Der nächste Gegner: Borussia Mönchengladbach

Auch die übermächtigen Bayern vermochten den enormen Lauf der Mönchengladbacher nicht zu bremsen und verloren im Borussia-Park mit 1:3. Das Team vom Niederrhein ist unter dem neuen Trainer André Schubert seit zehn Bundesligaspielen ungeschlagen.

Was ein Pulli so alles bewirken kann. Seit André Schubert in seinem giftgrünen Baumwoll-Hoodie an der Seitenlinie steht, läuft es wieder am Niederrhein. Als er anfing, hatten die Gladbacher null Punkte, mittlerweile stehen zehn Spiele ohne Niederlage zu Buche. Besser startete selbst Trainer-Legende Udo Lattek nicht. Die Borussia ist auf einmal wieder mittendrin im Geschäft um die begehrten internationalen Plätze.

Nun ist natürlich nicht der knallgrüne Pullover alleine Grund dafür, dass die Borussia wieder in der Erfolgsspur ist, doch die Symbolik passt einfach zu gut. Der Ärmel hochkrempelnde Schubert verkörpert alleine optisch das genaue Gegenteil zu seinem Vorgänger Lucien Favre, der meist im hellblauen Hemd und Sakko auf der Trainerbank saß. Und auch von der Art her können Übungsleiter wohl kaum unterschiedlicher sein. Favre ist Fußball-Philosoph, Schubert der Kumpeltyp, der „die Lockerheit wieder reinbringt“, wie Routinier Martin Stranzl sagt: „Unter Favre war es eine Herausforderung. Er ist so, wie er ist, aber es war schwierig, einen gemeinsamen Weg zu finden.“

Favre hatte eine ganz spezielle Vorstellung von Fußball, seine eigene eben. Doch die stand der Borussia lange Zeit richtig gut zu Gesicht. Als der Schweizer vor vier Jahren an den Niederrhein kam, lag der Verein am Boden. Favre rettete die Gladbacher erst in die Relegation, hielt sie in der Bundesliga und startete dann richtig durch. Mittlerweile zählt der fünfmalige Meister wieder zu den ganz Großen im deutschen Fußball, spielt regelmäßig international und in dieser Saison zum ersten Mal überhaupt in der Champions League.

„Merci, Monsieur“ musste man als Gladbach-Fan sagen. Mit Favre ging es bis zum Sommer stets bergauf, umso überraschender war der Start in diese Saison. Der gesamte Verein strotzte nur so vor Euphorie, doch die Borussia wirkte gehemmt, in einigen Spielen fast schon verängstigt. Mit jeder Niederlage wurde das Selbstvertrauen geringer und nach fünf Pleiten zum Auftakt und dem letzten Platz im Tableau zog der Entreneur selbst die Reißleine. Völlig überraschend, aus dem Nichts, denn eine Diskussion um Favres Person verbaten sich die Gladbacher Granden. Aufgrund seiner Verdienste für den Verein, aber auch, weil sie überzeugt waren, dass der Schweizer die Lösung des Problems sei. Favre sah das offenbar anders. „Ich habe nicht mehr das Gefühl, der perfekte Trainer für Mönchengladbach zu sein. Es geht jetzt um den Verein, den Mythos Borussia“, erklärte er.

Das hatte gesessen. Doch Sportdirektor Max Eberl hat aus der Not eine Tugend gemacht, so kann man es mittlerweile sehen. Mit U23-Trainer Schubert als Übergangslösung wollte er sich Zeit verschaffen, nach der geplatzten Favre-Bombe einen Nachfolger zu suchen.

Der unfreiwillige Wechsel auf der Bank löste bei der Fohlenelf jedoch alle Fesseln. Wie befreit spielten Granit Xhaka, Raffael, Lars Stindl und Co. auf und boten ihren Fans ein Spektakel nach dem anderen. In besten Favre-Zeiten war die Defensive ein Bollwerk, nun wurde die Offensive zum Feuerwerk. 4:2, 3:1, 2:0, 5:1, 3:1, 4:1 – Sechs Spiele und sechs furiose Ligasiege später redete in Gladbach kaum mehr jemand von Lucien Favre. Borussia hat nun wieder einen Coach, der mitreißt und emotionalisiert. Und einen, der „immer eine Lösung findet“, wie der neue Kapitän Xhaka sagt.

So gesehen in Hoffenheim, als die Erfolgsserie zu reißen drohte. Kurz vor Schluss lagen die Fohlen 2:3 zurück, als Schubert den jungen Nico Elvedi einwechselte und ihm zwei Zettel mit auf den Platz gab. Einen für Stindl, einen für Xhaka, mit den Anweisungen für die Schlussoffensive. Und wenn‘s einmal läuft, dann läuft‘s eben. In Gladbacher Sprache gesprochen heißt das: Natürlich fiel noch der Ausgleich und der Mann im grünen Pulli durfte wieder die Fäuste ballen. Schubert gelingt zurzeit einfach alles, er bleibt aber gewohnt bescheiden. „Es ist keine Serie von mir, sondern von der Mannschaft“, sagt er. Und die hatte auch gegen die Bayern Bestand, als Borussia erst mit Glück die Null hielt, sich dann aber nach der Pause in einen Rausch spielte und traumhafte Treffer zum 3:1-Sieg erzielte.

Dass die Gladbacher Fußball spielen können, ist kein Geheimnis. Schubert hat sie dennoch gekitzelt und ihnen den Spaß am Spiel zurückgebracht. Bestes Beispiel: Raffael. Der Brasilianer wirbelt und tanzt wieder mit dem Ball und ist kaum zu stoppen. Stindl ist in etwas offensiverer Rolle die Zuverlässigkeit in Person und neben Quarterback Xhaka trumpft in Mahmoud Dahoud ein 19-jähriges Riesentalent auf. Die Flügelspieler Thorgan Hazard, Ibrahima Traoré und Fabian Johnson haben mehr Freiheiten und machen aufgrund ihrer starken Leistungen auch den Ausfall der Nationalspieler André Hahn und Patrick Herrmann vergessen. Die Gladbacher haben also zurück in die Spur gefunden. Dem grünen Pulli sei Dank.

Quelle: Bayer04.de