Bundesliga

Egoismus? Cacau setzt sich zur Wehr



Wenn ein Stürmer über einen längeren Zeitraum das Tor nicht trifft, werden die Minuten gezählt. 464 sind es mittlerweile bei Cacau. Wenn ein Stürmer in so einer Phase der Erfolgslosigkeit auf dem Platz auch noch durch Abwinken, Schimpfen und Zetern auffällt, fragt man sich irgendwann: Was ist los mit diesem Kerl? Bei Cacau ist dieser Punkt erreicht. Es geht um seine negative Körpersprache und darum, ob er seine Mitspieler dadurch mit runterziehen könnte. Wenn der Stürmer des VfB Stuttgart in diesen Tagen den Sportteil der Zeitung aufschlägt, muss er über sich lesen, dass er zurzeit mehr durch Meckern und Egoismus als durch Leistung auffalle. Eine Lektüre, die ihm nicht gefällt.

Jetzt setzt er sich zur Wehr.

Der Stürmer wirkt nach der gestrigen Trainingseinheit angespannt. Man spürt, dass er dringend etwas loswerden will. Dann setzt er sich auf eine Bank und legt los. "Ich verstehe das nicht", sagt er. "Ich weiß, was ich auf dem Platz tue - und ich versuche immer, dem Team zu helfen." Vorwürfe, dass er zuletzt mit seinen Emotionen überreagiert und die Mitspieler mit heruntergezogen habe, weist Cacau weit von sich. "Das ist doch immer so: Wenn du triffst und gewinnst, werden dir genau solche Eigenschaften positiv ausgelegt. Der spornt die anderen an, der zieht sie mit, der macht sie auch mal auf Dinge aufmerksam, wenn es in einer Phase des Spiels nicht läuft, heißt es dann. Und jetzt soll das alles plötzlich schlecht sein."

Cacau sagt, dass er sich in der Phase des Misserfolgs nicht geändert habe: "Nehmen wir doch mal das Ende der vergangenen Rückrunde, als wir viele Spiele gewonnen haben und ich das Tor getroffen habe. Auch da war ich immer ein Typ, der auch mal zum Schiedsrichter hin ist oder die Mitspieler auf Fehler hingewiesen hat." Jetzt werde ihm genau das als Schwäche ausgelegt: "Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich will wissen, was passiert wäre, wenn ich gegen den HSV am vergangenen Freitag den Ball ins Tor und nicht an den Pfosten gesetzt hätte - da würden wir über so etwas doch gar nicht sprechen."

Auch von Parallelen zum Beginn der Vorsaison will Cacau nichts wissen. Damals wollte er zu viel auf einmal, verkrampfte und meckerte, weil er mit sich und der Welt nicht im Reinen war. Damals erkannte Cacau seine persönlichen Fehler, sprach öffentlich darüber und legte den Schalter um. Heute sagt er, dass ihm das sicher nicht noch einmal passieren werde. "Darum muss ich ja jetzt fast lachen, wenn mir so etwas unterstellt wird. Ich werde doch sicher nicht noch einmal denselben Fehler machen."

In seiner jetzigen Situation sei er sehr selbstkritisch. Er wisse, dass er an sich arbeiten müsse, sagt Cacau: "Ich weiß, dass sportlich nicht alles rund lief - aber das heißt noch lange nicht, dass ich verkrampfe und mich nicht unter Kontrolle habe." Die Diskussion über seine Körpersprache interessiere ihn nicht: "Wenn ich mich davon beeinflussen lassen würde, könnte ich mich nicht mehr auf das Sportliche konzentrieren."

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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