Bayer 04 trauert um Dettmar Cramer

Bayer 04 und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) trauern um Dettmar Cramer, der am Donnerstag im Alter von 90 Jahren in Reit im Winkl gestorben ist. Cramer trainierte die Werkself von 1982 bis '85.
„Wir haben einen großen Trainer verloren und eine große Persönlichkeit", sagt DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. „Dettmar Cramer war ein weltweit hoch anerkannter Botschafter für den deutschen Fußball. Wegen seiner Kompetenz wurde er überall geschätzt, gleichzeitig war er ein lebensfroher, liebenswerter und einfühlsamer Mensch. Ich habe große Hochachtung vor seinem Lebenswerk."

Als Dettmar Cramer, der mit dem FC Bayern 1975 und '76 den Europapokal der Landesmeister gewonnen hatte, die Werkself 1982 übernahm, hatte Bayer 04 kurz zuvor in großen Schwierigkeiten gesteckt. Erst in der Relegation gelang gegen Kickers Offenbach der Erhalt der Erstklassigkeit. Cramer fungierte in diesen Spielen als Berater an der Seite von Coach Gerd Kentschke, anschließend übernahm er das Traineramt.

Mit Cramer kehrte die Professionalität in den Bayer 04-Fußball ein, nachdem das Team drei Jahre zuvor in die Bundesliga aufgestiegen war. Mit seiner Führung und Fürsprache kamen namhafte Profis wie Herbert Waas oder Bum-kun Cha unters Bayer-Kreuz und verschafften dem Verein großes Renommee und viel Aufmerksamkeit. In der Saison 1983/84 führte Dettmar Cramer die Werkself erstmals auf einen einstelligen Tabellenplatz. Nach drei Jahren verließ Cramer Leverkusen 1985 und zog erneut ins Ausland.

In Japan ein verehrter Held

In mehr als 90 Ländern wirkte Cramer im Auftrag von DFB und FIFA in seinem prallvollen Trainerleben, er war ein Weltenbummler und echter Entwicklungshelfer im internationalen Fußball. Japans Kaiser Hirohito verlieh ihm persönlich den höchsten Kulturorden des Landes, nachdem er die Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko zu Bronze geführt hatte. Noch heute wird er in Japan als Begründer des modernen Fußballs verehrt. Der Beiname „Professor“ wurde Dettmar Cramer weit mehr gerecht als „Napoleon“, sein eher alberner Spitzname beim Boulevard.

Der nur 1,65 große Cramer, mit unfassbarem Talent zu blumiger Sprache und Anekdoten gesegnet, wurde vom DFB 2011 als erster Trainer mit dem Ehrenpreis für dessen Lebenswerk ausgezeichnet. In Deutschland trainierte Dettmar Cramer, der seine Laufbahn als Coach bei Teutonia Lippstadt begann, neben Bayer 04 und Bayern München auch Eintracht Frankfurt und Hertha BSC. Bei der Weltmeisterschaft 1966 in England war er gemeinsam mit Udo Lattek Assistent von Bundestrainer Helmut Schön. Sepp Herberger hatte Dettmar Cramer, den er 1941 bei einem Jugendlehrgang kennengelernt hatte, nach dem Krieg als Trainer zum Westdeutschen Fußballverband und als Helfer zur Nationalelf geholt.

„So lange besser möglich ist, ist gut nicht genug", war einer der Leitsätze von Dettmar Cramer. „Ich habe versucht, es immer noch ein bisschen besser zu machen."

Quelle: Bayer04.de