Bundesliga

Zauber-Fußball mit Ibisevic und Harnik



Klar, die Tore sind immer noch das Wichtigste im Fußball. Aber ein Trainer ist ja immer auch Ästhet, Genießer, ein Liebhaber des Außergewöhnlichen. Und so kam es am Samstag in Hamburg, dass der VfB gerade vier Treffer gegen den HSV erzielt hatte – und Bruno Labbadia mitten in seinen Ausführungen plötzlich abschweifte und auf die Begegnung gegen den SC Freiburg zu sprechen kam. Genauer: auf das 1:0 durch Martin Harnik (24). Dabei ging es ihm gar nicht so sehr um den Österreicher, sondern um den Mann, der den Treffer eingeleitet hatte.

Nach Zuspiel von Gotoku Sakai war Harnik in den Strafraum gezogen, Vedad Ibisevic (27) hatte die Ballannahme angetäuscht und somit die Gasse für seinen Sturmpartner geöffnet. „Das war ein Traum, wie er den Weg für Harnik aufgemacht hat“, schwärmte Labbadia über den Bosnier, der in der ­Winterpause für knapp fünf Millionen Euro Ablöse von 1899 Hoffenheim auf den Cannstatter Wasen gekommen war.

Bitte, so viel Lobpreisung für den Mittelstürmer ist kein Einzelfall. Nicht bei Bruno Labbadia, der dessen Qualitäten so zusammenfasst: „Auch wenn er nicht trifft, reißt er Lücken, macht tolle Laufwege – auch defensiv.“ Nicht bei den Mitspielern, von denen Khalid Boulahrouz sagt: „Vedad arbeitet unheimlich viel für die Mannschaft. Er hält die Bälle, verlagert das Spiel, das macht er überragend.“ Und nicht bei Sportdirektor Fredi Bobic, der sagt: „Einen wie ihn haben wir gebraucht. Er ist immer präsent, behauptet mit großer Ruhe die Bälle, bindet die Gegenspieler und arbeitet für die Halbstürmer und unseren Zehner.“ Also Martin Harnik, Shinji Okazaki und Tamas Hajnal.

„Es macht Spaß, mit ihm ­zusammenzuspielen“

Keine Frage: Vedad Ibisevic hat bereits nachhaltig Eindruck hinterlassen. Bei Cacau wissen die Mitspieler viel zu häufig nicht, was in dessen Kopf vorgeht. Der deutsche Nationalstürmer ist zu unberechenbar, außerdem ist er kein typischer Knipser und keiner, der die anderen vor dem gegnerischen Tor verlässlich in Szene setzt. Insofern bringt Vedad Ibisevic ganz neue Qualitäten in den Angriff der Roten, die seit der Winterpause 18 Treffer erzielt haben – so viele wie keine andere Bundesligamannschaft. Zwei Tore und vier Vorlagen in den letzten vier Spielen für Ibisevic können sich sehen lassen. „Im Moment läuft es sehr gut, das genieße ich“, sagt er über ­seinen gelungenen Einstand.

Da ist er nicht der Einzige. Vor allem Martin Harnik blüht an der Seite seines neuen Partners auf. Acht Tore hat der österreichische Nationalspieler in sieben Rückrundenspielen erzielt – viermal profitierte er dabei von Ibisevic.

Beim 5:0 gegen Hertha BSC erzielte ­Harnik das 2:0 – Vorarbeit Ibisevic.

Gegen Hannover 96 traf Harnik zum 1:4 (Endstand 2:4) – nach Zuspiel von Ibisevic.

Gegen Freiburg (4:1) führte die Körpertäuschung von Ibisevic zum 1:0 durch Harnik.

In Hamburg profitierte Harnik bei seinem Treffer zum 4:0-Endstand von Ibisevic, der den Ball uneigennützig auf ihn weitergeleitet hatte. „Das war klasse vorbereitet, den musste ich machen“, sagte Harnik, „Vedad ist nach vorn immer präsent und eine Bereicherung für unser Spiel. Es macht Spaß, mit ihm ­zusammenzuspielen.“

Harnik jagt Bobic’ Vereinsrekord

Dank Ibisevic jagt Harnik jetzt sogar einen Vereinsrekord der Roten. Den hält Fredi Bobic. In der Saison 1995/96 hatte der Manager sieben Tore in sieben aufeinanderfolgenden Bundesligaspielen erzielt. Harnik hat in den letzten fünf Spielen fünfmal getroffen. Gelingt ihm das auch in den nächsten Partien gegen den 1. FC Kaiserslautern, in Hoffenheim und gegen den 1. FC Nürnberg, hat er Bobic entthront. „Das darf er gerne“, sagt der Manager, „jedes Tor bringt uns nach vorn.“

Und in der Tabelle womöglich weiter nach oben. Womöglich noch in die Europa-Liga? Da will sich Vedad Ibisevic nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. „Nach dem 2:4 in Hannover hat darüber keiner nachgedacht. Und das liegt erst zwei Wochen zurück“, sagt er. Ganz schön defensiv für einen Vollblutstürmer. Aber solange er sich weiter auf dem Platz austobt, soll es allen recht sein.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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