Bundesliga

Molinaro kämpft um seine Zukunft



Die Lage ist denkbar einfach, aber irgendwie auch verdammt kompliziert. VfB-Linksverteidiger Cristian Molinaro (28) will spielen, und zwar von Beginn an. Weil er das zuletzt nicht durfte, kämpft er nun verbissen um die Rückkehr in die Startelf. Und wenn ihm die nicht gelingt, wenn es klare Signale gibt, dass Trainer Bruno Labbadia hinten links auf den Japaner Gotoku Sakai oder den Ivorer Arthur Boka setzt, dann wird sich der Italiener Molinaro spätestens im Sommer ernsthafte Gedanken um einen Wechsel ­machen. Trotz seines Vertrags bis 2014.

Es ist zuletzt viel passiert rund um Cristian Molinaro. Da war die Formkrise des Linksverteidigers, der sich nach der Winterpause zum Unsicherheitsfaktor in der VfB-Defensive entwickelte. Und obendrein sah er im dritten Rückrundenspiel bei Bayer Leverkusen (2:2) die Rote Karte. Molinaro war gesperrt – und Gotoku Sakai vertrat ihn so gut, dass sich Molinaro nach Ablauf der Sperre erst mal hinten anstellen musste.

Zu allem Überfluss blieb zunächst nicht einmal der Platz auf der Bank, weil Labbadia Arthur Boka als Vertreter für Sakai in den Kader berief. Molinaro, den die Roten im Januar 2010 erst von Juventus Turin ausliehen und dann im Sommer für vier Millionen Euro verpflichteten, war tief gefallen. Der einstige Stammspieler musste rauf auf die Tribüne.

Molinaro will gebraucht werden

Schlimmer kann es kaum kommen für einen Fußballer. Die Gedanken an einen Wechsel, sie kommen da fast schon automatisch. „Ich habe so etwas auch schon mal bei Juventus Turin erlebt“, sagt Molinaro, „da habe ich immer gespielt, und plötzlich saß ich draußen. Da habe ich mir Gedanken gemacht – und bin zum VfB gewechselt.“

Dieselben Gedanken geistern jetzt wieder durch seinen Kopf. Molinaro sehnt sich nach dem Gefühl, gebraucht zu werden, und zwar in der Startelf. Ansonsten, so sagt er, müsse man sich im Sommer zusammensetzen und die Lage bereden. Sein Berater Uli Ferber meint, dass es einige Anfragen aus Italien gebe – darunter soll eine lose Offerte des AC Mailand sein.

Wenn sich Molinaro in den nächsten Wochen keinen Stammplatz erkämpft, wäre das ein klares Signal für einen Wechsel. Der VfB muss ohnehin sparen und will sein Gehaltsvolumen in der nächsten Saison auf 40 Millionen Euro herunterschrauben. Für teure Bankdrücker wie Molinaro (geschätztes Jahresgehalt 2,2 Millionen Euro) wäre dann kein Platz mehr. Für beide Beteiligten wäre ein Transfer die beste Lösung – wenn ein Verein bereit ist, eine angemessene Ablöse zu zahlen. Molinaro könnte woanders spielen. Und der VfB hätte einen teuren Profi vom Hof.

Starker Auftritt beim BVB

Doch weil es im Fußball eben so verdammt schnell gehen kann, ist im Fall Molinaro das letzte Wort noch lange nicht gesprochen. Denn es gibt ihn, den Funken Hoffnung für den italienischen Linksverteidiger.

Gegen den 1. FC Nürnberg (0:0) durfte er vor eineinhalb Wochen immerhin auf der Bank Platz nehmen. Und dann, im Wahnsinnsspiel bei Borussia Dortmund (4:4), schlug seine Stunde. Molinaro kam nach 61 Minuten für den schwachen Arthur Boka, der für den nach rechts gerückten Sakai hinten links ran durfte und seine Chance nicht nutzte. Molinaro dagegen „zündete den Turbo“, wie er sagt: „Wenn du so lange nicht spielst, bist du total heiß, wenn du rein kommst.“

Molinaro brannte darauf, es allen zu zeigen – was ihm eindrucksvoll gelang. Hinten stand er sicher, nach vorne zeigte er wieder seine Tempoläufe und brachte die Flanken punktgenau auf seine Mitspieler. So muss er sich vor den Konkurrenten Sakai und Boka nicht verstecken. Und so ist er wieder ein Kandidat für die Startelf – auch im Spiel gegen den FSV Mainz (Samstag, 15.30 Uhr/Sky und Liga total). „Ich gebe Vollgas, ich will unbedingt wieder von Beginn an spielen“, sagt Molinaro. Und: „Ich fühle mich noch immer wohl beim VfB.“ Doch ohne Stammplatz wird sich das bald ändern.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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