3:0 gegen Lazio – Bayer 04 holt den Jackpot

Welch ein rauschender Abend in der BayArena: Mit einem begeisternd herausgespielten 3:0 (1:0)-Erfolg gegen Lazio Rom im zweiten Play-off-Spiel zieht Bayer 04 zum zehnten Mal in seiner Vereinsgeschichte und zum dritten Mal in Folge in die Gruppenphase der Champions League ein und blickt voller Spannung auf die Auslosung am Donnerstag ab 17.45 Uhr in Nyon. Hakan Calhanoglu (40.), Admir Mehmedi (48.) und Karim Bellarabi (88.) trafen für das wie aufgedreht spielende Team von Roger Schmidt.

„Der Druck war riesig, aber die Mannschaft hat es sensationell gemacht“, sagte Sportchef Rudi Völler. Torschütze Admir Mehmedi war überglücklich nach dem Abpfiff. „Es ist einfach fantastisch, ein unbeschreibliches Gefühl. Wir haben uns viel vorgenommen – und auch realisiert“, sagte der Schweizer. Und Hakan Calhanoglu, der die so wichtige Führung erzielt hatte, sagte: "Wir sind alle glücklich. In dieser Mannschaft steckt so viel Herz und Leidenschaft."

Roger Schmidt setzte im „vielleicht wichtigsten Spiel der ganzen Saison“ (Stefan Kießling) auf seine bewährte Formation: Im Vergleich zum Hannover-Spiel kehrten Kyriakos Papadopoulos für André Ramalho und Karim Bellarabi für Julian Brandt zurück in die erste Elf. Den Platz von Heung-Min Son, der nicht im Kader stand, nahm erneut Admir Mehmedi ein. Die Römer setzten ohne Miro Klose und Kapitän Biglia auf eine Dreierkette in der Abwehrzentrale, flankiert von zwei Außenverteidigern.

Unglaubliche Spannung

Die vibrierende Spannung beim Anpfiff in der ausverkauften BayArena war förmlich mit Händen zu greifen – bei Fans wie Team gleichermaßen. „Auf diesen Tag haben wir quasi drei Monate seit Saisonende gewartet, dass wir endlich den letzten Schritt tun und uns für die Champions League qualifizieren können“, sagte Trainer Roger Schmidt unmittelbar vor Beginn der Partie.

Dass Bayer 04 bei aller offensiven Ausrichtung schwer auf der Hut sein musste, weil die Römer trotz defensiver Grundstabilität mit ihrer Fünferabwehr auch vorn Nadelstiche setzten wollten, zeigte sich schon nach vier Minuten. Doch Bernd Leno packte nach einer unübersichtlichen Situation im Strafraum gegen Felipe Anderson beim zweiten Eingreifen beherrscht zu. Auf der Gegenseite feuerte Karim Bellarabi den ersten Versuch ab, die von halbrechts geschossene Kugel flog flach einen Meter am langen Eck vorbei (7.).

Von Beginn an ging's erwartet intensiv und temporeich zur Sache. Bei Hakan Calhanoglus Strahl aus 25 Metern, der das Dreieck nur hauchdünn verfehlte, hatten die Fans den Torschrei schon auf den Lippen (17.). Und eine Minute später riss Lazios Keeper Berisha gegen Calhanoglus Schuss aus 18 Metern gerade noch die Fäuste hoch und lenkte zur Seite ab (18.). Die Werkself war jetzt voll auf Betriebstemperatur, der Druck der Hausherren nahm minütlich zu.

„Kieß“ trifft nur die Latte

Riesenpech dann für die Werkself, dass der herrliche Kopfball von Stefan Kießling nach Flanke von Calhanoglu nur ans Lattenkreuz klatschte (25.). Der Kopfball von Papadopoulos, der in Calhanoglus Flanke hechtete, strich einen Meter am Kasten vorbei (26.). Auf der Gegenseite klärte Bernd Leno gegen Keita zur Ecke (30.).

Fünf Minuten vor der Pause endlich der verdiente Lohn für die Werkself. Roberto Hilbert setzt sich geschickt über rechts in Szene, nach seiner Hereingabe luchste Kießling dem zu passiven de Vrij den Ball ab und passte nach innen, die Kugel sprang wie beim Flipper hin und her und schließlich vor die Füße von Hakan Calhanoglu, der sie humorlos ins Netz drosch – das absolut verdiente 1:0 (40.), zugleich der Halbzeitstand.

Mehmedi legt schnell nach

Die zweite Hälfte begann mit einem Paukenschlag. Karim Bellarabi spielte herrlich in die Schnittstelle, Admir Mehmedi ging halbrechts davon und wuchtete den Ball aus spitzem Winkel unter die Latte ins kurze Eck (48.). Calhanoglu hatte den nächsten Hieb auf dem Fuß, scheiterte an Berisha (51.). Auch Benders Distanzschuss lenkte Roms Torhüter über die Latte (53.). Die Werkself arbeitete hart am dritten Treffer.

Lazios Coach Pioli reagierte, brachte Stürmer Kishna für Innenverteidiger Radu. Die Chancen indes lagen weiter auf Seite der Werkself: Bellarabis abgefälschter Schrägschuss strich hauchzart am langen Eck vorbei (65.). Wenig später war für Lazios Raubein Mauricio Schluss, nach taktischem Foul gegen Kießling gab's ein verdientes Gelb-Rot (67.).

Brandt macht's Bellarabi leicht

Für die am Limit fightende Werkself gab's laufend Szenenapplaus, das Team spielte einen perfekten Doppelpass mit den Fans auf den Rängen. Hinten räumte der bärenstarke Papadopoulos im Verein mit Tah rigoros alles ab. Und zwei Minuten vor dem Ende nahm der Jubel in der BayArena unglaubliche Phonstärken an: Der eingewechselte Julian Brandt ging nach perfekter Kopfballablage des überragend kämpfenden Kießling allein aufs Tor zu, legte uneigennützig quer auf Karim Bellarabi, der sicher ins fast verlassene Tor vollendete – 3:0 (88.), die Werkself am Ziel ihrer Träume.

Die Fans sangen wie beseelt: „Oh, wie ist das schön“. Und Team wie Fans hatten unfassbaren Spaß, als die beiden Brasilianer Wendell und Ramalho auf dem Zaun in der Nordkurve die Uffta anstimmten. Welch ein rauschender Abend!

Für die Werkself geht es in der Bundesliga am Samstag mit dem Topspiel beim Deutschen Meister Bayern München weiter. Anstoß in der Allianz-Arena ist um 18.30 Uhr.


Die Statistik:

Bayer 04: Leno – Hilbert, Tah, Papadopoulos, Wendell – Kramer, Bender – Bellarabi (89. Ramalho), Calhanoglu (79. Kruse), Mehmedi (75. Brandt) – Kießling

Lazio Rom: Berisha – Mauricio, de Vrij, Radu (56. Kishna) – Basta, Onazi (81. Morrison), Parolo, Lulic – Candreva, Felipe Anderson (69. Gentiletti) – Keita

Tore: 1:0 Calhanoglu (40.), 2:0 Mehmedi (48.), 3:0 Bellarabi (88.)

Schiedsrichter: Velasco Carballo (Spanien)

Gelbe Karten: Bellarabi, Wendell, Hilbert – Mauricio, Parolo, Lulic

Gelb-Rote Karte: Mauricio (67.)

Zuschauer: 28.222 (ausverkauft)

Quelle: Bayer04.de