Der nächste Gegner: FC Ingolstadt

Das Team von Trainer Hasenhüttl hat sich rasch im Oberhaus akklimatisiert und stellt die Gegner vor allem mit Pressing und stabiler Defensive vor Probleme. Auch der enorme Teamgeist ist ein Trumpf der Ingolstädter.

Die Nr. 54 ist alles andere als ein Hinterbänkler. Der FC Ingolstadt, der im Sommer als 54. Verein seit 1963 in der Beletage des deutschen Fußballs angekommen ist, darf ohne jede Einschränkung als Bereicherung für die Bundesliga gelten. Und weil das so ist, macht sich bei den Schanzern auch niemand kleiner, als er ist. Bestes Beispiel war die Partie vergangene Woche beim deutschen Rekordmeister, als sich Ingolstadt erst nach erbitterter Gegenwehr und reichlich Möglichkeiten den Bayern mit 0:2 geschlagen geben musste. „Viele Mannschaften würden sich für ein 0:2 in München feiern lassen", sagte Trainer Ralph Hasenhüttl nach dem starken Auftritt der Seinen in der Allianz-Arena, „bei uns hingegen ist keine Zufriedenheit da. Mit etwas mehr Abschlussglück oder Abschlusskönnen hätten wir eine Sensation schaffen können."

Diese Sätze sagen viel aus über das Selbstverständnis des tüchtigen Neulings, der die Liga von Beginn an verblüfft hat mit extremem Pressing und enormer defensiver Stabilität. Mit drei Auswärtssiegen, jeweils einem 1:0 in Mainz, Augsburg und Bremen, drehte Ingolstadt aus dem Stand heraus der etablierten Konkurrenz eine lange Nase. Mit zwölf Zählern stellt der FCI aktuell das fünftbeste Auswärtssteam, und „mit 20 Punkten stehen wir insgesamt gut da“, wie Coach Hasenhüttl mit Recht konstatiert.

Kometenhafter Aufstieg

Der Österreicher, als Profi in Köln und Fürth ein Mittelstürmer mit viel Wucht und Hang zum Schlitzohr, ist der Architekt des ungeheuren Aufschwungs in der Audi-Stadt. Als der 48-Jährige die Ingolstädter im Oktober 2013 von Marco Kurz übernahm, dümpelte das Team im düsteren Tabellenkeller der 2. Liga herum. Der kometenhafte Aufstieg mit der Erstliga-Qualifikation im vergangenen Sommer ist in erster Linie Hasenhüttls Werk. Der Trainer formte eine Mannschaft mit gewaltigem Spirit und ungeheurem Zusammengehörigkeitsgefühl.

„Wir haben, was den Teamgeist betrifft, eine Wahnsinnstruppe. Sonst wäre es auch gar nicht möglich, in der Bundesliga so zu bestehen, wie wir das gerade tun. Von der individuellen Klasse her gibt es viele Mannschaften, die stärker einzuordnen sind als wir“, sagt Danny da Costa. Der in der Jugend bei Bayer 04 ausgebildete Rechtsverteidiger war in der Aufstiegssaison mit einem Schien- und Wadenbeinbruch acht Monate lang ausgefallen. Als er in diesem Sommer sein Comeback gab, wurde ihm richtig warm ums Herz. „Die Rückkehr nach der Verletzung ins Training war ganz einfach, weil ich gemerkt habe, wie sehr sich die Mannschaft für mich gefreut hat“, sagt da Costa.

Bei den Schanzern, die ihre Aufstiegself zusammengehalten und sie mit lediglich vier Neulingen ergänzt haben, steht eben ein echtes Team auf dem Platz, ohne Stars, dafür mit umso mehr Herz und Seele. „Wenn alle fit sind und unsere Automatismen greifen, haben wir unsere Qualitäten“, sagt Hasenhüttl, der die Seinen schon vor Saisonbeginn auf selbstbewusst getrimmt hat: „Unsere Freude ist größer als die Angst vor der Liga. Wir wollen auch in der Bundesliga unseren Fußball auf den Platz bringen, uns wehren und unangenehm bleiben.“

Zweitbeste Defensive der Liga

Dass das nicht nur hübsch formulierte Absichtserklärungen waren, haben die Gegner längst zu spüren bekommen. Die Abteilung Attacke bei den Ingolstädtern produziert zwar auf Sparflamme und stellt mit lediglich elf Treffern aus 16 Spielen den mit Abstand schwächsten Angriff der Liga. Dafür aber sind hinten fast immer die Schotten dicht: Mit nur 17 Gegentoren, darunter allein acht aus den beiden Partien gegen Dortmund und Hannover, weist Ingolstadt nach den Bayern die undurchlässigste Verteidigung auf. „Unsere defensive Stabilität hat auch damit zu tun, dass die Jungs da vorne den Gegner so aggressiv anlaufen. Vor dem Tor fehlen ihnen dann schon mal die Körner für einen konzentrierten Abschluss", sagt Ralph Hasenhüttl.

Garanten der grundsoliden Ingolstädter Defensive sind Torhüter Ramazan Özcan und Abwehrchef Marvin Matip, weitere Stützen der Truppe sind Pascal Groß als Initiator und Strippenzieher im Mittelfeld oder der Australier Mathew Leckie in der Offensive, die in Moritz Hartmann mit drei Treffern ihren besten Schützen hat. „Wir wollen nicht, dass es in einem Jahr heißt: und tschüss!“, hat Hasenhüttl vor Saisonbeginn gesagt. Einiges deutet inzwischen darauf hin, dass Nr. 54 länger bleibt.

Quelle: Bayer04.de