Felix Magaths "Sechser" statt Stuttgarts Dani Alves: Der Wechsel von Nationalspieler Christian Träsch (23) zum VfL Wolfsburg rückt immer näher. Nachdem der variabel einsetzbare Defensivakteur das VfB-Angebot zur Vertragsverlängerung über 2012 hinaus abgeschmettert hatte, äußerte er nun in einem Gespräch mit Stuttgarts Sportdirektor Fredi Bobic noch einmal seinen Wunsch, sofort nach Wolfsburg zu wechseln - für rund zwölf Millionen Euro. Mit dem VfL ist sich Träsch bereits weitgehend einig, und selbst bei der Ablösesumme, der entscheidenden Hürde, haben sich beide Klubs inzwischen stark angenähert. Von der im Mai im kicker geäußerten Hemmschwelle von 20 Millionen Euro ist Bobic inzwischen abgerückt, zwölf Millionen Euro wollen die Schwaben für den siebenmaligen Nationalspieler aber haben - nicht wenig für einen Akteur, der in zwölf Monaten ablösefrei gehen könnte.
Doch Magath ist offenbar bereit, für seinen Wunschspieler eine solche Summe aufzubringen, das Ablöseangebot wurde deutlich erhöht und liegt nicht mehr weit von der Stuttgarter Forderung entfernt. Dass Magath gerade jetzt öffentlich auf die Investitionsbremse tritt ("Es gilt, besser hauszuhalten, ich will den finanziellen Rahmen der sportlichen Situation anpassen"), ist vor allem ein taktisches Mittel, um den Preis zu drücken.
Magath übt schon mit Doppelsechs
Apropos Taktik - seine Rolle im Spielsystem ist für Träsch wohl der springende Punkt. Während ihm der VfB die Vertragsverlängerung nicht nur - vergeblich - mit einer Verdoppelung seines Jahresgehalts von rund 1,5 Millionen Euro, sondern auch mit einem Stammplatz auf der rechten Abwehrseite schmackhaft machen wollte, sieht sich Träsch im defensiven Mittelfeld am besten aufgehoben.
Und genau da plant Magath - Josué hin oder her - mit dem gebürtigen Ingolstädter. In den ersten Testspielen ließ der VfL-Boss, zuletzt Fan der Mittelfeld-Raute, in einer Doppelsechs agieren. "Daraus etwas abzuleiten, wäre zu früh", sagt Magath zwar, eine Systemumstellung schloss er aber nicht aus. "Es ist offen, es kommt darauf an, welche Spieler wir im Kader haben."
In Stuttgart fühlt man sich mit Zdravko Kuzmanovic und Neuzugang William Kvist auf der "Sechs" bestens versorgt, hinten rechts gibt es dagegen seit Jahren Probleme. Ob Ricardo Osorio, Stefano Celozzi, Philipp Degen, Patrick Funk oder im Saisonfinale 2010/11 Khalid Boulahrouz - eine langfristige Lösung mit Defensiv- wie Offensivqualitäten kristallisierte sich nicht heraus. Außer eben, wenn Träsch mal wieder auf der Außenbahn aushalf. Löw pflichtet Bobic bei - Träsch betont "sportliche Gründe"
"Christan könnte eine Art Dani Alves des VfB werden", wiederholte Bobic deshalb mehrfach und erhielt Zustimmung von Bundestrainer Joachim Löw, der im kicker-Interview erklärt hatte, er glaube, "dass Träsch gut als Rechtsverteidiger spielen kann". Löw plagen schließlich die gleichen Probleme wie den VfB: Im defensiven Mittelfeld ist die Auswahl groß, hinten rechts klafft eine Lücke.
"Bei so viel Geld muss man auch als Trainer unter Umständen im Sinne des Vereins denken." VfB-Trainer Bruno Labbadia über das Träsch-Angebot bei dessen Vertrag bis 2012
Träsch, den Magath bereits in seinen Tagen als Trainer-Manager bei Schalke 04 als "sehr interessanten Spieler" bezeichnet hatte, erklärte jedoch schon oft, er fühle sich im Mittelfeld wohler. Dazu passt, dass Träsch nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub zu Wochenbeginn im Gespräch mit Bobic noch einmal klar betonte, sofort und zwar "aus sportlichen Gründen" nach Wolfsburg wechseln zu wollen.
Ein klarer Wunsch und viele Indizien - der "Träsch-Talk" scheint zum Ende zu kommen. Selbst Stuttgart-Trainer Bruno Labbadia sagt im großen kicker-Interview: "Wenn ein anderer Verein bereit ist, so viel Geld für einen Spieler auf den Tisch zu legen, dessen Vertrag in einem Jahr ausläuft, muss man auch als Trainer unter Umständen im Sinne des Vereins denken." Die Suche nach einem neuen Rechtsverteidiger jedenfalls ist beim VfB längst angelaufen.
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