten die Risse in der Organisation bedrohlich werden. Das Thema Michael Ballack schwelt und schwelt. Jupp Heynckes hat immer noch nicht gesagt, ob er bleiben will, zum FC Bayern geht oder seine Karriere beendet. Der Klub muss an B-Plänen für den Fall basteln, dass im Sommer ein neuer Trainer gebraucht wird. In der Liga hat das junge Team auf diese Verwerfungen mit erstaunlicher sportlicher Konstanz geantwortet.

In der Europa League wird sie das nach diesem schlechten Hinspielergebnis eher nicht mehr können. Selbst Jupp Heynckes bezeichnete die Chance, ein 2:3 in Villarreal aufzuholen, als „minimal“. 42 Minuten lang hatte alles nach einem zumindest ordentlichen Ergebnis ausgesehen. Leverkusen führte durch ein Tor von Kadlec 1:0, ehe der Gast nach einem Fehler von Reinartz durch seine erste Chance zum Ausgleich kam (Rossi 42.). Beim 1:2 durch den Brasilianer Nilmar patzten Kadlec und Reinartz. In der Nachspielzeitsprintete Nilmar Ersatz-Innenverteidiger Schwaab davon. Doch Heynckes blieb unbeirrt: „Ich muss den Hut vor meiner Mannschaft ziehen. So wie sie können nur ganz wenige in Europa spielen.“ In Mainz wird der Routinier Hyypiä als Defensivstabilisator wieder dabei sein. Um eine Aussage zu Michael Ballack drückte sich der Trainer erst einmal: „Ob er dabei ist, werde ich am Samstag entscheiden.“ Nach wie vor gilt bei Bayer 04, dass Michael Ballack nur im Aufgebot steht, wenn Michael Ballack auch spielt, weil Michael Ballack kein Mann für die Ersatzbank ist.

Gemessen daran, dass er Mitte März noch nicht einmal weiß, wer in der kommenden Saison Trainer seines prinzipiell erfolgreichen Vereins sein wird, strahlt Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser buddhistische Gelassenheit aus. Sein Plan B im Falle eines „Nein“ von Heynckes beinhalte „zwei, drei interessante Trainer.“ Das große Ganze,so erklärte Holzhäuser im Gespräch mit unserer Zeitung, soll an singulären Forderungen und Befindlichkeiten keinen Schaden nehmen. „Grundsätzlich gilt bei uns nach wie vor, dass Gesamtinteresse immer vor Einzelinteresse geht.“ Was er damit genau meint, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.



SV Mainz 05: Müller - Zabavnik, Svensson, Noveski, Fuchs - Polanski, Fathi, Soto - Ivanschitz - Risse, Schürrle

Bayer Leverkusen: Adler - Schwaab , Reinartz, Hyypiä, Kadlec - Vidal, Rolfes - Sam, Renato Augusto, Castro - Kießling.

Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)

Quelle