Rang 14 – allein der momentane Tabellenplatz sagt viel über die Ausnahmesituation aus, in der Werder Bremen gerade steckt. In den vergangenen 29 Bundesliga-Jahren nach dem einjährigen Sturz in Liga zwei (1979) beendeten die Hanseaten keine Spielzeit schlechter als Rang 13 (1997/98), waren in dieser Zeit drei Mal Deutscher Meister, fünf Mal DFB-Pokalsieger. In den vergangenen Jahren waren sie zudem regelmäßiger deutscher Vertreter in der Champions League.
Jetzt liegen fünf sieglose Bundesligaspiele hinter Werder. Von den letzten 15 Partien gewannen die Bremer lediglich zwei. Am vergangenen Wochenende der vorläufige Höhepunkt der Krise: Das Nord-Derby gegen den Hamburger SV ging mit 0:4 verloren und die Einschätzungen darüber variierten von „kollektives Versagen“ (Clemens Fritz) über „Debakel“ (Torsten Frings) bis „richtig was auf die Mütze bekommen“ (Thomas Schaaf). Immerhin versuchte niemand, etwas schön zu reden. Und für alle Beteiligten ist bei einem Vorsprung von nur einem Punkt auf den Relegationsplatz und einem Torverhältnis von minus 20 klar: Es geht um den Klassenerhalt.
Dies ist nicht nur für die meisten der Spieler, sondern auch für Trainer Thomas Schaaf und Sportdirektor Klaus Allofs ein ungewohntes Ziel. In den fast zwölf Jahren ihrer gemeinsamen Amtszeit ging es stets um höhere Ziele. Zuverlässig gelang es ihnen immer wieder, einen spielstarken Kader zusammenzustellen und vielversprechende Talente zu verpflichten. Zuletzt reifte Mesut Özil bei Werder zum internationalen Star. Seinen Weggang zu Real Madrid im vergangenen Sommer konnten die Bremer bisher nicht kompensieren.
Zahlreiche Verletzungen machen es den Verantwortlichen nicht gerade leichter: Der Brasilianer Wesley war bis November der beste Neuzugang der Bremer, zog sich dann eine Oberschekelverletzung zu, die zunächst relativ harmlos erschien, sich aber nun schon mehr als drei Monate hinzieht. Abwehrspieler Naldo wird womöglich bis Saisonende fehlen, Torjäger Claudio Pizarro musste wiederholt pausieren. Die verbliebenen Leistungsträger zeigen Nerven. So begünstigen Fehler des sonst verlässlichen Nationalspielers Per Mertesacker zwei Treffer des HSV. Eine Woche zuvor hatte er noch den gefeierten 1:1-Ausgleich gegen Hannover erzielt.
Noch haben die Hanseaten einen Punkt und zwei Plätze Vorsprung auf Rang 16. Es bleiben ihnen elf Spieltage, um diesen zu verteidigen oder zu erhöhen. Das jährliche Saisonziel „Internationaler Wettbewerb“ wird jedoch voraussichtlich so weit verfehlt, wie seit 1980 nicht mehr.
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