Bravouröse Borussia begeistert sogar die Briten

Zwei Punkte verloren, aber international an Ansehen gewonnen. 47.000 Besucher im Stadion staunten über die couragierte Vorstellung des Deutschen Meisters, die englische Presse lobte die "Weltklasse-Leistung" von Torhüter Joe Hart und damit indirekt die Leistung des BVB. Und das ZDF erzielte eine traumhafte Einschaltquote und 22 Prozent Marktanteil: Gebannt saßen 7,3 Millionen Zuschauer bis zum Schlusspfiff vor den Bildschirmen.



Sie sahen eines der außergewöhnlichsten Spiele der letzten Jahre: intensiv, temporeich, technisch und taktisch auf höchstem Niveau. Es war eine Werbung für den Fußball, über die sich Jürgen Klopp zu freuen mühte. Etwas zerknirscht sagte er: "Werbung für den Fußball haben wir auch schon in Frankfurt betrieben." Auch da hatte es nur zu einem Remis, einem 3:3 gereicht.

Borussia Dortmund ist mit zwei Zielen in die zweite Champions-League-Saison seit dem "Neustart" des Traditionsklubs im Jahr 2005 gestartet: möglichst eine Runde weiterkommen, insgesamt aber überzeugender auftreten als im Vorjahr, als der jüngste Deutsche Meister aller Zeiten für seine couragierten, aber naiven Auftritte gerade auswärts viel Lehrgeld zahlen musste.

"Eine so gute Mannschaft habe ich hier noch nie gesehen", sagte ein Stadionbesucher durchaus älteren Jahrgangs, als er seinen Tribünenplatz verließ. Dann drehte sich der britische Herr noch einmal um und spendete dem Gegner aus Deutschland Applaus. Manchesters Trainer Roberto Mancini sagte später offen und ehrlich: "Dortmund war besser als wir." Englands Presse bezeichnete ManCitys Punktgewinn als äußerst glücklich und staunte über die Laufbereitschaft der Schwarzgelben, während Mancini zürnte: "Wenn man gegen die was holen will, muss man sich mehr bewegen als wir das getan haben."

"Wir haben gezeigt, dass der letztjährige Champions-League-Auftritt nicht dem entspricht, was wir drauf haben", stellte Mats Hummels in dieser Hinsicht zufrieden fest, und Jürgen Klopp bestätigte: "Wir wollten Borussia Dortmund in der Champions League anders darstellen als im letzten Jahr. Das war ein wichtiger Schritt."

Zwischen Sieg und Remis stand ein Pfiff des tschechischen Schiedsrichters. "Wo soll Neven denn hin?", hinterfragte Sven Bender die Berechtigung des Handelfmeters: "Er steht nunmal da. Aus der Entfernung ist es normal, dass man da nicht mehr reagieren kann. Den muss man nicht pfeifen." Neven Subotic fühlte sich "wie in einem Albtraum" und beschrieb seine Gefühle so: "Ich wollte es nicht glauben, ich konnte es nicht glauben. Was sollte ich machen? Meine Hand abschneiden? Für mich ist es schwer, mit diesem Pfiff klar zu kommen." Balotellis Elfmetertor raubte dem BVB in der 90. Minute drei Punkte, und Klopp stellte sehr tiefsinnig fest: "Wen man den pfeifen will, kann man ihn pfeifen."

So stehen nach dem rassigen Duell mit dem seit 2008 in Europapokalheimspielen unbesiegten englischen Meister "zwiespältige Gefühle", wie Michael Zorc feststellte: "Es war ein überragendes Fußballspiel. Wir wollten unbedingt gewinnen und hätten den Sieg aufgrund der zweiten Hälfte auch verdient gehabt. Aber wir haben es versäumt, das 2:0 zu machen."



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