Der nächste Gegner: 1. FC Köln

Seit vier Pflichtspielen wartet der 1. FC Köln auf einen Torerfolg, die teils überschwängliche Euphorie aus den Anfangswochen ist ein wenig abgeebbt. Und dennoch hat der FC ein richtig gutes Team!

Was war das für ein Saisonstart des FC! Sieben Punkte holten die Kölner in den ersten drei Spielen und mischten im Bundesliga-Tableau ganz vorne mit. Grund genug für Stadionsprecher Michael Trippel, von einem „Kopf-an-Kopf-Rennen mit Wolfsburg“ zu sprechen. Ein Vergleich mit dem Vizemeister und Pokalsieger? Das ging Jörg Schmadtke entschieden zu weit, und so wies der Sport-Geschäftsführer den Mann am Mikro öffentlich zurecht. Schmadtke folgte seinem Credo aus der Aufstiegssaison, in der er die Fans in einem YouTube-Video zum „ruuuuhig bleiben“ mahnte. Mit diesem Tritt auf die Bremse für vorschnelle Euphorie sind sie in Köln in den vergangenen Jahren gut gefahren, da passt Träumerei von der Königsklasse nicht ins Konzept - vor allem nicht nach drei Spieltagen.

Nun, einige Wochen später, hat sich die Aufregung um diese kleine Meinungsverschiedenheit aber gelegt. Auch, weil der Blick aufs Klassement deutlich nüchterner ausfällt. Der letzte Höhepunkt war das 3:0 auf Schalke, danach setzte es drei Liga-Partien in Serie ohne Sieg. Nimmt man das Pokal-Aus in Bremen hinzu, wartet der FC nun seit 366 Minuten auf einen Treffer. Ladehemmung hat sich breit gemacht auf der anderen Rheinseite. Jubelszenen von Anthony Modeste, der in den ersten neun Pflichtspielen gleich neun Mal netzte, sucht man in Müngersdorf zurzeit vergeblich, und auch die Kollegen präsentierten sich bei der Chancenverwertung nicht von ihrer besten Seite.

Dabei ist gerade im vorderen Bereich im Sommer so stark nachgebessert worden. Dass die Kölner verteidigen können, haben sie in der vergangenen Saison zu Genüge bewiesen, Modeste, Leonardo Bittencourt, Milos Jojic, Simon Zoller und Philipp Hosiner sollten nun neuen Schwung ins Angriffsspiel bringen. Der Schwung ist auch da, nur die Kaltschnäuzigkeit fehlt. „Wir hatten wieder die Möglichkeiten, das Spiel für uns zu entscheiden“, sagte Peter Stöger nach dem jüngsten 0:0 gegen Hoffenheim.

Doch die unzureichende Chancenverwertung ist nicht der einzige Grund dafür, dass es gerade etwas schleppend läuft, immer wieder waren in den letzten Tagen die Entscheidungen der Schiedsrichter im Fokus. Um es sachlich auszudrücken: Bevorzugt wurden die Kölner jedenfalls selten. Da war das heiß diskutierte Hand-Tor von Hannovers Leon Andreasen, das zu Unrecht anerkannt wurde und dem FC Punkte kostete, und nun, zwei Wochen später, war im RheinEnergie-Stadion wieder eine Hand im Spiel. Hoffenheims Tobias Strobl, früher selbst mal mit dem Geißbock auf dem Trikot unterwegs, spielte den Ball im eigenen Strafraum mit der Hand, der Referee verweigerte aber den eigentlich fälligen Elfmeter. „Mehr Handspiel geht nicht. Aus 50 Metern habe ich es gesehen“, tobte Stöger. Und zu allem Überfluss wurde Bittencourt in der Nachspielzeit nach einem klaren Foul ebenfalls ein Strafstoß verweigert. Die Folge: nur 0:0 und wieder zwei Punkte weg!

Doch bei allem Ärgernis können die Kölner eigentlich zufrieden sein mit ihren bisherigen Auftritten. In der Bundesliga weiter etablieren wollen sie sich – und sind auf einem guten Wege dahin. Denn eines darf man nicht vergessen: Es ist immer noch erst die zweite Saison nach dem Wiederaufstieg, und die ist ja für viele Teams oft die schwerste. Auch wenn es also fürs internationale Geschäft noch zu früh sein sollte, ist die Abstiegsangst kein Thema und sollte mit dem zur Verfügung stehenden Kader auch nicht zu einem werden. Peter Stöger kann nämlich auf eine ebenso talentierte wie eingespielte Truppe zurückgreifen.

Timo Horn zählt mit seinen 22 Jahren schon zu den besten Keepern Deutschlands, an den Qualitäten von Linksverteidiger Jonas Hector hat auch Bundestrainer Joachim Löw Gefallen gefunden. Auf der anderen defensiven Seite überzeugte in dieser Saison immer mal wieder der eigentlich offensiver ausgerichtete ehemalige Leverkusener Marcel Risse. Abwehrchef Dominic Maroh kommt nach schwerer Muskelverletzung langsam wieder in Tritt und etwas weiter vorne ergänzt sich das Sechser-Duo aus Kapitän Matthias Lehmann und Kevin Vogt nahezu ideal. Bis auf Vogt waren alle Genannten schon in der zweiten Liga dabei, das schweißt zusammen.

Die defensive Stabilität aus der Vorsaison ist ohnehin geblieben, jetzt sollen auch die Angreifer wieder treffen. Damit die Torlos-Serie ein Ende hat. Doch trotz allem findet Peter Stöger auch lobende Worte. „Ich war einverstanden mit dem, was die Jungs angeboten haben“, sagte er nach der Partie gegen Hoffenheim. Mit ein bisschen mehr Glück hätten die Kölner das Spiel ja auch gewonnen. Dann hätten sie genauso viele Punkte wie die Werkself gehabt. Und dennoch darf man sich auf ein spannendes Derby freuen!

Quelle: Bayer04.de