4:3 - Wahnsinn! Mehmedi veredelt irre Aufholjagd

Unglaublich. Atemberaubend. Spektakulär! Die Werkself verwandelte am 10. Bundesliga-Spieltag vier Tage nach dem famosen 4:4 in der Champions League gegen AS Rom die BayArena erneut in ein Tollhaus. Nach einer torlosen ersten Häfte produzierten die Gäste aus Stuttgart und die Werkself insgesamt sieben Treffer. Bayer 04 holte einen 0:2- (Harnik, 50., Didavi. 54.) - und einen 1:3-Rückstand (Bellarabi, 57., Rupp, 60.) durch einen Doppelschlag von Boenisch (70.) und Chicharito (71.) auf. Admir Mehmedi avancierte mit seinem wunderbaren Siegtor (89.) zum Matchwinner.

Bayer 04 war mit vielen Fragezeichen in die Partie gegangen. Werkself-Trainer Roger Schmidt konnte trotz reichlich Personalsorgen aber immerhin auf Stefan Kießling zurückgreifen. Lars Bender war wegen seiner Kapselverletzung immer noch nicht einsatzfähig. Christoph Kramer, der zuletzt an Rückenbeschwerden litt, nahm zunächst dort Platz, wo sich auch Flügelflitzer Karim Bellarabi für's erste aufhielt: Auf der Reservebank.

Hinter Kießling und Chicharito wirbelten Julian Brandt und Admir Mehmedi von Beginn an. Sebastian Boenisch verteidigte hinten rechts anstelle von Giulio Donati. Hakan Calhanoglu und Kevin Kampl starteten auf der Sechs. Die im Vergleich zum Rom-Spiel vierfache Rotationsmaßnahme begründete Schmidt mit der Belastungssteuerung: "Wenn wir alle drei Tage spielen, müssen wir die Belastung aufteilen. Stefan Kießling ist wieder fit. Admir Mehmedi und Julian Brandt waren richtig stark, sie haben die Chance, das heute zu bestätigen."

Stuttgart gehört die Anfangsphase

Die Gäste aus Stuttgart traten keineswegs wie ein Team auf, das von neun Partien erst zwei siegreich bestreiten konnte. Die Anfangsphase gehörte klar den aggressiv verteidigenden Schwaben, die von VfB-Coach Alexander Zorniger mit drei Sechsern ins Rennen geschickt wurden. Während die Werkself noch ihre Feinabstimmung justierte, kam früh Daniel Didavi nach einer Flanke am zweiten Pfosten völlig frei an den Ball uns setzte diesen zum Glück für Bayer 04 nur volley ans Außennetz (6.).

Dann nahm die schleppende Partie etwas an Fahrt auf. Mehmedi gab den ersten Bayer 04-Schuss ab - Tyton hielt (18.). Kurz darauf schnappte sich Leno eine Harnik-Hereingabe (19.). Die Nummer eins der Werkself entschärfte dann noch in der 35. Minute mit einer herrlichen Parade mit einem scharf getretenen Didavi-Freistoß die beste VfB-Möglichkeit des ersten Durchgangs. Die größte Chance auf einen Werkself-Treffer ließ Chicharito liegen: Wendell setzte sich kurz vor dem Pausenpfiff auf links durch, legte quer, doch der Mexikaner geriet in Rücklage und wuppte den Ball mit links über das Tor.

Und dann? Spektakel pur!

Was die Partie an Torraumszenen in den ersten 45 Minuten schuldig geblieben war, erfüllte sie nach dem Seitenwechsel mit unglaublicher Intensität. Fünf Zeigerumdrehungen nach dem Wiederanpfiff nutzte zunächst Martin Harnik die nach einem Standard entstandene Unordnung im Leverkusener Sechzehner und jagte den Ball aus fünf Metern unter die Latte von Bernd Lenos Kasten (50.). Nur kurz darauf jubelte der VfB erneut: Rupp spielte vor dem Strafraum quer zu Didavi, der aus der Drehung mit links abzog und das Spielgerät über den Innenpfosten im Bayer 04-Tornetz unterbrachte - 0:2 (54.).

Bellarabi belebt

Roger Schmidt reagierte umgehend auf diesen Doppelschlag und ersetze Julian Brandt durch Karim Bellarabi - ein Glücksgriff. Nur 58 Sekunden nach seiner Einwechslung zog der Flügelstürmer in der Nähe des rechten Strafraumecks flach ab - und traf. Nur noch 1:2! Jetzt war richtig Pfeffer drin in der ausverkaufen BayArena. Das vierte Tor in zehn Minuten ließ nicht lange auf sich warten, leider fiel es auf der falschen Seite. Timo Werner setzte sich auf der linken Seite im Strafraum gegen Tah durch und legte den Ball flach vors Tor, im Fünfer musste Rupp nur den Fuß hinhalten - 1:3 (60.). Bitter.

Ließ sich die Werkself davon beeindrucken? Nein! Wie entfesselt rannten Bellarabi, Mehmedi und Co. jetzt erst Recht das Stuttgarter Tor an. Für diesen Einsatz wurde das Team mit dem Kreuz auf der Brust mit einem Doppelschlag belohnt: Erst traf Sebastian Boenisch nach einer von Bellarabi und Calhanoglu kurz ausgeführten Ecke zum 2:3 (70.) und nur eine Minute später stand Chicharito nach einem Dribbling von Mehmedi am zweiten Pfosten goldrichtig und drückte den Ball zum 3:3 über die Linie (71.). Wahnsinn! Die BayArena stand Kopf.

Was für ein Tor von Mehmedi!

In der Schlussphase drückte die Werkself weiter auf‘s 4:3. Und tatsächlich belohnte sich die Mannschaft von Roger Schmidt für ihre große Leidenschaft. In der 89. Minute spielte Hakan Calhanoglu Admir Mehmedi mit einem Flügelwechsel frei und was tat der Schweizer Nationalspieler? Mehmedi traf! Und wie! Der Angreifer nahm den Ball sauber an und schlenzte die Kugel gefühlvoll ins lange Eck unter die Latte. Ein herrlicher Treffer - 4:3! Leverkusen ging erstmals in der Partie in Führung. Und das verdient. Wenig später war Schluss und der Schwarz-Rote Jubel grenzenlos. Das war wirklich nichts für schwache Nerven.

Schon am Mittwochabend geht es für die Werkself wieder weiter. Gegner im DFB-Pokal ist die Viktoria aus Köln. Anstoß im Sportpark Höhenberg ist um 19 Uhr.



Die Statistik:

Bayer 04: Leno - Boenisch, Tah, Toprak (67. Papadopoulos), Wendell - Calhanoglu, Kampl - Mehmedi, Brandt (57. Bellarabi) - Kießling (87. Yurchenko), Chicharito

VfB Stuttgart: Tyton - Klein, Baumgartl, Sunjic, Insua - Schwaab, Gruezo (46. Ferati (79. Ristl), Rupp - Harnik, Werner (85. Kliment), Didavi

Tore: 0:1 Harnik (50.), 0:2 Didavi (54.), 1:2 Bellarabi (57.), 1:3 Rupp (60.), 2:3 Boenisch (70.), 3:3 Chicharito (71.), 4:3 Mehmedi (89.).

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)

Gelbe Karten: Boenisch, Mehmedi - Sunjic, Schwaab, Ristl

Zuschauer: 30.210

Quelle: Bayer04.de