Admir Mehmedi – In der Ruhe liegt die Kraft

Admir Mehmedi ist die Ruhe selbst. Wenn der 24-Jährige über sein Leben als Fußballprofi redet, klingt der Beruf wie der normalste der Welt. Keine Sprüche, keine Spitzen, keine Show. Dafür wohl überlegte, aber ehrliche Aussagen. Und dabei versprüht Mehmedi diese angenehme Gelassenheit. „Ich weiß gar nicht, was passieren muss, damit ich aus der Haut fahre“, sagt er selbst. Das Schweizer Gemüt eben.

Geboren ist Admir Mehmedi zwar in Mazedonien und seine Wurzeln sind albanisch, doch im Alter von zwei Jahren kam er schon mit der gesamten Familie in die Schweiz. Nach Tessin, wo er früh mit dem Fußballspielen begann. Schon damals hegte er den Wunsch, irgendwann einmal Profi zu werden. Erst recht, als Vater und Onkel ein italienisches Restaurant in Winterthur aufmachten und die Familie dort mit hinzog. Denn beim FC Winterthur, diesem traditionsreichen Verein in der Schweiz, spielte Admir Mehmedi fortan in der Jugend. Es dauerte nicht lange, bis andere Klubs auf ihn aufmerksam wurden, in der U15 schlug der große FC Zürich zu.

Erste Begegnung mit Kaká

Der Grundstein für die Erfüllung des Traums war gelegt. Der Verein ist bekannt für seine gute Jugendarbeit, und Mehmedi schaffte es bereits als Teenager in die erste Mannschaft. Sein schon damals überlegtes Auftreten, seine Spielübersicht, aber auch seine Dribblings kamen an. Und so lernte er früh die ganz große Bühne kennen. Mit 18 Jahren spielte Mehmedi mit dem FCZ schon in der Champions League gegen Real Madrid. Im Bernabeu spielen, und dann noch gegen das große Idol Kaká, „das war was“, sagt Mehmedi. Natürlich blieb auch Ottmar Hitzfeld das Talent des Lockenkopfes nicht verborgen, und 2011 berief er ihn erstmals in die Nati. Beim Länderspieldebüt in Wembley wurde Mehmedi kurz vor Schluss für Eren Derdiyok eingewechselt.

In diese Episode fiel auch der Umbruch in der Schweizer Nationalmannschaft. Es war die Zeit, in der die Youngster ihre ersten Schritte im A-Team machten. Shaqiri, Xhaka, Sommer – und eben Mehmedi. Alle haben mittlerweile ihre Spuren in der Bundesliga hinterlassen und bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr für Furore gesorgt. Erst im Achtelfinale schieden die Eidgenossen da im Elfmeterschießen gegen den späteren Vize-Champion Argentinien aus. Admir Mehmedi erzielte einen Treffer im Turnier.

Finalniederlage gegen Spanien

Für Furore sorgten diese Youngster schon 2011, als sie sich bei der U21-Europameisterschaft bis ins Finale vorspielten. Im Endspiel mussten sie sich den Spaniern um Thiago, Javi Martinez, David de Gea, Juan Mata und Co. zwar beugen, doch Mehmedi wurde nachher ins All-Star-Team des Turniers berufen und mit drei Treffern Zweiter der Torjägerliste.

Solch starke Leistungen erhoffte sich auch Dynamo Kiew, als es den Schweizer ein halbes Jahr später unter Vertrag nahm. Von Zürich in die Ukraine? Ein ungewöhnlicher Schritt, über den Mehmedi selbst lange nachdenken musste. „Ich wollte es dann aber unbedingt machen. Es war eine große Chance und der Verein hatte auch einen super professionellen Eindruck gemacht“, sagt er. „Dass es dann so schwierig werden würde, hätte ich nie gedacht.“ Die sprachlichen Barrieren waren einfach zu groß. „Russisch ist so schwer zu lernen“, sagt Mehmedi. Und er muss es wissen, spricht er mit 24 Jahren doch schon fünf Sprachen fließend. Deutsch, englisch, französisch, italienisch, albanisch? Alles kein Problem!

Neuanfang in Freiburg

Russisch hingegen schon. „Wenn du zur Bank gehen wolltest, verstehst du nichts. Wenn du einkaufen gehst, verstehst du nichts. Ich wollte unbedingt, aber es hat leider geklappt“, erinnert sich Mehmedi. Da kam die Anfrage aus Freiburg 2013 genau richtig. „Der Familie wieder näher sein und ruhig arbeiten können, das war viel Wert“, sagt er. Zwölf Tore schoss die Allzweckwaffe in der Offensive in der ersten Saison, der Nichtabstieg war der Lohn.

Das war in diesem Sommer anders. Freiburg spielt anders als Mehmedi in der kommenden Saison in der zweiten Liga. „Das Jahr war bitter“, erzählt er. „Auch für mich. Gerade nach der WM war es zu Anfang vom Kopf her schwer, dann war ich verletzt und musste mich wieder herankämpfen.“ Doch nun blickt er nur nach vorne. „Ich will mit Leverkusen erfolgreich sein.“ Admir Mehmedi glaubt man eine solche Aussage. Ein Lautsprecher ist er zwar nicht, dafür aber ein Mann der klaren Worte.

Quelle: Bayer04.de