Der nächste Gegner: Borussia Dortmund

Die Borussia hat einen Lauf. Vor dem fünften Spieltag in der noch jungen Saison führt Borussia Dortmund mit der maximalen Punktausbeute die Tabelle der Fußball-Bundesliga an. BVB-Trainer Thomas Tuchel hat dem schwarz-gelben Team erfolgreich einen neuen Anstrich verpasst, ohne jedoch die alten Tugendenden des Ruhrpott-Klubs außer Acht zu lassen.

Nach vier Bundesligaspieltagen steht der BVB an der Tabellenspitze, hat in den bislang zehn Pflichtspielen unter Tuchel 36:9 Tore erzielt, dabei jedes Match in allen drei Wettbewerben gewonnen und seine Fans neu begeistert. Die Fußballtaktik-Nerds von Spielverlagerung.de ließen sich sogar in einer ihrer Spielanalysen zu dem etwas euphorischen Titel „Wieso der BVB gerade so geil ist“ hinreißen. Und unlängst waren schon aus München Sätze zu hören wie der von Thomas Müller: „Das ist schön für die Bundesliga. Aber für uns ist es ein bisschen unentspannter, weil wir einen sehr aggressiven Verfolger haben.“

Keine Frage, die Dortmunder sind hervorragend in die neue Saison gestartet. Thomas Tuchel folgte nach seinem Jahr Trainerpause auf die einmalige, erfolgsverwöhnte Klopp-Ära und scheint vieles richtig zu machen bei seiner neuen Arbeitsstelle. Ein Blick auf den Kader verrät, dass sich neben dem Trainerwechsel aber auch beim schwarz-gelben Personal so einiges verändert hat: Kapitän Sebastian Kehl hat seine Karriere beendet, Fan-Liebling Kevin Großkreutz schloss sich kurz vor Ende des Transferfensters Galatasaray Istanbul an, Jakub „Kuba“ Blaszczykowski wechselte zum AC Florenz, Ciro Immobile steht jetzt beim FC Sevilla unter Vertrag. Und Kevin Kampl kickt bekanntlich jetzt in seiner Heimat unterm Bayer-Kreuz. Außerdem haben Milos Jojic (FC Köln), Mitchell Langerack (VfB Stuttgart) und Oliver Kirch (SC Paderborn) sowie die Talente Almerovic und Dudziak den Verein verlassen.

Dafür stießen im Sommer neben der neuen Nummer Eins im Tor, Roman Bürki, noch Julian Weigl (von 1860 München), Adnan Januzaj (Manchester United), Joo-Ho Park (Mainz 05), Gonzalo Castro sowie die beiden Rückkehrer Moritz Leitner (Stuttgart) und Jonas Hofman (Mainz 05) zu dem alten Kader. Für welche Startelf sich Tuchel auch in den ersten zehn Pflichtspielen entschied, der 42-jährige Fußball-Lehrer hat dem BVB eine erfrischend erfolgreiche Spielweise eingeimpft.

Spielerisch weiterentwickelt

Die Dortmunder treffen bei eigenem Ballbesitz bessere Entscheidungen als im Vorjahr. Im Gegenpressing und Umschaltspiel liegen zwar weiterhin die Stärken der Mannschaft, aber vor allem das Ballbesitzspiel ist unter Tuchel facettenreicher und räumlich präziser aufgeteilt. Parallelen zum von Pep Guardiola gepflegten Spielstil, bei dem Tuchel in seinem Sabbatjahr hospitierte, sind natürlich rein zufällig. Vor allem die überraschenden Bewegungen und geschickten Laufwege im letzten Angriffsdrittel der BVB-Angreifer sind schwer zu verteidigen und hatten letztlich großen Anteil an dem erfolgreichen Saisonstart der Borussen.

Gonzalo Castro hat es schwer nach seinem 11-Millionen-Transfer von Leverkusen nach Dortmund, wie er unlängst im Interview mit dem „Kicker“ offenbarte: "Es ist viel Neues auf mich eingestürzt, das musste ich erst einmal verarbeiten. Das hat sich auch auf meine Leistung ausgewirkt", gesteht "Gonzo", der bei der Borussia in der Bundesliga bislang erst zweimal eingewechselt wurde. "Aber ich werde auch nicht panisch, weil ich ein paar Mal von der Bank gekommen bin."

Ein Grund für Castros schwierigen Einstand war sicher auch das etwas überraschend stark aufblühende Nachwuchstalent Julian Weigl, das sich alsbald unter seinem neuen Trainer als cleverer Schnellentwickler herausgestellte. Bisher eher als ankurbelnder Spielmacher unterwegs, hat er in Dortmund sehr schnell in eine neue Funktion hineingefunden: Er hält im zentralen defensiven Mittelfeld die gegnerische Pressingstruktur unter Kontrolle und bestimmt geschickt den Spielrhythmus.

Noch mehr als Weigl spielten sich der wiedererstarkte Henryk Mikhytarian mit glänzenden Auftritten sowie Pierre-Emerick Aubameyang in den Fokus. Vor allem der Gabuner ist mit seinem Tempo brandgefährlich und bisher kaum zu halten. Der blitzschnelle Angreifer erzielte in den vier Ligaspielen fünf Tore und kam zumeist im Sturmzentrum zum Einsatz.

Last-Minute-Sieg in der Europa League

Vor allem das Thema Rhythmus ist ein viel beachtetes in Dortmund. Marco Reus konstatierte: „Wir haben gute Automatismen gefunden, wir sind noch nicht am Ende unserer Entwicklung, aber wir sind gut dabei.“ Nun sieht dieser Spielrhythmus vor, dass am Donnerstagabend das Heimspiel in der Europa League gegen Krasnodar anstand. Lange tat sich der BVB schwer und rannte vergeblich an. Ginter (45.+1) hatte den frühen Rückstand durch Smolov (12.) ausgeglichen. In der letzten Minute der Nachspielzeit gelang Pflichtspieldebütant Joo-Ho Park dann doch noch der Siegtreffer (90+2.). Neben den spielerischen Qualitäten zeichnet es ein Spitzenteam aus, eben auch solche durchwachsenen Partien in der letzten Minute zu entscheiden. So ist das, wenn man einen Lauf hat.

Quelle: Bayer04.de