VfB in Europa-Liga?

Mehr Last als Lust?


Der letzte Auftritt des VfB Stuttgart in der Europa-League: Shinji Okazaki (l.) im Zweikampf mit Maxi Pereira von Benfica Lissabon.

Wenn Bruno Labbadia an die Europa-Liga denkt, bekommt der VfB-Trainer leuchtende Augen. Das richtige Prickeln stellt sich für Fußballfans und -profis unter der Woche zwar nur dann ein, wenn die Champions-League-Hymne ertönt. Doch der kleine Bruder der Königsklasse hat auch seinen Reiz. „Es ist super erstrebenswert, daran teilzunehmen“, sagt Labbadia, „wer da mal gespielt hat, der weiß, was da abgeht.“

Na dann: ab nach Europa!

Allerdings muss man den Vergleich auf der internationalen Bühne nicht so begeistert sehen wie Labbadia. Fredi Bobic denkt eher an weite Reisen, halbvolle Stadien und Gegner, die kein Mensch kennt. Deshalb ist der Manager skeptisch, was die Strahlkraft des Wettbewerbs auf Spieler und Fans betrifft. „Für das Renommee des Vereins wäre eine Teilnahme gut, keine Frage“, sagt Bobic, „aber unsere Fans nehmen die Europa-Liga nicht richtig an, das Stadion war nicht annähernd voll. Außerdem muss niemand denken, dass da finanziell viel hängenbleibt.“

„Natürlich wollen wir international spielen“

Ähnlich gespalten sind die Ansichten in der Mannschaft. „Der VfB gehört einfach nach Europa“, sagt Georg Niedermeier. „Natürlich wollen wir gern international spielen“, sagt Torhüter Sven Ulreich, „aber nach der vergangenen Saison sollten wir kleinere Brötchen backen. Schön, wenn es klappt. Aber es muss auch nicht unbedingt sein.“

Bitte, die Chance ist da. Zurzeit ist der VfB Siebter in der Bundesliga, dieser Platz würde zur Teilnahme an der Qualifikation genügen (siehe Info). Und dann? Welche Auswirkungen hätte das auf die Roten?

Das Renommee: Internationale Auftritte sind immer gut für den Ruf und das Image des Vereins. Mit Sicherheit würde die Europa-Perspektive die Suche nach dem neuen Hauptsponsor und neuen Spielern nicht erschweren und die Verhandlungsposition des Vereins bei Vertragsgesprächen verbessern.

Der Kader: Mehr Reisen bedeuten mehr Strapazen, mehr Spiele womöglich mehr Verletzungen. Einen größeren Kader würde sich der VfB gleichwohl nicht zulegen. „Wir müssen die Kosten drücken“, betont Fredi Bobic, „wir setzen auf die Jungen, diesen Weg müssen wir einschlagen.“ Bruno Labbadia schwebt „kein Riesenkader, sondern ein gleichmäßig besetzter Kader“ vor.

Die Belastung: Wenn die Roten in der neuen Saison tatsächlich verstärkt auf Talente setzen, sind diese erst mal damit beschäftigt, sich in der Liga zurechtzufinden. Labbadia sieht darin kein Problem: „Wir bringen die Jungen ja nicht auf Knopfdruck alle auf einmal, sondern wollen in den nächsten zwei, drei Jahren auf sie setzen.“ Das klingt aber ganz anders als bei Bobic.

Die Einnahmen: Die Teilnahme garantiert eine Million Euro, der Sieger erhält ohne Fernsehgelder 6,44 Millionen Euro. Die Uefa zahlt pro Sieg in der Gruppenphase 140 000 Euro und für jedes Unentschieden 70.000 Euro. Für den Einzug in die Zwischenrunde gibt es 200.000 Euro, fürs Achtelfinale 300.000 Euro, fürs Viertelfinale 400.000 Euro und fürs Halbfinale 700.000 Euro. Jede Live-Übertragung bringt 300.000 bis 500.000 Euro. Nach Abzug der Reisekosten und der Erfolgsprämien für die Spieler bleibt in den ersten Runden nicht viel übrig. Finanziell interessant wird es vom Viertelfinale an.

Die Zuschauer: Den großen Ansturm gab es in der vergangenen Saison nicht, wenn der VfB international spielte. Die meisten Zuschauer (25.800) lockte das Heimspiel in der Zwischenrunde gegen Benfica Lissabon an. „Die Europa-Liga wird in Stuttgart nicht richtig angenommen“, sagt Fredi Bobic, „in Schalke und in Hannover ist das anders. Da ist jedes Spiel ausverkauft, egal gegen wen.“

Allerdings sagt der Manager auch: „Ich will die Europa-Liga nicht kaputtreden.“ Nicht, dass den Spielern am Freitagabend die Argumente ausgehen, warum sie beim Meister Dortmund gewinnen wollen.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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