Der nächste Gegner: 1. FSV Mainz 05

Nach dem Abpfiff geht Schiedsrichter Daniel Siebert zum Mann des Tages und bietet ihm den Spielball an. Yunus Malli wirkt etwas verdutzt, „dann habe ich ihn aber sehr gerne angenommen“, sagt der Mainzer Regisseur. Ehre, wem Ehre gebührt. Mit drei Treffern gegen Hoffenheim hat der 23-Jährige seine Mannschaft soeben im Alleingang zum dritten Sieg in der Liga geschossen.

Dieser Saisonstart der Nullfünfer kann sich wahrlich sehen lassen. Mit neun Punkten rangieren die Mainzer auf Platz sieben und die Euphorie am Bruchweg erinnert nach fünf Partien schon wieder an beste Klopp- oder Tuchel-Zeiten. Dabei ist der jetzige Coach an der Seitenlinie ein ganz anderer Typ. Martin Schmidt ist ein Freund der leiseren Töne, an Charisma mangelt es dem Schweizer deshalb aber keineswegs. Welcher Coach hat schon eine eigene Modefirma oder eine Vergangenheit als Mechaniker in der DTM?

Seine wahre Leidenschaft gehört allerdings dem Fußball. 2009 entdeckte Thomas Tuchel ihn bei einem Juniorenturnier in Stuttgart, mit dem FC Thun besiegte Schmidt im Finale die von Tuchel trainierten Mainzer Youngster. Ein Jahr später war Martin Schmidt Trainer der U23-Auswahl des FSV und ist mittlerweile der legitime Nachfolger von Tuchel, dem erfolgreichsten Coach der Mainzer Vereinsgeschichte.

Mainz begeistert!

Zum ersten Mal hat Schmidt in dieser Saison auch die Saisonvorbereitung mit der ersten Mannschaft bestreiten können, entsprechend gespannt sind sie in Rheinland-Pfalz auch, was die nächsten Spiele bringen werden. Der Coach selbst hält sich mit Prognosen noch zurück. „Wir wollen uns mitten in die Herzen unserer Fans und unserer Stadt spielen“, sagte er vor einigen Wochen auf die Frage nach dem Saisonziel. Zumindest das ist in den ersten Begegnungen schon mal gelungen.

Nach dem souveränen wie verdienten 3:1 gegen Hoffenheim feierten die Fans ihre Stars noch minutenlang nach dem Abpfiff. Klar, dass der Mann des Abends zum Zaungast befördert wurde. „Es gibt nicht besseres, als nach so einem Spiel mit den Fans auf dem Zaun zu feiern“, strahlte Malli. Seinen Ball hatte er noch immer in der Hand. Es läuft eben bei ihm. Sportlich wie privat waren die letzten Wochen ein einziger Höhenflug. Erst vor einer Woche hatte er seine langjährige Lebensgefährtin Matice geheiratet, dazu die letzten fünf (!) Tore der Mainzer allesamt selbst erzielt. Nur Thomas Müller und Pierre-Emerick Aubameyang haben in der Bundesliga häufiger getroffen. „Ich fühle mich im Moment einfach richtig wohl. Alle geben mir Rückendeckung“, sagt der "Maxi-malli-st".

Dass er kicken kann, wusste die Liga ja schon lange, doch Yunus Malli haftete in der Vergangenheit nicht selten ein gewisses Phlegma an: mehr Ballflüsterer denn Spielgestalter. Das hat sich mittlerweile geändert. Defensiv hat er mächtig zugelegt, geht entschlossener in die Zweikämpfe und hat auch das Auge für die Mitspieler. Und die können sich sehen lassen.

Starke Offensive, eingespielte Defensive

Neben Malli wirbeln der bisher bärenstarke Christian Clemens und Pablo de Blasis, vorne lieferte Neuzugang Yoshinori Muto schon den Beweis der Bundesliga-Tauglichkeit ab. Dazu scharren Maximilian Beister und der verletzte Jairo Samperio mit ihren Hufen. Qualität pur! Von Johannes Geis und Shinji Okazaki spricht in Mainz schon jetzt niemand mehr. „Solche Abgänge bieten dir als Trainer auch die Chance, etwas Neues zu entwickeln“, sagt Schmidt. Das hat er in der Offensive bisher geschafft.

Die Defensive ist hingegen vor allem eines: eingespielt. Stefan Bell und Niko Bungert bilden seit Jahren die Mainzer Skyline in der Verteidigungskette, Keeper Loris Karius zählt ligaweit zu den Besten seines Fachs. Und in der Zentrale hat mittlerweile der zottelige Österreicher Julian Baumgartlinger auf dem Chefsessel Platz genommen – auch, weil der neuverpflichtete Schweizer Fabian Frei aufgrund einer Verletzung erst mal ausgebremst wurde.

Spielt die Mannschaft weiter so wie in den vergangenen Wochen, scheint in dieser Saison einiges möglich zu sein. Zwar hat die Equipe von Martin Schmidt die ganz großen Aufgaben bisher noch nicht erledigen müssen, die Partie gegen Bayer 04 könnte da am Mittwoch (20 Uhr in der BayArena) zu einer echten Standortbestimmung werden. Yunus Malli wird sich freuen.

Quelle: Bayer04.de