Der Gegner in der Champions League: Bate Borisov

Bate Borisov ist der große Außenseiter in der Gruppe E der UEFA Champions League. Vorsicht vor dem dominierenden Team in Weißrussland ist indes geboten, auch die Bayern können davon seit 2012 ein Liedchen singen.

In Minsk rieben sich die Menschen verdutzt die Augen. Was war denn hier los? Da wurden mal eben die Bayern als Verlierer auf den weiten Weg zurück nach München geschickt. Klassisch ausgekontert beim 1:3 gegen Bate, könnte man sagen. Oder einfach: das Wunder perfekt gemacht. Borisov hatte dem haushohen Favoriten aus Deutschland ein Bein gestellt.

Knapp drei Jahre ist der Erfolg der Weißrussen in der Champions League schon her, doch noch heute erinnert man sich im 150.000-Einwohner-Städtchen gerne daran. Die Spiele in der Königsklasse sind seit einigen Jahren zu absoluten Highlights geworden, die heimische Liga dominiert das Werksteam eben nach Belieben. Dabei ist die Historie von Bate Borisov noch gar nicht so lang. 1973 wurde der Klub als Werksmannschaft der ortsansässigen Traktorenfabrik gegründet, erst 1997 folgte der Aufstieg in die Erstklassigkeit.

Elf Meisterschaften

Seitdem ist der Motor allerdings nicht mehr zu stoppen: Elf Meistertitel zieren inzwischen die Ruhmeshalle. „Wir haben stets versucht, uns behutsam und Schritt für Schritt weiterzuentwickeln“, blickt Anatoly Kapski zurück. Er ist nicht nur Präsident des Vereins, sondern auch Generaldirektor von Borisov Automobil- und Traktor-Elektrik, kurz Bate. Vom klassischen Geldgeber ist er aber weit entfernt. Kapski und der Verein setzen seit jeher auf die Jugend, Brasilianer oder Altstars sind in Borisov kein Thema. Ein Gegenentwurf zu den vielen neureichen Klubs aus Russland oder der Ukraine. Und dennoch stößt ein Name in der Kaderliste sofort ins Auge: Aleksandr Hleb!

Hlebs dritter Anlauf in der Heimat

Jede Wette, dass der allen deutschen Fußballfans noch ein Begriff ist. Unvergessen ist schließlich, wie ihm als Kopf der jungen Wilden beim VfB Stuttgart vor zehn Jahren die Vorlagen nur so aus dem Fußgelenk sprossen. Was aber kaum einer weiß: Hleb begann seine lange Karriere einst in Borisov, und als er sich 2012 als vereinsloser Akteur beim ehemaligen Leverkusener Stabhochspringer Tim Lobinger fithielt und seine Laufbahn zu enden drohte, erinnerte sich Bate an ihn und holte ihn zurück. Beim Sieg gegen die Bayern ließ Hleb seine alte Klasse wieder aufblitzen, doch nach zwei Jahren zog es ihn noch mal in die Türkei. Schnell merkte er jedoch, dass er eigentlich nach Hause gehörte und nun ist er wieder da. Dritter Anlauf, wieder steht Bate in der Champions League.

Alexander Hleb ist mit seinen 34 Jahren der Anführer einer ansonsten namenlosen, aber höchst homogenen Mannschaft. Viele Akteure spielen auch in der weißrussischen Nationalmannschaft zusammen, vier ausländische Spieler stehen überhaupt nur im Kader. Auch mit den Champions League-Millionen bleibt sich Bate treu und setzt auf die eigene Jugend. Mit der Taktik ist der Verein groß geworden, warum also etwas ändern?

Auf der Trainerposition ist das nicht anders: Dort war jahrelang Viktor Gontscharenko der Vater des Erfolgs. Einst spielte er zusammen mit Hleb, holte die ersten beiden Meistertitel als Spieler und ließ dann ab 2007 fünf weitere in Serie als Coach folgen. „Jeder dieser Triumphe wurde mit harter Arbeit, Tränen, Schweiß, Verletzungen und Operationen gewonnen“, sagte er einst. So ist es eben in Borisov. Da geht es etwas schnörkelloser zu. Irgendwie doch sympathisch. Gontscharenkos Nachfolger ist seit zwei Jahren Aleksandr Yermakovich. Er spielte auch selbst für Borisov, beim ersten Auftritt in der Champions League 2008 war er zum Beispiel gegen Real Madrid und Juventus Turin dabei, war dann Assistent des Meistermachers und führt sein Werk nun fort.

Neues Stadion sorgt für Auftrieb

Zum zweiten Mal in Serie ist Bate, das sich in den Play-offs dank der Auswärtstoreregel gegen Partizan Belgrad behauptete (1:0 und 1:2), im internationalen Konzert der ganz Großen dabei, zum vierten Mal insgesamt, und langsam wachsen auch die Strukturen mit. Beim Verein, dessen Bekanntheitsgrad sich bis vor Kurzem noch bei vielen auf die Schlussstation von Altstar Mateja Kezman reduzierte, bewegt sich spätestens seit dem Bau des neuen Stadions etwas. Gegen die Bayern musste das Team noch ins 100 Kilometer entfernte Minsk ausweichen, weil das eigene kleine Stadion nur knapp über 5.000 Zuschauer fasste, die neue Arena ist mit über 13.000 Plätzen nun eine andere Dimension.

Quelle: Bayer04.de