Kirsten im Klub der Fuffziger

Der Herr der Tore hat das halbe Jahrhundert erreicht: Ulf Kirsten feiert am heutigen Freitag seinen 50. Geburtstag. Das Stürmeridol der Werkself, zugleich der erste Ehrenspielführer in der Geschichte von Bayer 04, feiert seinen Ehrentag am Abend im geselligen Kreis in Leverkusen so, wie er auch Fußball gespielt hat: rustikal, urig, bodenständig, ohne Schmuck, Schleifchen und viel Tamtam.

Dem Mittelstürmer, nur 1,75 m groß, aber ungeheuer wuchtig, der 1990 von Dynamo Dresden zu Bayer 04 kam, war's nie wichtig, besonders schöne Tore zu erzielen. Besonders viele, ja, darauf kam's ihm immer an. Und wenn die Vorlagen der Kollegen mal nicht so passgenau in seinen Fuß fielen oder auf seinen Kopf tropften, dann konnte der „Schwatte“ auch gern mal den Griesgram und Motzki geben. Ein bisschen Reibung hat Ulf Kirsten immer gut getan und ihn noch zusätzlich angestachelt.

„Es gibt doch nichts Geileres, als wenn zigtausend Leute im Stadion dich auspfeifen. Da macht' s dann erst richtig Spaß. Wenn bei einem Auswärtsspiel keiner ruft: ,Kirsten, du Arschloch', dann weiß ich genau, dass ich schlecht war“, hat er mal gesagt. Ulf Kirsten zog es eben immer dahin, wo's auch wehtun kann. „Dort, wo andere den Fuß wegziehen, geht Kirsten mit dem Kopf hin“, urteilte einst sehr treffend sein Ex-Trainer Eduard Geyer.

Gleich in seinem ersten Einsatz mit dem Kreuz auf der Brust machte er eine Bude, ein typisches Kirsten-Tor, den Ball mit langem Bein ins Tor gegrätscht im Münchner Olympiastadion gegen die Bayern. 181 weitere Bundesliga-Treffer in 349 Einsätzen folgten, dazu weitere wichtige in den Pokal- und Europacup-Wettbewerben, wie der 1:0-Siegtreffer im Berliner Cupfinale 1993 gegen die Amateure der Hertha. Kein Wunder, dass ihn Ex-Geschäftsführer Reiner Calmund immer „als meinen Königstransfer“ bezeichnete, aller brasilianischen Zauberfüße wie Ze Roberto, Emerson, Jorginho oder Lucio zum Trotz.

Dreimal wurde Ulf Kirsten in seiner Karriere, die er 2003 beendete, Torschützenkönig der Bundesliga: 1993, 1997 und 1998. Bis heute ist er Fünfter der ewigen Torjägerliste. 100 Länderspiele mit 34 Toren hatte er am Ende auf dem Buckel, 49 Einsätze und 14 Treffer davon für die frühere DDR.

Heute feiert Ulf Kirsten, der nach sechs Jahren als Trainer der „Zweiten“ von Bayer 04 bei der Sportmanufaktur in Köln in der Spielerberatung und Vermittlung tätig ist, mit vielen sportlichen Weggefährten und Freunden seinen Fuffzigsten – nur einen Steinwurf von den Strafräumen der BayArena entfernt, in denen er früher der leibhaftige Schrecken gegnerischer Abwehrreihen war.

Glückwunsch, Schwatter!

Quelle: Bayer04.de