Der nächste Gegner: FC Schalke 04

Die Serie der sieglosen Pflichtspiele wuchs auf sieben an, die Leistung jedoch stimmte: Schalke 04 verkaufte sich bei der 1:3-Niederlage gegen die Bayern sehr teuer. Vor allem die Jungen wie Sané, Meyer und Goretzka tragen die blau-weißen Hoffnungen.

André Breitenreiter war außer sich vor Wut. „Was ist los? Das ist Zirkus“, brüllte der Schalker Übungsleiter im Training in der jüngsten Länderspielphase seine Spieler an. „Null Qualität, nichts ist das!“ Der sonst so besonnene und umgängliche Trainer wurde zum Vulkan – und explodierte. Nach den vorangegangenen Wochen war das aber auch keine Überraschung. Nur einen Sieg hatten die Schalker in den vergangenen neun Pflichtspielen eingefahren, das Pokal-Aus gegen Gladbach inklusive. Auf Schalke ist so eine Negativserie immer noch mal etwas anderes. Schnell war von der Ruhe, die mit Breitenreiter bei den Knappen endlich Einzug halten sollte, nichts mehr zu sehen. „Ich kann verstehen, dass einige Fans zuletzt nicht zufrieden waren“, gestand der Kapitän und Weltmeister Benedikt Höwedes.

Nur eine Niederlage in den ersten zehn Spielen

Dabei hatte die Saison so gut angefangen. Für viele war das eine Überraschung, denn dem recht unerfahrenen Breitenreiter, der als Bundesliga-Trainer bisher nur eine Saison mit dem Außenseiter aus Paderborn in seiner Vita vorzuweisen hatte, trauten viele Fans und auch Experten die Aufgabe im schwierigen Gelsenkirchener Umfeld nicht zu. Doch der frühere Stürmer von Unterhaching belehrte sie eines Besseren und kam mit seiner kumpelhaften Art im Pott schnell gut an. Als sich dann noch der Erfolg einstellte, schienen die turbulenten letzten Jahre mit den ständigen Trainerwechseln erst mal vorbei zu sein. Nur eine Niederlage mussten die Schalker in den ersten zehn Pflichtspielen hinnehmen und mischten in der Bundesliga ganz oben mit.

Bei so einer berauschenden Bilanz rückte selbst das Dauerthema Horst Heldt phasenweise in den Hintergrund. Mal stand der Sportdirektor ganz oben auf der Abschussliste, dann wurde er wieder als Lösung des Problems angesehen. Mittlerweile ist klar, dass der frühere Spielmacher seinen zum Ende der Saison auslaufenden Vertrag nicht verlängern und Schalke verlassen wird, seitdem werden munter die Namen potenzieller Nachfolger gehandelt. Die wenigen Punkte in den letzten Wochen begünstigten diese Diskussion wieder.

Schon vor der Saison war rund um das Schalker Ensemble mächtig etwas los gewesen. Die ausgemusterten Profis Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam fanden keinen Abnehmer und stehen immer noch auf der Gehaltsliste. Der Ex-Leverkusener Sam ist mittlerweile immerhin begnadigt worden. Hinzu kamen die schweren Verletzungen von Marco Höger, Atsuto Uchida und Matija Nastasic, die monatelang nicht zur Verfügung stehen. Immerhin: Kapitän Höwedes fasst nach seinen Sprunggelenksproblemen und dem Mittelhandbruch langsam wieder Fuß und dürfte in der BayArena eine Option sein.

Johannes Geis, der im Sommer aus Mainz kam, wiederum nicht. Nach seinem brutalen Foul an André Hahn, das das Fußballjahr für den Gladbacher beendete, wurde er für fünf Spiele gesperrt. Sein Ausfall machte sich zuletzt bemerkbar – nicht nur als Standardspezialist, sondern auch als Taktgeber im Angriffsspiel und Staubsauger vor der Viererkette. Mit mindestens genauso vielen Vorschusslorbeeren wie Geis wurde Franco di Santo im Ruhrgebiet empfangen, doch der Argentinier konnte bislang die hohen Erwartung noch nicht zur Genüge erfüllen. Damit ist er aber nicht der einzige in der Offensivabteilung, denn auch die beiden anderen etablierten Kräfte Klaas Jan Huntelaar und Eric-Maxim Choupo-Moting blieben öfters unter ihren Möglichkeiten.

Die Jungen voll im Fokus

So betraten eben die Youngster die Bühne. Allen voran Leroy Sané ist seit Wochen auffälligster Schalker, mit fünf Saisontoren bester Torschütze des Teams und mittlerweile sogar deutscher Nationalspieler – mit 19 Jahren. Der Sohn von Souleyman Sané, Spieler des Jahrhunderts beim Schalker Nachbarn SG Wattenscheid, beeindruckt mit seinem leichtfüßigen Spiel, Schnelligkeit und seiner abgezockten Art vor dem Tor. Ganz der Vater eben, und Leroy Sané steht womöglich eine noch größere Karriere bevor. Neben ihm übernahmen vor allem Leon Goretzka und Max Meyer Verantwortung, beide sind nur ein Jahr älter und ebenfalls schon Nationalspieler.

Das Trio steht sinnbildlich für den neuen Weg, den die Schalker eingeschlagen haben, von der seit Jahren herausragenden Jugendarbeit soll so früh wie möglich die Profiabteilung profitieren.Damit sollen auch prominente Abgänge vergessen gemacht werden. Wer ist schon Julian Draxler? In Pierre-Emile Höjbjerg und Kaan Ayhan stehen bereits die nächsten äußerst talentierten Jungs auf dem Sprung in die Startformation. Auch deswegen sagt Höwedes, der selbst der Knappenschmiede entstammt: „Das neue Schalke ist noch nicht vorbei.“

Der Weg erinnert ein wenig an die Anfangszeit unter Felix Magath, der vor den spektakulären und vor allem teuren Transfers viele Spieler aus dem eigenen Nachwuchs ins kalte Wasser schmiss. Joel Matip zählte damals dazu und blüht nun unter André Breitenreiter wieder richtig auf. Der Kameruner zählt nach schwachen Jahren jetzt wieder zu den herausragenden Verteidigern der Bundesliga. Es gibt sie also en masse, die Lichtblicke bei Schalke 04. Und eines darf man nicht vergessen: Mit 20 Punkten rangieren die Knappen noch voll mit im Kampf um die Champions League-Ränge. Und das ist der Schalker Anspruch.

Quelle: Bayer04.de